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Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Titel: Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
Autoren: Lisa Marie Rice
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Rachel einfach so aus seinem Leben strich.
    Er wartete, dass die Kaffeemaschine durchlief. Er könnte ja das Haus verkaufen und sich was Kleineres suchen. Es war sinnlos, es noch zu behalten, jetzt, da er allein war. Er musste irgendwo hinziehen, wo ihn nicht alles an sie erinnerte, andererseits war gerade das Teil seiner Strafe. Sie hatte es nicht verdient, zu den Akten gelegt und vergessen zu werden, auch wenn er genau das getan hatte.
    Er schenkte sich eine Tasse dampfenden Kaffee ein und ging damit hinüber zu dem Glastisch, der den hinteren Teil des Raums dominierte. Er setzte sich und starrte in den Garten hinaus, der im vergangenen Jahr ziemlich gelitten hatte. Rachel und seine Mom hatten jedes Detail sorgfältig geplant und viele Stunden mit Anpflanzen und Jäten zugebracht. Ethan hatte dabei geholfen – wenn er zu Hause gewesen war.
    Oftmals war er jedoch Wochen am Stück unterwegs gewesen. Die Aufträge kamen in der Regel aus heiterem Himmel und unterlagen strengster Geheimhaltung. Rachel wusste nie genau, wohin er verschwand und ob er wiederkommen würde. Das war keine Basis für ein Zusammenleben gewesen.
    Den Dienst hatte er schließlich quittiert, nachdem Rachel eine Fehlgeburt erlitten hatte. In den drei Jahren ihrer Ehe hatte er sie oft im Stich gelassen, und er hatte geschworen, es nie wieder zu tun. Und doch war er es erneut passiert.
    Er rieb sich die Augen und ließ die Hand auf den Stoppeln seines Dreitagebarts ruhen. Er war ein Wrack.
    Sein Blick blieb an etwas Pfirsichfarbenem hängen, und er konzentrierte sich auf die Vase mit den Rosen, die er gestern gekauft hatte. Es waren Rachels Lieblingsblumen. Nicht ganz orange, nicht ganz pink, wie sie immer sagte. Eine vollkommene pfirsichfarbene Schattierung. Er sollte sie auf ihr Grab legen, aber er war sich nicht sicher, ob er es ertragen konnte, vor dieser kalten Marmorplatte zu stehen und ihr zum vierzigsten Mal zu sagen, wie leid es ihm tue. Aber schon im gleichen Moment, als ihm der Gedanke durch den Kopf ging, verzog er vor lauter Selbstekel die Lippen. Er würde hinfahren. Das war das Mindeste, das er tun konnte. In den Wochen, bevor sich ihr Todestag zum ersten Mal jährte, hatte er den Friedhof gemieden. Dass er seiner Verantwortung nur zu gern aus dem Weg ging, sollte ihn nicht überraschen. Das war ihm zur Gewohnheit geworden.
    Er schob die Tasse quer über den Tisch, und ein wenig Kaffee schwappte über, was er jedoch ignorierte. Er ging ins Schlafzimmer zurück und zog eine Jeans und ein T-Shirt an. Er musste duschen und hatte auch eine Rasur nötig, aber für keins von beiden nahm er sich die Zeit. Wenn seine äußere Erscheinung die Leute abstieß, umso besser. Ihm war nicht nach Small Talk und dem Austausch irgendwelcher Nettigkeiten.
    Wieder in der Küche blieb er vor der Vase mit den Rosen stehen. Mit zitternden Fingern berührte er eins der weichen Blätter. Er hatte Rachel schon lange keine Blumen mehr mitgebracht. Seit dem ersten Jahr ihrer Ehe nicht mehr. Was sagte es über ihn aus, dass er nun welche gekauft hatte?
    Reue war für einen Mann ohnehin schon schwer zu ertragen, aber das Wissen, dass er das von ihm begangene Unrecht nicht wiedergutmachen konnte, war mehr, als sich ertragen ließ.
    Er packte die Vase. Die Selbstverachtung verursachte ihm größere Übelkeit als der Alkohol, der noch in seinem Magen umherschwappte. Er schnappte sich die Schlüssel und ging zur Eingangstür, fest entschlossen, zu ihrem Grab zu fahren, sich der Vergangenheit zu stellen und mit diesem Tag seinen Frieden zu schließen.
    Als er die Tür öffnete, stand ihm ein Bote von FedEx gegenüber, der prompt einen Schritt zurückwich. Offenbar sah er nicht allzu freundlich aus.
    »Sind Sie Ethan Kelly?«, fragte der Mann nervös.
    »Ja.«
    »Ich habe ein Päckchen für Sie.«
    »Legen Sie es einfach da hin«, sagte Ethan und deutete zum Schaukelstuhl auf der Veranda. Er wollte los, außerdem sah er ziemlich bescheuert aus, wie er so dastand mit der Blumenvase in der Hand.
    »Ich, äh, brauche Ihre Unterschrift.«
    Ethan wollte ihn schon anschnauzen, beherrschte sich aber gerade noch und stellte die Blumen auf der Brüstung ab. Ungeduldig packte er den Stift und kritzelte seine Unterschrift auf das elektronische Handgerät.
    »Danke, und hier ist Ihr Päckchen.«
    Der Mann warf Ethan einen dicken Umschlag in die Arme und eilte die Stufen hinunter. Bevor er in seinen Lieferwagen einstieg und die Zufahrt hinunterschoss, winkte er kurz.
    Ethan
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