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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)
Autoren: Margit Ruile
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mit der schwarzen Hexe zu tun«, warf Rabeus grimmig ein. »Sie will verhindern, dass jemand das Gegenmittel zu ihrem Zauber mischen kann.«
    »Du meinst, dass die Hexe Fa deshalb verschwunden ist?«, fragte Mira.
    Rabeus nickte. »Ich bin mir sicher. Es gibt nicht mehr viele, die den Untergang der weißen Zauberer aufhalten können, und sie ist eine davon.«
    Als hätten sie alle denselben Gedanken, blickten sie gleichzeitig zu Thaddäus Eckling. Der lächelte etwas unsicher zurück und wurde dann durch das Pfeifen des Wasserkessels aufgeschreckt.
    Er nahm den Kessel vom Herd und schüttete das Wasser in einen braunen Filter, der auf einer zerbeulten Kaffeekanne steckte.
    Dann holte er drei Blechtassen und einen alten Zahnputzbecher unter der Spüle hervor und wischte sie mit dem Zipfel seines T-Shirts sauber.
    »Also Kinder, ich freue mich riesig über Besuch. Aber ...«, er sah etwas verlegen zwischen Mira, Rabeus und Miranda hin und her, »äh, aber weshalb seid ihr gleich noch mal hier?«
    »Na wegen der Kugeln natürlich«, rief Miranda.
    Thaddäus sah überrascht auf. »Kugeln? Was für Kugeln?«
    »Die Kugeln des Drachen!« Miranda rang um Fassung. »Wir sollten sie dir doch bringen.«
    Thaddäus fuhr sich über die stacheligen Haare und schlurfte zum Ofen.
    Er schwankte, als er den Kindern die Tassen und den Zahnputzbecher mit der braunen Flüssigkeit hinstellte. Es roch nach verbranntem Kaffee und nach etwas Scharfem, dass Mira nicht kannte.
    »Wisst ihr«, sagte er. »Ich glaube, ich weiß nicht recht, von was ihr sprecht.«
    Dann sah er für eine Weile in die Ferne aus dem Baumhaus hinaus.
    Mira hatte mit einem Mal das Gefühl, sich in einem Aufzug zu befinden, der mit großer Geschwindigkeit nach unten raste. Ihren Gesichtern nach zu urteilen, ging es ihren Freunden genauso.
    »Ich habe Ihnen die Kugeln mitgebracht«, sagte Mira langsam und ließ dabei den alten Zauberer nicht aus den Augen.
    Sie nahm den Stoffrucksack, griff hinein und legte behutsam eine Kugel nach der anderen auf den groben Holztisch vor sich.
    Eine Kugel war durchsichtig, die zweite aus grauem Marmor und die dritte schimmerte verführerisch perlmuttfarben.
    Die Macht, die von den Zaubergegenständen ausging, war fast mit Händen zu greifen.
    »Bitte!«, sagte Mira leise zu Thaddäus. »Erinnern Sie sich!«
    Der alte Zauberer sah sie mit glasigen Augen an. Plötzlich durchzuckte Schmerz sein Gesicht. Er nahm hastig ein Küchenhandtuch von einem der Äste, die in das Innere des Baumhauses gewachsen waren, und warf es eilig über die Kugeln. »Nicht hineinsehen«, murmelte er. »Das bringt nur Unglück!«
    »Thaddäus«, sagte Mira beschwörend. »Sie müssen aber hineinsehen. Aus irgendeinem Grund sollten wir Ihnen die Kugeln bringen.«
    Der alte Zauberer sagte nichts. Er versuchte, seine zerbeulte Tasse mit dem Eichelkaffe zum Mund zu führen, doch seine Hände zitterten so sehr, dass er die Tasse wieder auf dem Holztisch absetzte. Dann schloss er für einen Moment die Augen, und Mira sah, dass Tränen sein faltiges Gesicht hinunterrannen.
    »Die Kugeln des Drachen. Ich habe sie einmal besessen. Das ... das ist lange her. Sehr lange.« Er schwieg und holte ein zerknülltes Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche, mit dem er sich nun geräuschvoll die Nase putzte.
    »Und was ist passiert, als du die Kugeln hattest?«, fragte Miranda.
    Thaddäus steckte das Taschentuch wieder ein und sah sie traurig an.
    »Ich hatte sie für einen Tag, einen einzigen Tag, bevor sie mir wieder gestohlen wurden. Aber ich habe damals das Falsche getan.« Er schüttelte den Kopf. »Einfach das Falsche.«
    »Und was war das?«, fragte Miranda.
    »Ich habe in meine Zukunft gesehen. Und das ist mir nicht gut bekommen, wisst ihr! Aber ich war stolz und eitel. Ich wollte wissen, ob ich weiterhin den Rat der weißen Zauberer führen würde oder ob ...«
    Er unterbrach sich und machte eine ungeduldige Bewegung mit der Hand, als ob er einen lästigen Gedanken damit verscheuchen wollte. »Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Man hielt mich damals für klug, aber in Wahrheit war ich ungeheuer dumm. Die Kugel war nämlich aus einem ganz bestimmten Grund in meine Hände gelangt. Es ging nicht um mich. Es ging um die Botschaft.«
    »Was für eine Botschaft?«, fragte Rabeus.
    »Cyril de Montignac, der weiße Drache, er hatte eine Nachricht für mich.«
    »Für dich?«, fragte Miranda.
    Thaddäus nickte. »Er hat sie dem mächtigsten weißen Zauberer jener Zeit
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