Mission auf Leben und Tod

noch am Strand und warfen sich vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr die Bälle zu.
    Der Abstand zwischen ihnen war jetzt größer, größer als während des gesamten Jahrs, als sie auf dem Rasen vor dem Haus gespielt hatten. Er betrug fast 20 Meter.
    Mack warf ziemlich hart, immer auf Tommys linke Seite, und der kleine Junge schnappte sich den Ball, pflückte ihn aus der Luft und warf ihn seinem Vater zurück, hoch, tief, links und rechts. Und Mack fing ihn auf.
    Er versuchte seinen Sohn auf die Probe zu stellen, wollte aber nicht, dass der Junge einen zu weiten Ball verpasste, nicht nach allem, was er durchgemacht hatte. Nur zu gut erinnerte er sich an jenen Nachmittag im Juli, als Tommy bei einem leichten Ball aus dem Gleichgewicht geraten war und darauf die Lust am Spiel verloren hatte.
    Ebenso gut erinnerte er sich an die Worte des Arztes, der Anne gesagt hatte, Gleichgewichtsstörungen seien eines der Symptome von ALD. Jetzt aber bemerkte er nur, dass Tommys leichtfüßige Beine und seine flinke Hand von Mal zu Mal besser wurden.
    Tommy warf ihm einen hohen Ball zu, hoch über Macks rechte Schulter. Mack verdrehte sich, holte sich den Ball und warf ihn, aus einem Reflex heraus, sofort zurück, hart und niedrig an die rechte Körperseite des Jungen. Tommy ließ den linken Arm herumschnellen, tauchte tief ab, packte sich den Ball und rollte sich im Sand ab.
    Mack wollte bereits zu ihm, aber Tommy war blitzschnell auf den Beinen und schleuderte den Ball zurück. Mack war so verdattert, dass er einfach stehen blieb, während der Ball an seinem linken Ohr vorbeizischte.
    »Du hast gedacht, du kriegst mich, was, Daddy!«, rief Tommy. »Schau, wo der Ball ist – mach hin, sonst rollt er ins Wasser.«
    Mack stürzte los, rannte zum Ufer, platschte durch die niedrigen Wellen, die über den harten Sand spülten. Coronado, wieder musste er daran denken. Er würde es nie loswerden. Er sah zum kleinen Jungen, und erneut hörte er die längst verwehten Stimmen der SEAL-Ausbilder, die ihm einst alles beigebracht hatten.
    Mein Dreizack ist das Symbol meiner Ehre. Er verkörpert das Vertrauen jener, die zu beschützen ich geschworen habe. Ich suche nicht Anerkennung für meine Taten. Freiwillig stelle ich mich in den Dienst anderer, um für ihr Wohlergehen und ihre Sicherheit zu sorgen.
    Die Erinnerung daran ließ ihn abrupt stehen bleiben. Der Sand, das Meer, die kalte Abendbrise auf seinem Gesicht. Die Stimmen. Das alles erinnerte ihn an das, was vergangen war und nie mehr zurückkommen würde. Was gesagt worden war, und was niemals gesagt werden würde.
    Und dann hörte er seine eigene Stimme, klar, aber ebenso fern, fest und selbstsicher, die Worte, die er damals vor so langer Zeit auf dem Asphaltrechteck in Coronado gesprochen hatte, das Glaubensbekenntnis der Bruderschaft.
    Ich bleibe bis zum Ende meiner Tage ein United-States-Navy-SEAL.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
Diamondhead bei Vanguard Press, New York

    Vollständige deutsche Taschenbuchausgabe 03/2013
    Copyright © 2009 by Patrick Robinson
Copyright © 2011 der deutschsprachigen Ausgabe
    by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagillustration und Umschlaggestaltung:
© Nele Schütz Design, München
Satz: C. Schaber Datentechnik, Wels
    eISBN 978-3-641-11369-8

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