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Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)

Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)

Titel: Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
Autoren: Robin Theis
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Abgrenzung stattfindet wie bei Kühen und Stieren, sondern das es zwei unterschiedliche Fischarten sind. Die Natur hat eben die Delphine weit weniger furchteinflößend gestaltet als die Haie. Was sollen sie schon dagegen tun? Sich einen männlichen Oberlippenbart wachsen lassen, wie du einen stehen hast?“
    „Warum nicht?“, fragte Frederick lachend. „Du bist zwar kein Mensch, aber dir würde ein Schnurrbart wunderbar stehen.“
    „Du bist zwar kein Vogel“, eröffnete Willi. „Dennoch würde es dir viel besser stehen, wenn du ab und an den Schnabel hältst.“
    Beide lachten und stießen zu mit Glas „Theison-Schnaps“ an. Frederick schüttete sich die braune Brühe in den Rachen, während Willi seinen Schnabel in das Glas hielt und mit einem Schnapp das Getränk in seinen Schnabel füllte. Er öffnete und schloss seinen Schnabel in schneller Reihenfolge, dann schüttelte er sich, umschlang mit seiner Flosse das Glas und stellte es zeitgleich mit Frederick und einem lauten „Klock“ auf den Tisch.
    „Du hattest doch mal mit einer Delphindame geschlafen“, erinnerte sich Frederick. „Ich meine, ich nehme ja schon mit was nur geht, aber für einen Pinguin ist das doch bestimmt ungewöhnlich.“
    „Ein Gentleman genießt und schweigt“, sagte Willi. „Diese Tugend solltest du dir auch angewöhnen, wenn du deinen Ruf in diesem Dorf etwas aufpolieren möchtest. Glaub mir, es ist nicht gerade förderlich, wenn du deine neuesten Bettgeschichten direkt am nächsten Tag an die große Glocke hängst. Du schreckst ja nicht einmal zurück, selbst vor den Eltern deiner buchstäblichen Opfern zu prahlen.“
    „Papperlapapp.“ Frederick winkte lachend ab. „Ich mache aus meinem Sexualleben kein Geheimnis. Warum auch? Liebe ist viel zu schön, als dass man sie nur für sich behalten könnte. Ich liebe Frauen in allen Größen, Farben und Gemütszuständen. Erinnerst du dich an Rosa, die Schönheit mit dem Holzbein? Als ich sie in der Kneipe traf, war sie dreimal so betrunken wie ich und das sollte was heißen. Es war so stickig in der dunklen Kneipe, so verraucht von den Zigarren der Männer, dass ich kaum meine Hand vor Augen gesehen hatte. Sie hatte geschwitzt wie ein Schwein und dennoch hatte sie bloß den wohltuenden Geruch ihres Parfums verströmt.“
    „Frederick, diese Geschichte kenne ich nur zu Genüge“, sagte Willi. „In deiner letzten Version hatte sie kein Holzbein, sondern ein Glasauge.“
    „Stimmt, ein Glasauge hatte sie auch noch“, berichtigte Frederick. „Es brauchte acht Bier, bis ich den Mut hatte sie anzusprechen. Erst schrie sie mich an, ich solle sie in Ruhe lassen. Charmant wie ich bin, fragte ich direkt, ob sie mit dem falschen Fuß aufgestanden sei. Beleidigt wie sie war, sprang sie auf, fauchte mich an, kratzte, würgte und schlug mich, doch wo Schmerzen sind, ist die Liebe meist nicht weit. Zwei Bier später küssten wir uns.“
    Lüc unterbrach nur zu gern das intime Gespräch, in dem Fredericks menschliche Abgründe wieder zum Vorschein kamen.
    „Chef! Der Bewerber ist eingetroffen.“
    Frederick stand auf und vollführte die allgemein bekannte Pose, die man beim Geschlechtsverkehr laut Fredericks Vorstellungen ausführte. Zumindest ahmte er die Pose so nach, wie ein aggressiver Brüllaffe mit nassem Fell nach einem harten Tag seine Liebste beglücken würde. Er schwelgte in seiner Ekstase: „Noch nie haben sich Schmerzen so schön angefühlt.“
    Willi sah zu dem neuen Bewerber, den er mit seiner Flosse herwinkte. „Tritt vor, mein Junge.“
    Zögernd trat Löckchen näher und blieb vor dem Holztisch gegenüber des Holzthrons stehen, während Frederick weiterhin seine geistigen Ergüsse verbreite: „Das war keine Liebe, Willi! Das war pure ZERSTÖRUNG!“
    Kurz darauf klatschte Willis Flosse ermahnend gegen Fredericks Hinterkopf, woraufhin auch der Muskelberg die Klappe hielt.
    „Was trinkst du, mein Junge?“, fragte Willi den Bewerber.
    „Ni... nichts“, verneinte Löckchen.
    Der Pinguin nahm ein frisches Schnapsglas hervor, stellte es neben sein geleertes Glas auf den Tisch und füllte beide auf. Der Theison-Schnaps war Löckchen durch viele versoffene, teils erschreckend beschämende Erinnerungen geläufig, weswegen er direkt Willis gastfreundliche Geste auf direkten Weg revidieren musste: „Nein, danke, ich bin nicht durstig. Aber danke“, entschuldigte er.
    Willi schnappte sich beide Gläser und setzte das erste an. „Die waren beide für mich,
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