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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)
Autoren: Margit Ruile
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geschickt. Und das war nun mal ich.« Er sah sie mit einem schiefen Grinsen an. »Das könnt ihr euch nun sicher nicht mehr vorstellen, oder?«
    Die Kinder schwiegen.
    Thaddäus seufzte. »Nun, wie dem auch sei. Bei dem, was ich hätte tun sollen, habe ich jedenfalls versagt.«
    »Aber diese Nachricht in der Kugel. Es gibt sie noch, oder?«, fragte Miranda.
    Thaddäus Eckling sah sie nicht an, sondern nahm einen tiefen Schluck aus seiner Blechtasse. »Damals hätte ich sie sehen sollen, jetzt ist es zu spät.«
    »Aber du könntest wiedergutmachen, was du damals falsch gemacht hast«, sagte Miranda.
    »Man steigt nie zweimal in den gleichen Fluss. Genauso wenig, wie man eine Fliege zweimal essen kann«, warf Thaddäus nachdenklich ein und sah bedauernd auf die mittlerweile leere Schachtel zu seinen Füßen.
    Eine Weile schwiegen alle.
    »Sie könnten die weißen Zauberer retten, wenn Sie es versuchen«, sagte Mira leise.
    Der alte Zauberer blickte zu Mira. Dann stand er plötzlich auf und straffte sich. »Lege die anderen Kugeln wieder in deinen Rucksack. Wir brauchen nur die eine. Die Zeitsichtkugel.«
    Mira zog das Geschirrtuch weg und tat, wie ihr geheißen. Als sie sah, wie der alte Zauberer die mittlere Kugel in seine Hand nahm, überkam sie plötzlich ein Gefühl von Neid.
    »Man gibt sie ungern wieder her, nicht wahr«, sagte Thaddäus leise zu ihr. Mira schwieg ertappt.
    »Mach dir nichts draus. Das geht allen so! Es liegt in dem Wesen dieser magischen Dinge. Sie fördern nicht gerade die besten Eigenschaften in uns zutage.«
    »Ich weiß«, sagten Mira und Miranda wie aus einem Munde. Miranda blinzelte Mira leicht zu und Mira musste lächeln.
    »Ja, und ich wusste es auch«, sagte Thaddäus und seine Stimme klang erstaunlich klar. Dann wischte er mit einem schmutzigen Lappen über den Tisch und legte behutsam die Zeitsichtkugel zurück auf die Platte.
    Da war sie. Sie kam Mira viel größer vor als das letzte Mal, als sie in sie geblickt hatte. Sie war ganz aus Marmor und sah schwer aus, aber nicht weiter ungewöhnlich.
    Thaddäus saß aufrecht auf einem umgedrehten Bierkasten und wirkte mit einem Mal ganz ruhig. Er streifte mit seinenlangen Fingern vorsichtig über die Kugel. Seine Hände waren übersät von Altersflecken, und auf seinem Handrücken verliefen Adern, die Mira an die knotigen Wurzeln des alten Baumes denken ließen.
    »Zeig mir die Botschaft des Drachen!«, flüsterte er.
    Mira beugte sich nach vorne, um besser sehen zu können. Doch auf der glatt polierten Oberfläche der Kugel rührte sich nichts.
    Thaddäus warf den Kindern einen kurzen Blick zu. Die hielten den Atem an.
    War die Botschaft vielleicht doch verschwunden?
    Da! Die Kugel wurde in der Mitte ein wenig heller, und diese helle Fläche bewegte sich. Nach und nach wurde die Fläche schärfer und füllte sich mit Farbe.
    Einer hellen blauen Farbe. Und nach und nach erschien eine Gestalt.
    Sie war durchsichtig, glänzte blau und silbern und trug Kleidung, wie sie Mira schon auf alten Gemälden gesehen hatte. Und obwohl sie so seltsam angezogen war, konnte Mira sofort erkennen, wer es war.

27. Kapitel

    in dem der Drache ein Geheimnis preisgibt
    »Das ist ja das Silbermännchen!«, rief Mira erstaunt.
    Tatsächlich. Da stand es. In einem langen Wams, mit glänzendem Gürtel und einem blauen Umhang. Seine Füße steckten in spitzen Schnabelschuhen und auf dem Kopf hatte es einen Hut mit einer langen, durchsichtigen Feder. Weißer, durchscheinender Stoff blitzte unter den geschlitzten Ärmeln hervor.
    Es war nicht größer als die Kugel selbst und betrachtete sie prüfend, wobei es sich auf die Zehenspitzen stellte.
    »Man kann sich nicht mal in ihr spiegeln«, sagte es schließlich.
    Es trat einen Schritt zurück und gab den Blick auf ein quadratisches Zimmer frei.
    Mira kannte das Zimmer. Es war die Dachkammer des Burgturms. Dort, wo sie vor nicht allzu langer Zeit das Buch der Metamorphosen gefunden hatte.
    Doch in der Kugel sah die Kammer ganz anders aus. Hierstand kein von Spinnweben überzogenes Gerümpel. Nein, die Wände strahlten in dunkelroter Farbe und auf den vielen Bücherregalen stapelten sich dicke, ledergebundene Bücher. Der Boden war übersät mit zahlreichen Papierblättern. Und ganz hinten, neben dem Turmfenster, saß ein zierlicher Mann und zeichnete.
    Er benutzte dazu eine Lupe und eine Gänsefeder. Die Striche fanden schnell auf das Papier. Dann erhob er sich und ging zu der Kugel. Er nahm sie in seine Hände und
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