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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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antwortete der Marquis. »Kann ich
Ihnen vielleicht etwas zu trinken holen, Miß Armitage?«
    »Nein – das
heißt ja. Gehen wir dorthin, wo wir reden können«, sagte Minerva verstört.
    Sie setzten
sich in eine Ecke des Raums, in dem das Büfett aufgebaut war. »Das Duell ist
also morgen«, sagte Minerva. »Ich weiß, daß es morgen ist. Es ist alles meine
Schuld. Wenn er stirbt, bringe ich mich um.«
    »Sie müssen
an Ihre Familie denken«, sagte der Marquis ernst. »Ich war neulich dort. Aber
das wissen Sie ohne Zweifel. «
    »Nein«,
sagte Minerva. »Was hatten Sie für eine Veranlassung, meine Familie zu
besuchen?«
    Der Marquis
zögerte, aber dann beschloß er, daß Minerva erfahren sollte, wie großzügig
Sylvester war.
    Er erklärte
die ganze Sache mit dem Geld und dem Verwalter, und meinte, daß der Pfarrer in
Kürze seine älteste Tochter heimkommen lassen werde.
    »Nein!
Nein!« rief Minerva und schlug beide Hände vor ihr blasses Gesicht. »Das ist
entsetzlich. Er ist so gut, so freundlich, so großzügig. Und ich habe ihn für
einen herzlosen Wüstling gehalten. Und ich bin schuld an seinem Tod.«
    »Beruhigen
Sie sich«, drang der Marquis in sie. »Es ist höchst unwahrscheinlich, daß er
stirbt.«
    Minerva
schaute ihn an. Plötzlich war sie ganz ruhig und gefaßt.
    »Könnten
Sie mir bitte einen Champagner bringen, Mylord«, bat sie ihn, ohne ihn
anzublicken.
    »Aber
sicher«, sagte der Marquis höflich und stand auf.
    Aber als er
mit dem Champagner zurückkam, war Minerva gegangen. Er suchte überall im
ganzen Ballsaal nach ihr. Schließlich fand er Lady Godolphin. »Ich weiß nicht,
was die letzten Tage über sie gekommen ist. Sie wird immer notorischer.«
    Der Marquis
schaute sie verständnislos an, erinnerte sich dann an die unpassenden
Fremdwörter Ihrer Ladyschaft und erriet, daß sie wohl ›nervös‹ gemeint
hatte.
    »Vielleicht
ist sie schon nach Hause gefahren«, vermutete Lady Godolphin. »Fragen Sie mal,
ob mein Wagen verlangt wurde.«
    Der Marquis
fand heraus, daß Minerva tatsächlich mit dem Wagen weggefahren war.
Verständnislos zuckte er die Achseln. Wenigstens konnte er sich jetzt den
anderen hübschen Mädchen widmen und Minerva vergessen ... und damit auch ein
bezauberndes Gesicht mit zwei blauen Augen und
einer goldenen Lockenpracht, das ihn seit seinem Besuch in Hopeworth nicht mehr
losgelassen hatte.
    Minerva saß
wild entschlossen in Lady Godolphins Kutsche, die durch die Nacht rollte. Lady
Godolphin würde nicht vor Tagesanbruch merken, wo ihre Schutzbefohlene war.
Oberst Brian war auf dem Ball und das bedeutete, daß Lady Godolphin bis zum
Morgengrauen bleiben würde.
    Im unsteten
Licht der Straßenbeleuchtung war Minervas Gesicht weiß und gefaßt. Sie hatte
ihre Entscheidung getroffen. Er würde wahrscheinlich nicht am Leben bleiben.
Deshalb konnte er sie nicht heiraten, selbst wenn er es wollte. Und deshalb
wollte sie diese letzte Nacht mit ihm verbringen.
    Der Wagen
hielt vor Lord Sylvesters Haus am St.-James-Platz an.
    Die Lakaien
sprangen von den Trittbrettern und ließen die Stufen herab. Der Kutscher reckte
den Kopf zur Seite.
    »Sieht
nicht nach einer Abendgesellschaft aus, Miß«, rief er von seinem Kutschbock
herab. »Sollen wir warten?«
    »Nein,
John«, sagte Minerva. »Es ist alles in Ordnung. Fahren Sie bitte.«
    Sie ging
die flachen Stufen hinauf und drehte sich um, um abzuwarten, bis die Kutsche um
die Ecke des Platzes gebogen war. Dann holte sie tief Atem und betätigte den
Türklopfer.
    Ein
furchterregender Butler öffnete, und Minerva mußte daran denken, daß Lord
Sylvester seine Dienstboten angeblich auf der Straße auflas.
    »Ich bin
Miß Armitage«, sagte sie bestimmt. »Ich möchte Seine Lordschaft besuchen.«
    Der Butler
blickte an ihr vorbei auf den leeren Platz und hielt dann seinen Kerzenleuchter
höher, um die Erscheinung ihm gegenüber besser sehen zu können. Seine Augen
wanderten von ihrem goldenen Helm zu ihren Goldsanda len und dann zu dem
Eulenstab, den sie immer noch in der Hand hielt.
    »Sehen Sie,
Miß«, sagte er besänftigend. »Ich lasse Ihnen lieber eine Mietkutsche holen.
Seine Lordschaft ist nicht zu Hause.«
    Minerva
mußte sich an den Türpfosten lehnen. »Nicht zu Hause?« flüsterte sie schwach.
    »Was ist
denn? Tummle dich! Hol mir noch eine Flasche!« rief eine vertraute Stimme.
    »Sylvester!«
rief Minerva. Bevor der Butler ihr in den Weg treten konnte, war sie an ihm
vorbeigeschlüpft. Sie riß die von der Empfangshalle

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