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Minuszeit

Minuszeit

Titel: Minuszeit
Autoren: James White
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einer seiner Leute, ein gewisser Pebbles, seine Versetzung in eine andere Abteilung beantragt habe. Mr. Silverman schien es als einen Witz anzusehen, aber er meinte, daß man einem Mann wie Pebbles keine volle Bewegungsfreiheit innerhalb des Firmenbereichs gewähren solle, weil er für jeden ausländischen Agenten ein Geschenk Gottes wäre. Mr. Silverman lachte unmäßig über seinen eigenen Gedanken, aber wie Sie wissen, lacht er praktisch die ganze Zeit.
    Gestern hielt er mich wieder an«, fuhr Donovan fort. »Er redete ungefähr zwanzig Minuten, und während dieser Zeit erwähnte er Pebbles fünfmal zu verschiedenen Gelegenheiten, wiederholte, was er früher gesagt hatte, und fügte hinzu, daß Pebbles zwar der netteste Kerl sei, den man sich vorstellen könne, zugleich aber mit einem organischen Tonbandgerät verglichen werden müsse, das auf Verlangen für jeden abspiele, was er gespeichert habe. Mr. Silverman sagte ferner, dass er Pebbles nicht für ein Sicherheitsrisiko halte, der Mann aber bei aller Harmlosigkeit unfähig sei, seinen Mund zu halten. Deshalb halte er es für angebracht, uns offiziell über die Situation zu informieren. Aus diesem Grund habe ich den Dringlichkeitsvermerk gemacht.«
    Carson schwieg eine Weile, während er Donovan betrachtete und nachdachte. Das Bürofenster klemmte wieder, und es war heiß wie in einem Ofen, aber Donovan saß in seiner unwahrscheinlich sauberen Uniform da, ruhig und gefaßt, ohne einen Schweißtropfen auf der Stirn. Wahrscheinlich hatte er große Kinder, eine Vorliebe für Gartenarbeit und eine bequeme alte Hose, die er zu Haus anzog, aber Carson konnte sich ihn nicht anders als in Uniform oder bei einer anderen Beschäftigung als dienstlicher Pflichterfüllung vorstellen.
    »Sie haben richtig gehandelt, Donovan«, sagte er schließlich. »Da die Angelegenheit offiziell an mich herangetragen wurde, muss ich wenigstens so tun, als ob ich mich darum kümmerte. War sonst noch was?«
    Als Donovan gegangen war, kam Carson der Gedanke, dass das einer von Silvermans vertrackten Scherzen sein mochte; einer, der vielleicht darauf abzielte, ihn lächerlich zu machen. Aber die Sicherheitsüberprüfung eines Beschäftigten gehörte nicht zu den Dingen, die man zum Spaß beantragte. Solche Überprüfungen waren bei weitem gründlicher und umfangreicher als die Routinenachforschungen, die einer Neueinstellung vorausgingen; sie waren nicht nur langwierig und kostspielig, sondern sie brachten auch eine intensive Überwachung mit sich, die nicht vor der Privatsphäre des Verdächtigen haltmachte und ihm mancherlei Unannehmlichkeiten eintragen konnte …
    Das Telefon unterbrach seinen Gedankengang, aber nur vorübergehend, denn der Anrufer war Silverman.
    »Wenn man vom Teufel redet, dann kommt er«, sagte Carson trocken. »Hören Sie, Silverman, ich wollte mit Ihnen über den Meisterspion reden, den Sie in Ihrer Abteilung beherbergen …«
    Silverman lachte unkontrolliert drauflos, und mehrere Sekunden vergingen, bis er wieder sprechen konnte. »Carson, Sie werden noch mein Tod sein! Meisterspion, hahaha. Donovan hat mit Ihnen gesprochen, wie? Ein guter Mann, dieser Donovan, im Ernst. Gewissenhaft, aufmerksam – vielleicht zu aufmerksam, aber das ist schließlich kein Fehler, nicht? Ich erwähnte Pebbles kaum, nur so am Rande, verstehen Sie, aber er hakte gleich ein und war nicht davon abzubringen, dass eine offizielle Meldung gemacht werden müsse. Ich wünschte, ich hätte ein paar so gewissenhafte Leute in meiner Abteilung …«
    Carson konnte sich nicht vorstellen, dass Donovan Lügen erzählte. Aber jemand beugte hier die Wahrheit.
    »… aber ich wollte nicht, dass er es gleich so ernst nimmt«, sagte Silverman gerade. »Pebbles ist ein guter Mann, Carson. Ein fleißiger Arbeiter. Wenn er diesen neuen Posten kriegt, dann werde ich bedauern, ihn zu verlieren, aber ich gönne ihm die Verbesserung. Es ist gut, wenn Leute wie er Gelegenheit erhalten, sich zu verbessern. In Grenzen, natürlich …«
    »Ist er ein Farbiger?«
    Silverman lachte wieder. »Wollen Sie mir vielleicht unterstellen, ich sei ein Rassist? Nein, Carson, er ist weiß, und die Angelegenheit ist überhaupt nicht so wichtig. Aber ich finde, wir sollten sie nicht am Telefon besprechen. Sicherheitsgründe, wissen Sie.« Er hatte einen neuen Heiterkeitsausbruch, den er plötzlich abbrach, um zu sagen: »Wir sehen uns beim Mittagessen. Und vergessen Sie nicht, Ihr feuerzeugförmiges Aufnahmegerät mitzubringen
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