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Mission auf Leben und Tod

Mission auf Leben und Tod

Titel: Mission auf Leben und Tod
Autoren: Patrick Robinson
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immer eine Stunde, bis sein Flug nach Dublin aufgerufen wurde. Er war in Gedanken versunken und konnte sich kaum gegen die lebhaften Bilder der brennenden Panzer am Euphratufer wehren, die ihm wieder deutlich vor Augen standen. Mehr und mehr aber schob sich allmählich ein sehr viel drängenderes Problem in den Vordergrund – wie und wann sollte er Anne und Tommy kontaktieren?
    Er hatte sich geschworen, Harrys magisches Astronautenhandy nur dann einzusetzen, wenn es für ihn um Leben und Tod ging. Er wollte keinerlei Spuren in Frankreich hinterlassen, nichts, was beweisen könnte, dass Mackenzie Bedford die Grenzen der USA verlassen hatte. Das Handy war so sicher, wie es nach den Maßstäben der modernen Weltraumforschung nur sein konnte. Er wusste aber auch, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gab, für niemanden, nirgends, nie. Mein Gott, man konnte professionell ausgebildete und bis an die Zähne bewaffnete US-Kampftruppen in einen Panzer setzen, dessen Armierung auf dem Papier als undurchdringlich galt, und ein Haufen durchgeknallter, in zerlumpten Laken durch die Gegend laufender Analphabeten fand eine Möglichkeit, alle auszulöschen.
    Das Superhandy war ein Superhandy, aber sollte er es riskieren, in dieser Phase eine wenngleich kaum wahrnehmbare Spur in Frankreich zu hinterlassen? Antwort: nein. Er würde anrufen, sobald er in Boston gelandet war, nicht eher. Also blieb er im Restaurant sitzen, trank eine zweite Tasse Kaffee und versuchte nicht daran zu denken, dass er nicht wusste, ob sein Sohn noch am Leben war oder tot.
    Nein, er konnte nicht tot sein. Der fähigste Chirurg der Welt würde nicht zulassen, dass er starb. Nein, Tommy war am Leben – er musste am Leben sein. Sehr bald würden sie wieder zum Angeln gehen. Halt durch, Junge. Ich bin bald wieder da.

    Senator Rossow war in seinem Büro im Kapitol, als das Telefon klingelte. »Monsieur Jules Barnier in der Leitung«, rief seine Assistentin.
    Der Senator hob ab. »Guten Morgen, Jules. Habe ich das Vergnügen, mit dem nächsten französischen Präsidenten zu reden?«
    Die unmittelbaren Folgen des Mordes, das landesweite Entsetzen in Frankreich, die Trauer waren in Washington, D. C., noch nicht so richtig angekommen – wahrscheinlich deshalb nicht, weil Frankreich in den USA als Land gesehen wurde, das nur von verdammt unkooperativen Ausländern bevölkert war.
    Jules Barnier reagierte leicht verdattert auf Stanford Rossows unverfrorene Bemerkung zu einem Verbrechen, das das ganze Land in Aufruhr versetzt hatte. Die beiden Männer waren allerdings seit Jahren befreundet, und dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Lazard-Bank war nur allzu bewusst, dass es vor allem Amerikanern in Führungspositionen häufig am gewissen savoir faire und einer gewissen Feinfühligkeit mangelte.
    Jules Barnier hatte Henri Foche seit geraumer Zeit gekannt. Sie waren nicht sonderlich eng befreundet gewesen, hatten aber gelegentlich zusammen gegessen, und wenn Barnier auch der leidenschaftliche Ehrgeiz abging, der Foche an die Spitze der französischen Politik geführt hätte, so löste dessen gewaltsames Ableben beim Pariser Bankier doch beträchtliche Trauer aus.
    »Ach, Stanford«, antwortete er, »immer der Pragmatiker.«
    »Na, ich hab doch recht, oder? Jetzt übernehmen Sie Foches Position als gaullistischer Präsidentschaftskandidat, und nichts sollte Ihnen mehr im Weg stehen. Mein Freund, der Weg in den Élysée-Palast ist frei für Sie, und ich freue mich schon darauf, in den Genuss Ihrer dann sicherlich unübertrefflichen Gastfreundschaft kommen zu dürfen.«
    Trotz allem musste Jules Barnier nun doch lachen. »Eigentlich habe ich angerufen, um Ihnen mitzuteilen, dass ich von meinem Posten bei der Bank zurückgetreten bin. Es ließ sich mit meiner vorgesehenen politischen Karriere nicht mehr vereinbaren. Alle hatten Verständnis dafür, die anderen Aufsichtsratsmitglieder zeigten sich sehr entgegenkommend.«
    »Das will ich doch meinen«, erwiderte Rossow. »Schließlich haben die durch Sie einen Haufen Kohle verdient. Sie werden es vermissen, dieses Spannungsfeld der Weltwirtschaft.«
    »Vermutlich, aber es wird wahrscheinlich genügend andere Spannungsfelder geben, wenn ich erst zum Präsidenten gewählt bin.«
    »Daran besteht kein Zweifel, oder?«
    »Nein, im Grunde nicht. Die Gaullisten werden siegen. In jeder Meinungsumfrage liegen wir weit in Front. Und ich bin jetzt deren Präsidentschaftskandidat.«
    »In wenigen Monaten werden Sie an der
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