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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Autoren: Marlies Lüer
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Valerius uns jetzt sehen würde! Ich musste grinsen. Was würde er wohl sagen, der angehende Herr Meeresbiologe und Wissenschaftler?
    Dann entspannte ich mich, ließ meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf, hielt spontan die kleine Kerze in meinen Händen auf Höhe meines Herzens und flüsterte ihr meine innigsten Wünsche zu.
    Nebenan hörte ich aus dem Schlafraum klatschende Geräusche und Mira, wie sie etwas schnaufte. War das denn anstrengend, was sie machte? Dann hörte ich bald darauf die Glocke bimmeln, wie es schien, aus allen Ecken des Raumes. Nach einer Weile kam sie zu mir und winkte mich herbei.
    „Kommen Sie bitte und bringen Sie die Sachen mit.“
    Wir gingen in mein Zimmer und dort wies Mira mich an, die Kerze auf die Erde zu stellen, und zwar in die Mitte des Raumes, die Spiegel in einiger Entfernung rechts und links, so dass die Kerze in der Mitte war und sich darin spiegelte.
    „Zünden Sie nun die Kerze an!“
    Ich tat wie mir geheißen und dann verließen wir den Raum und gingen hinunter in die Küche, nachdem Mira ihre Utensilien im Herzen des Hauses verstaut hatte. Die Treppe war für Mira wieder ein echtes Hindernis, sie ging verkrampft an meiner Hand hinunter und atmete erleichtert auf, als sie sicher in der Küche saß.
    „Nun brauche ich einen Kaffee, meine Liebe.“ Ihr Wunsch war mir Befehl, zumal ich selber auch gern einen Gewürzkaffee trinken wollte. Die Thermoskanne war noch gut gefüllt. Und wir hatten aus der Weihnachtszeit noch einiges an Spekulatius vorrätig.
    „Mira, was geschieht da oben jetzt?“
    Sie lächelte verschmitzt und meinte nur: „Abwarten. Die Kerze tut nun ihr Werk.“
    Wir tranken mit Genuss unseren Kaffee, plauderten und schmiedeten kleine Pläne. Die paar Tage bis zu meinem Arbeitsbeginn wollten wir schon mal anfangen, den Garten frühlingsfein zu machen. All das Laub, das seinen schützenden Dienst den Winter über getan hatte, sollte nun zusammengerecht und auf den Kompost gebracht werden. Damit wollten wir die Gartensaison beginnen. Für mich war das Neuland, das Werkeln im Grünen.
    „Mira, mir fällt grad ein, dass ich Sie vor Monaten schon fragen wollte, wie das mit dem Brief gemeint war.“
    Sie blickte mich mit großen Augen fragend an.
    „Als wir telefonierten, um das Interview zu vereinbaren, also bei unserem allerersten Kontakt, da sagten Sie etwas wie, dass Ihnen das mit dem Brief leid täte. Hatten Sie Ihren Leserbrief gemeint?“
    Mira runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern. Dann hellte sich ihr Gesicht auf.
    „Ach! Jetzt weiß ich, was Sie meinen! Das war mir so rausgerutscht, ich wollte das eigentlich gar nicht sagen. Wissen Sie, ich hatte am Morgen des Tages, den Sie ansprechen, eine Vision gehabt, als ich selber meinen Briefkasten öffnete. Ich sah noch einen weiteren Briefkasten und die Hand einer jungen Frau. Und ich hatte ein sehr ungutes Gefühl, was den Brief anging. Irgendwie wusste ich dann später, dass das Ihre Hand gewesen war. Was stand denn im Brief?“
    „Es war eine Wohnungskündigung, ein Rausschmiss. Mein damaliger Lebensgefährte war schuld daran.“
    „Ach ja, ich erinnere mich! Sie erzählten mir alles, als Sie mit Fieber und der kleinen Gehirnerschütterung im Gästebett lagen.“
    Nach einer Stunde schickte Mira mich hoch, um die Kerze zu löschen, die Spiegel unter fließendem Wasser zu reinigen und dann wegzuräumen. Ich ging also die Treppe hoch, öffnete die Tür und betrat den Raum. Überrascht hielt ich inne und spürte nach. Das Zimmer war augenscheinlich dasselbe, aber es fühlte sich ganz anders an! Ich fühlte einen bemerkenswerten Unterschied. Jetzt war der Raum „leicht“ und wie neugeboren. Er fühlte sich wirklich nach mir an, es war, als käme ich nach Hause. In mein erstes, ureigenes Zuhause. Die Luft im Zimmer prickelte förmlich vor Energie und Freude. War das schön! Wie ging so was? Was genau hatte Mira nur getan? Ob ich das auch lernen konnte? Ich ging in die Küche hinunter, nahm die alte Dame fest in meine Arme und dankte ihr von Herzen.
     
     
     
    Der Sommer, in dem mein Daumen sich grün färbte
     
    Mein Job im Kinderbuchverlag „Sonnenkäfer“ gefiel mir sehr. Der Stress dort war längst nicht so groß wie in der FRiZ-Redaktion. Dafür war die Arbeit auch etwas langweiliger bzw. vorhersehbarer, das musste ich zugeben, aber es störte mich nicht wirklich. Die Kollegen waren nett und umgänglich, die meisten waren etwa in meinem Alter. Mit der Zeit fand ich zu einer
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