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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)
Autoren: Margit Ruile
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eine aufgeschreckte Ente schnatterte.
    Mira wusste nicht mehr, wie viele Stunden sie schon unterwegs war. Ihre Füße schmerzten, sie fror in der durchnässten Kleidung und das Gewicht der Kugeln zerrte an den Trägern des dünnen Stoffrucksacks.
    Einmal zog ein Sperber seine Kreise über dem Fluss. Mira versteckte sich zwischen dem raschelnden Schilf. Sie wartete klopfenden Herzens, bis der Vogel abdrehte und zurück Richtung Stadt flog.
    Sie wagte es nicht, eine Rast einzulegen. Weiter, nur weiter musste sie gehen, immer am Fluss entlang.
    War sie erst einmal in Thaddäus Ecklings Baumhaus, wären sie und die Kugeln in Sicherheit. Und der alte und mächtige Zauberer würde ihr und ihren Freunden alle Sorgen abnehmen.
    Während sie noch ganz in diese Gedanken versunken war,erblickte sie die Eisenbahnbrücke vor sich. Der Weg am Ufer war ihr durch einen umgestürzten Baum versperrt, und so sprang sie auf die Kiesinsel, die sie unter der Brücke hindurchführte. Jemand hatte hier einen großen Stapel Steine aufgeschichtet und Mira warf einen Stein ins glitzernde Wasser. Mit einem dumpfen Plopp versank er.
    Wie Rabeus es ihr beschrieben hatte, teilte sich der Fluss nach der Brücke. Mira bog nach rechts und folgte einem Bach, dessen helles Plätschern die Stille der Nacht durchschnitt.
    Als sich am Himmel schon das erste zarte Rot des nahenden Morgens andeutete, sah Mira den Weiher vor sich. In seiner Mitte war eine kleine Insel, auf der eine Eiche wuchs, die sich im Wasser spiegelte.
    Fische stupsten von unten ans Wasser, sodass sich auf der Oberfläche Kreise ausdehnten. Mira vertrieb eine schwarze Fliege, die über die Gänsehaut auf ihrem Arm krabbelte. Da sah sie zwischen dem Schilf die Spitze eines Ruderboots hervorblitzen.
    Sie teilte das Schilf mit beiden Händen. Das Boot war mit einem Seil an einem Ast am Ufer befestigt. Mira stieg hinein, löste das Seil und stieß das Boot mit einem Ruder vom schlammigen Grund des Sees ab.

26. Kapitel

    in dem Thaddäus Eckling plötzlich Gäste bewirten muss
    Man konnte nicht behaupten, dass Thaddäus Eckling normalerweise viel Besuch bekam. Vielleicht lag es auch daran, dass er in seinem alten Baumhaus kaum zu finden war. Es steckte nämlich in der Krone der alten Eiche auf der Insel und war ganz mit dem Baum verwachsen. Thaddäus lebte hier sehr zufrieden. Das Haus sprach zu ihm, genau wie der Baum, und das war ihm meist Gesellschaft genug. Er hörte das Ächzen des Holzes im Winter und spürte, wie der Baum sich im Frühjahr bewegte, wenn er wuchs und das Wasser aus seinen mächtigen Wurzeln nach oben sog.
    Das Baumhaus war innen nicht größer als ein kleines Zimmer. Und Thaddäus hatte alles, was er brauchte. Ein umgedrehter Baumstumpf diente ihm als Tisch und in den Ästen der Eiche konnte er seine Wäsche aufhängen. Ein alter Ofen wärmte ihn im Winter, und im Sommer lockte der Weiher und Thaddäus verwandelte sich in einen Frosch. Dann hüpfte er zwischen dem Schilf ins kühle Wasser oder ließ sich auf einem Stein von der Sonne bescheinen.
    Wie gesagt – Thaddäus Eckling bekam selten Besuch.
    Einmal im Jahr kam sein alter Kumpel Winfried vorbei und schenkte ihm ein neues T-Shirt mit dem Bild einer Rockband darauf. Warum er das tat? Ach, Thaddäus Eckling hatte schon öfter darüber nachgedacht. Es musste wohl damit zu tun haben, dass er immer an diesem Tag Geburtstag hatte. Dann hatte vor einigen Jahren sein Bruder Egbert nach ihm gesehen, bevor er für immer im Weiher verschwand. Sie hatten sich einige Stunden lang angeschwiegen und eine bittere schlammige Flüssigkeit getrunken. Beides Dinge, die sie als sehr angenehm empfanden.
    Dann war vor ein paar Wochen die alte Fa vorbeigekommen.
    Er erinnerte sich noch an ihre Augen, ihre wunderschönen Augen, die ihm zugeblitzt hatten, als sie ihm etwas erzählt hatte. Wenn er sich denn nur darauf besinnen könnte, was das gewesen war!
    Es musste sicher mit dem zusammenhängen, warum diese beiden Vögel ihn heute besucht hatten. Es war mitten in der Nacht, als ein großer Rabe mit einer einzelnen weißen Feder sich an sein Bett setzte. Das Tier wollte sich nicht verwandeln. Oder es konnte es nicht oder so ähnlich. Genau hatte Thaddäus das nicht verstanden.
    Später – es war immer noch mitten in der Nacht, wie Thaddäus brummend festgestellt hatte – flatterte eine kleine, zerzauste Amsel durch das runde Vogelloch, das Thaddäus für seine gefiederten Freunde in die Wand des Baumhauses gesägt hatte. Die Amsel
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