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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sich geirrt hatte.
    Neben ihr ging eine Frau, deren Gesicht ihm vage vertraut vorkam. Sie war klein und stämmig, außergewöhnlich für diesen Teil von Armstrong, in dem die Leute eine Menge Geld für Modifikationen ausgaben, die sie schlank halten sollten.
    Flint entriegelte die Tür, noch bevor Bowles geklopft hatte, und ließ sein System nach der Identität der anderen Frau suchen. Da er sich an Bowles’ ersten Besuch erinnerte, ließ er das Gesicht der Frau mit Hilfe seines Systems auch gleich mit den Gesichtern bekannter Verschwundener vergleichen.
    Das System arbeitete bereits, als Bowles eintrat. Sie wirkte dünner und müde, und dieses Mal versteckte sie ihr kunstvoll tätowiertes Gesicht nicht unter dem Hut.
    »Das war einfach«, sagte sie, als sie die Frau hereindrängte. »Ich dachte, Sie wären wieder genauso schwierig wie beim letzten Mal.«
    Dieses Mal schien Bowles nicht mehr so erschrocken zu sein, als ihre Links deaktiviert wurden. Die andere Frau sah dennoch überrascht aus, und Bewies sagte leise zu ihr: »Ich habe Sie davor gewarnt, wissen Sie noch?«
    Die Frau nickte, und Bowles drückte die Tür zu.
    »Erinnern Sie sich«, sagte Bowles, »dass Sie gesagt haben, ich solle sie herbringen? Sie haben gesagt, wenn ich eine echte Freundin wäre, dann hätte ich sie mitgebracht. Es hat eine Weile gedauert, aber dann hat sie doch zugestimmt, mich zu begleiten.«
    Flint hätte lügen und behaupten können, er würde sich nicht daran erinnern, aber er erinnerte sich gut. Dies war die Frau, von der Bowles dachte, sie könnte eine Verschwundene sein. Sie stand da, die Hände vor dem Körper gefaltet, den Kopf gesenkt. Ihr Haar schimmerte dunkel in dem künstlichen Licht, und ihre Kleidung war zwar stilvoll, aber billig.
    Die Frau hatte nicht genug Geld, um Nachforschungen über ihre Vergangenheit anstellen zu lassen, auch dann nicht, wenn Flint grundsätzlich dazu bereit gewesen wäre.
    »Sie denken, Sie könnten eine Verschwundene sein?«, fragte Flint. Er war an seinem Schreibtisch sitzen geblieben, einerseits, um seine potentiellen neuen Klienten ein wenig einzuschüchtern, andererseits weil seine Wunden noch nicht vollständig verheilt waren. All seine Rippen waren gebrochen und seine Lunge punktiert gewesen. Es würde, so hatten ihm die Ärzte versichert, einige Zeit dauern, bis die Reha-Behandlung Wirkung zeigen würde und sein Körper wieder kräftiger werden konnte.
    »Ich habe seltsame Erinnerungen«, sagte die Frau mit sanfter Stimme. »Und ich erinnere mich nicht mehr an meine Kindheit vor meinem zehnten Geburtstag. Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich die Erinnerungen zurückholen kann und dass irgendetwas passiert ist, irgendetwas Schlimmes.«
    »Die Leute lassen nicht ohne guten Grund Kinder verschwinden«, sagte Flint. »Wenn es da etwas gibt und es ernst genug war, dass jemand wollte, dass Sie Ihre Vergangenheit vergessen, dann schlage ich vor, dass Sie es einfach tun.«
    »Aber die Erinnerungen kommen von selbst hoch, und im letzten Jahr ist es schlimmer geworden. Die Explosion …«Ihre Stimme versagte. »Die Explosion hat alles noch schlimmer gemacht.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Flint. »Das hat bei vielen Leuten tief vergrabene Erinnerungen hervorgebracht.«
    »Ich denke, Sie sollten Nachforschungen anstellen«, verkündete Bowles. »Und wie ich bereits beim letzten Mal gesagt habe, bin ich bereit, dafür zu bezahlen.«
    »So funktioniert das nicht«, entgegnete Flint. »Außerdem kann ich mich nicht damit einverstanden erklären, wenn Sie über die Ergebnisse später berichten wollen.«
    Die Frau runzelte die Stirn. Bowles schüttelte den Kopf. »Sie verstehen nicht. Ich …«
    Flints Computer piepte. Bowles unterbrach sich und starrte ihn an.
    »Ist es etwas Wichtiges?«, fragte sie.
    Flints Hauptschirm hatte sich eingefärbt, sodass eine Person, die sich hinter dem Schirm aufhielt, die Informationen, die er angezeigt bekam, nicht sehen konnte.
    Der Computer hatte einen Treffer für die Frau erzielt. Der Treffer, dargestellt als zweidimensionales Video, war hundertprozentig, vorausgesetzt, sie war in der Weise gealtert, die der Computer für sie errechnet hatte. Flint würde sich ältere Daten ansehen müssen, um das zu überprüfen.
    Aber er hoffte, er würde gar nicht danach fragen müssen. Sein Magen verkrampfte sich, und nun endlich verstand er, warum Ki so interessiert war. Sie hatte den gleichen Suchlauf durchgeführt, lange bevor sie Kontakt zu ihm aufgenommen
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