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Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)

Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)

Titel: Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
Autoren: Patrick Robinson
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seinen beiden Kindern an Bord einer gecharterten Jacht einen Kurzurlaub verbracht hatte. Er hieß Gunther, war 1,93 Meter groß und hatte einen Vollbart.
    Sein Anwalt behauptete jedoch, er sei Trainer der Schweizer Fußballnationalmannschaft, habe sein Leben lang keine Waffe abgefeuert und zum Zeitpunkt des Attentats mit der Familie auf der Strandpromenade in Saint-Malo Kaffee getrunken. Er fügte noch hinzu, dass er im Namen seines Mandanten die französische Polizei auf finanzielle Entschädigung in nicht genannter Höhe verklagen werde wegen der rechtswidrigen Verhaftung, wegen Verleumdung, Ehrverlust, psychischer Belastungen und weiß Gott noch alles. Trotzdem saß Gunther im Moment im Kittchen und wartete auf seine Anhörung. Der bretonische Polizeichef Pierre Savary verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, den richtigen Mann geschnappt zu haben.
    »Dummer Arsch«, murmelte Mack nur.
    Nachts schlief er unruhig; er machte sich Sorgen um Tommy. Als er vom Hotel geweckt wurde, wählte er mit zitternden Fingern die Nummer der Klinik. Er wurde sofort zum Büro von Carl Spitzbergen durchgestellt und dann zum großen Chirurgen persönlich.
    »Na, Lieutenant Commander, Sie haben einen ganz großartigen Jungen.«
    »Danke, Sir«, antwortete Mack. »Eigentlich rufe ich an, um zu erfahren, ob bei ihm alles in Ordnung ist.«
    »Bei ihm ist alles in Ordnung, soweit ich das von hier aus sagen kann«, sagte Carl Spitzbergen. »Das heißt, sollte ich vielleicht anfügen, dass er so gesund ist wie nur möglich. Er ist zäh und stark, und er hat die achtstündige Operation weggesteckt, wie man das von einem Jungen nicht besser erwarten konnte.«
    »Kann ich mit ihm reden?«
    »Sicher, wenn er hier wäre. Seine Genesung verlief so schnell, dass ich ihn schon nach zwölf Tagen entlassen habe. Er und seine Mutter sind gestern mit der Morgenmaschine von Genf aus nach Hause geflogen.«
    »Sie meinen, er ist schon wieder in den Staaten?«
    »Das hoffe ich doch«, erwiderte der Chirurg.
     
    An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Mack zog sich an, zahlte, nahm ein Taxi zum Busbahnhof und kaufte eine Fahrkarte für den ersten Bus nach Brunswick, Maine, der um sieben Uhr losfuhr.
    Er war ganz benommen vor Glück, als er den Boston Globe las. Foche war von der Titelseite verdrängt worden, ein Artikel auf den hinteren Seiten aber informierte darüber, dass der in Saint-Malo verhaftete Schweizer Staatsbürger mangels Beweisen auf freien Fuß gesetzt worden war.
    Es war kurz nach zehn, als der Bus Brunswick erreichte; Mack war der einzige Fahrgast, der ausstieg. Er stand an der Bushaltestelle und wartete auf den Lokalbus, der ihn zehn Minuten später nach Hause bringen würde.
    Es war ein seltsames Gefühl, nach allem, was geschehen war, nach Maine zurückzukehren. Die Herrlichkeit der Landschaft schien sich seit seiner Abreise noch verstärkt zu haben; bewundernd starrte Mack auf den Kennebec, der in zahllosen Windungen nach Dartford strömte, begleitet von den unermüdlichen Schreien der Möwen und Küstenseeschwalben.
    Als der Bus schließlich oben an der Straße hielt und er ausstieg und sich auf den Weg machte, überlegte er, was zum Teufel er Anne erzählen sollte – wo er gewesen war, warum er nicht angerufen hatte und warum er wollte, dass sie wie ein irischer Kobold aussah.
    Im Moment aber zählte das alles nicht. Er ging mit seiner Ledertasche mitten auf der einsamen Straße. Vor sich konnte er die Mündung des Kennebec sehen, bald würde das Haus in Sichtweite kommen, in dem Anne und Tommy wahrscheinlich einen Schock erlitten, wenn er einfach aus dem Nichts auftauchte. Aber daran waren sie gewöhnt. Sein ganzes Leben lang
war er plötzlich verschwunden und wieder aufgetaucht. So oft war es vorgekommen, dass er nicht hatte anrufen, ihr nicht hatte sagen können, was er tat, wohin er unterwegs war oder wann er zurückkehren würde.
    Alle SEAL-Einsätze waren streng vertrauliche Geheimoperationen. Bei jedem Einsatz wurden sie schon Tage vor dem Abmarsch abgeschottet: keine Telefonate von und zur Basis, keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Anne kannte das und hatte es als Frau eines Marineoffiziers der Spezialkräfte akzeptiert. Wahrscheinlich würde sie ihn nie danach fragen, was er getrieben oder wo er sich aufgehalten hatte. Sie hatte es noch nie getan.
    Er war am Haus angekommen, ging über den großen Garten und trat auf die Veranda. Und dort entdeckte ihn Anne, als sie aus dem Fenster sah. Sie rannte nach draußen, warf sich ihm in
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