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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht
Autoren: Reinhard Berk
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das auch alles gar nicht wissen, mit solchen ekligen Sachen will ich nichts zu tun haben."
    "Na, das bekommen wir raus", murmelte sich Wagner selbst zu.
    Die Frau wurde unruhig und die Beamten merkten, dass sie gleich nicht mehr weiter kamen bei ihr.
    "Mehr weiß ich nicht darüber, das können sie mir glauben. Mit der Sache mit dem Jungen habe ich nichts zu tun."
    Wagner und Mees beschlossen, es fürs Erste dabei bewenden zu lassen. Das war viel mehr Information, als sie erhofft hatten.
    "Danke, dass Sie uns weitergeholfen haben, wir wissen das zu schätzen", sagte Richard . Er lächelte die Frau an und in seinem Inneren empfand er das große Bedürfnis, Nicoletta Tschetschowa eine knallharte Rechte in ihr deformiertes Gesicht zu setzen.
    Die Rumänin nickte leicht mit dem Kopf und ließ sich langsam zurück in das Kopfkissen sinken. Sie waren fast an der Tür, als sich Richard noch einmal kurz zu ihr herumdrehte.
    "Ach so Frau Tschetschowa, bevor ich es vergesse ...", er machte eine kleine Pause und grinste, "... Doktor Heb verhören wir heute Nachmittag. Es geht ihm den Umständen entsprechend ganz gut und wir sind gespannt, was er uns erzählen wird. Auf Wiedersehen."
    Der Punch hatte sie getroffen. Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sollte der Doktor wirklich überlebt haben? Es konnte sein, sie hatte gestern keine Zeit mehr gehabt, sich davon zu überzeugen, ob er wirklich tot war. Scheiße!
    Vorm Krankenhaus musste Richard rauchen. Die Kommissare waren sich im Klaren, was für einen Stein sie ins Rollen bringen würden, sollte sich Nicolettas Geschichte nur halbwegs bestätigen. Je mehr Richard darüber nach dachte, umso weniger zweifelte er daran. Wagner war wesentlich skeptischer, was auch daran lag, dass es ihm grauste bei dem Gedanken daran, welche Auswirkungen die Ermittlungen nach sich zogen. Richard wurde allerdings immer klarer, dass er eine Handgranate in der Hand hielt. Er musste sie nur noch entsichern und sein ganz persönliches Deja vu mit Oberstaatsanwalt Koepp würde eine geile Party werden. Dieser Gedanke vertrieb den Ekel und ließ einen Film mit einem großen Finale in seinem Kopf ablaufen.
    "Da hat uns die Kleine aber starken Tobak aufgetischt", meinte Wagner und nickte wie sich selbst beipflichtend mit dem Kopf.
    "Zweifelst du an ihrer Geschichte?"
    "Nein!", es kam wie aus der Pistole geschossen und Richard war überrascht, wie überzeugt sein Kollege zu sein schien.
    "Und du?"
    "Kein bisschen, ausgenommen ihren Part natürlich. Sie ist ein ganz abgewichstes Luder.
    Aber die Sache mit Baumel, dem Doktor und den Kindern, nehme ich ihr so ab."
    Wagners Nicken verstärkte sich. "Was sollen wir deiner Meinung nach jetzt machen?", fragte er.
    Richard überlegte und antwortete sich noch unschlüssig anhörend: "Du weißt, dass wir eurem toten Baumel jetzt kräftig ans Bein pinkeln?"
    "Ist mir schon klar. Hier wird mächtig was los sein, wenn sich die Aussage der Frau bestätigt. Aber was heißt hier EUER Baumel? Ich mag solche Typen eh nicht, die sich immer in den Vordergrund spielen und mit der scheiß Politik, hab ich auch nicht viel am Hut. Sind doch eh alles Verbrecher, siehste doch." Hauptkommissar Wagner betrachtete die Sache nüchtern und grinste. Das gefiel Richard und spielte ihm in die Karten. Okay, dann lass uns mal hören, was der Staatsanwalt der Presse mitteilt", meinte er und gab die Richtung vor. Die beiden Beamten machten sich auf dem schnellsten Weg ins Jugendheim. Immer noch war die Spurensicherung im ganzen Haus zu Gange. Ein junger Streifenpolizist erklärte ihnen, dass die anberaumte Pressekonferenz gleich im ersten, dem Eingang am nächsten gelegenen Studierraum stattfand. Wagner bedankte sich und sie betraten leise den kleinen Saal.
    Koepp saß in der Mitte und wurde auf der linken Seite flankiert von Staatsanwältin Heuss und einem jungen Referenden. Rechts von ihm waren Schön und Mertes platziert. Es waren bestimmt zwanzig Journalisten anwesend. Mehrere Fernsehteams hatten ihre Kameras an der rückwärtigen Wand auf das Podium ausgerichtet. Es war der größte Presseauftrieb, den die Kreisstadt bis dato je erlebt hatte.

    *

30.06.1994
    Koepps Auslassungen wurden begleitet von einem fortwährenden Blitzlichtgewitter. Er informierte die Presse und die Nachrichtenleute der Radio- und Fernsehstationen über die ihm bisher bekannten Details. Ihm gefiel diese Rolle und er nutzte sie weidlich aus. Er vergaß nicht die hervorragende Arbeit, des unter seiner Leitung
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