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Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)

Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)

Titel: Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)
Autoren: Lisa Marie Rice
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    Es war wirklich erschreckend. Im letzten Augenblick, bevor sie die Tür ins Schloss warf, hatte Alvin noch Mr Sandersons Blick aufgefangen und gesehen, dass er völlig bei Verstand war. Er hatte ihm sogar zugezwinkert.
    Alvin hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Mr Sanderson war ein Genie. Der wusste genau, was er tat. Er bereitete die Bühne vor.
    Morgen würde es losgehen.
    Allegra zupfte an den Saiten. Sie nannte ihre geliebte Harfe Dagda, nach dem grimmigen irischen König, dem seine Harfe von einem feindlichen Stamm gestohlen wurde, um jedoch sofort wieder in seine Hand zurückzufliegen und dabei neun seiner Feinde zu erschlagen.
    DochihrInstrumentwarkeingrimmigerKrieger.ImGegenteil.EswareinsanftmütigerFreund,ihrVertrauter,ihrKind,ihrGeliebterund – seitfünfMonaten – ihrTrost.DagdahattesieamLebengehalten,ihrdenVerstandbewahrt,wennsiegeglaubthatte,wahnsinnigwerdenzumüssen.SiehatteihrenVaterverloren,ihreGesundheit,ihreKarriere,ihrGedächtnisunddasAugenlicht.AllesaneinemeinzigenAbend.HättesieauchihreMusikverloren,wäresieimKrankenhausausdemFenstergesprungen.
    Suzanne und Claire hatten sich damals bei den Ärzten und Schwestern energisch durchsetzen müssen, damit die Harfe im Krankenzimmer aufgestellt werden durfte. Sie hatten gebettelt, geschmeichelt und gedroht. Claires Vater hatte schließlich der Klinikleitung freundlich in Erinnerung gerufen, dass die Parks-Stiftung im vergangenen Jahr 12,3 Millionen Dollar für eine neue onkologische Abteilung gespendet hatte.
    Und so war das Instrument bei ihr gewesen, als sie sich endlich im Bett aufsetzen konnte. Direkt neben ihr hatte es gestanden, sodass sie nur die Hände auszustrecken brauchte. Die Putzfrauen wischten morgens und abends darum herum. Und wie es bei Menschen üblich ist, wurde das Ungewöhnliche schnell zum Gewohnten. Als Allegra zum ersten Mal aus dem Bett aufgestanden war, hatte sie sich an der Säule hochgezogen.
    Sowie sie sich in einen Stuhl setzen konnte, hatte Suzanne ihr das Instrument zwischen die Knie geschoben, und nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Allegra die Saiten angeschlagen. Dazu brauchte sie nichts zu sehen. Sie konnte blind spielen.
    Bei den ersten Tönen, den ersten zaghaften Akkorden, war ihr klar geworden, dass sie es am Ende doch geschafft hatte. Sie hatte überlebt. Seitdem war Dagda ihr ständiger Gefährte.
    Aber vielleicht hatte sie jetzt noch jemanden an ihrer Seite.
    Du lieber Himmel, was für ein verrückter Gedanke. Das kam davon, wenn man nur Trauer und Einsamkeit in sich hatte.
    Sie wusste absolut nichts über ihn, nur seinen Namen. Douglas Kowalski. Ein guter irischer Name. Ach ja, und seinen Rang bei der Navy: Senior Chief. Was immer das bedeutete.
    Und sie wusste, dass er Johns bester Freund war. Und sein Geschäftspartner. Also war er vermutlich ein moralisch aufrechter Mensch, oder zumindest würde er die Geschäftsgelder nicht veruntreuen. Allegra hatte Suzannes Ehemann erst ein paar Mal getroffen, aber er kam ihr nicht vor wie der vertrauensselige, naive Typ. Wenn er ihn als Partner ausgesucht hatte, dann war er bestimmt ehrlich und intelligent. Auf keinen Fall unaufrichtig oder dumm.
    Was wusste sie sonst noch?
    Er war Single. Wie hatte er sich ausgedrückt? Ich habe niemanden, der auf mich wartet.
    Er mochte Musik. Er war in Irland gewesen. Er hatte Humor.
    Er hatte eine unglaublich wohlklingende Stimme. Den tiefsten Bass, den sie je gehört hatte. Er brachte ihr Zwerchfell zum Vibrieren. Dabei war es nicht nur das Timbre, das so auf sie wirkte, sondern auch die Bestimmtheit in seinem Ton. Dieser Stimme glaubte man sofort. Wenn eine solche Stimme sagte, der Mond sei aus grünem Käse, fragte man sich, wie er wohl schmeckte.
    Er war groß. Sehr groß. Sie dachte an den Moment zurück, als sie seine Stimme ein gutes Stück über ihrem Kopf gehört hatte. Sie hatte kurz überlegt, ob er auf einer Treppenstufe oder auf erhöhtem Boden stand.
    Er war stark. Sie hatte seine Muskeln durch den Ärmelstoff gespürt. Sein Arm hatte sich wie warmer, beweglicher Stahl angefühlt. Er hatte sie nur kurz im Arm gehalten, doch das hatte genügt, damit sie sich beschirmt und beschützt fühlte, wie von einer immensen Macht.
    Sie wusste, dass er neben der Treppe am Bühnenrand stand und zuhörte und auf sie wartete. Daran hegte sie nicht den geringsten Zweifel. Er stand dort, wie er es gesagt hatte. Das wusste sie so sicher, wie sie den Text ihres Liedes auswendig kannte – »Amazing Grace « .
    Sie fühlte sich mit ihm
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