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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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genug Fragen beantwortet.
    Alles, was sie wusste, war, dass sie Coburn nirgends sehen konnte, als ihr ein Angehöriger des medizinischen Teams auf die Schulter klopfte und ihr erklärte, es stünde ihr frei zu gehen.
    DeRicci hatte bereits den ganzen Weg bis zur Vordertür des Gebäudes hinter sich gebracht, als ihr endlich bewusst wurde, dass »frei zu gehen« bedeutete, dass sie das Virus nicht länger in sich trug. Sie hatte überlebt – während viele andere gestorben waren.
    DeRicci war so sehr damit beschäftigt, mit der Mischung aus Freude und Schuldgefühlen zurechtzukommen, dass sie Andrea Gumiela, die auf den Eingangsstufen wartete, gar nicht bemerkte. Es waren keine Reporter in der Nähe und auch keine freiwilligen Helfer. Die Straße war menschenleer, vermutlich von Uniformierten mit Barrikaden abgesperrt.
    »Noelle«, sagte Gumiela.
    DeRicci sah sie an und fragte sich, was die Frau jetzt schon wieder von ihr wollte. Vermutlich hatte sie vor, ihr Vorwürfe wegen all der Toten zu machen, dafür, dass sie nicht früher verstanden hatte, was vorging, dass sie nicht in dem Moment, in dem sie vor Ort angekommen war, die Krise erkannt hatte.
    »Was?«
    »Ich werde Sie zum Revier zurückbringen.«
    DeRicci seufzte; aber sie hatte nicht mehr die Kraft, sich zur Wehr zu setzen. Außerdem stand ihr Luftwagen jenseits der Mauer in der Nähe der Stelle, an der sich die Tribüne befanden hatte.
    »Okay«, sagte DeRicci.
    Gemeinsam gingen sie die Stufen hinunter.
    »Ich wollte Sie, bevor wir dort ankommen, vor dem Empfang warnen, der Sie dort erwartet.«
    DeRicci krümmte sich. Jetzt war es also soweit.
    »Das Virus konnte eingedämmt werden. Der Fall in der Kuppel, den Sie erwähnt hatten, war isoliert und ging auf eine andere Form des Virus zurück, an der sonst niemand erkrankt ist. Dadurch, dass Sie den Marathon so schnell abgeriegelt haben, haben Sie eine gewaltige Katastrophe verhindert. Die ganze Stadt betrachtet Sie nun als Heldin.«
    Gumiela war auf dem Bürgersteig stehen geblieben und sah DeRicci an, und da war nicht eine Spur von Geringschätzung in ihren Zügen. Sie hatte alles absolut ehrlich gemeint.
    »Ich bin keine Heldin«, widersprach DeRicci. »Die Helden sind alle gestorben.«
    Gumiela schwieg einen Augenblick lang, rührte sich aber auch nicht. Dann legte sie DeRicci die Hand auf die Schulter. DeRicci hegte den Verdacht, dass Gumiela versuchte, sie zu trösten.
    Es fühlte sich merkwürdig an. Gumiela war nicht gerade der Typ Mensch, von dem sie Trost erwartet hätte.
    »Sie werden befördert werden, bekommen zusätzliche Vergünstigungen und ihren längst überfälligen Urlaub. Und vermutlich werden Sie auch sehr viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, als Sie gewohnt sind.« Gumielas Hand spannte sich um ihre Schulter, ehe sie wieder losließ. »Ich weiß, dass Sie erschöpft sind, aber Sie haben gute Arbeit geleistet. Das Team der Detective Unit wird ihnen helfen, das alles hinter sich zu bringen. Wir sind verdammt stolz auf Sie, Noelle.«
    DeRicci legte die Stirn in Falten. Sie hatte ein fremdes Universum betreten. Es konnte gar nicht anders sein. Irgendwie, irgendwo hatte sich alles verändert, aber sie wusste nicht, wie es dazu gekommen war.
    »Ich habe gar nichts getan«, sagte sie.
    Gumiela bedachte sie mit einem sanftmütigen Lächeln. »Doch, das haben Sie, Noelle. Sie haben mehr getan, als Sie vermutlich je begreifen werden.«

 
47
     
    D rei Tage später saß Flint in seinem Büro und stellte alte Dateien wieder her. Es war ihm gelungen, dem Medienzirkus aus dem Weg zu gehen, teilweise mit Unterstützung aus dem Polizeidepartment. Der Polizei war nicht daran gelegen, die Öffentlichkeit erfahren zu lassen, dass ein auf sich allein gestellter Zivilist Frieda Tey getötet hatte. Und er wollte nicht, dass die Presse seinen Namen in die Welt hinausschrie. Seine Handlungsweise auf dem Schiff passte eher zu einem Kopfgeldjäger als zu einem Lokalisierungsspezialisten.
    Man hatte eine DNA-Untersuchung durchgeführt, die bestätigt hatte, dass es sich bei der Frau, die gestorben war, tatsächlich um Frieda Tey handelte. Aber die offiziellen Stellen schlugen sich noch immer mit der Frage herum, wie sie ihren Tod den Medien beibringen sollten. Die Polizei fürchtete, sie würde in den Augen von Leuten, die ähnlich dachten wie sie, zur Märtyrerin werden, und sie fürchtete auch, dass die Leute, die Frieda Tey hassten, der Meinung sein könnten, der Tod wäre eine zu milde Strafe für sie und sie
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