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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis
Autoren: Leif Lasse Andersson
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dem ich stehe. Mit dem ich alles teile, nicht nur meinen Körper. An den ich mich anlehnen kann und der für mich da ist, wenn ich ihn brauche.«
    Ich sage entschlossen: »Du bist nicht nur katholisch, du kannst auch nicht richtig gucken. Ich bin doch hier.«
    Ich zahle, wir gehen und endlich, endlich knutschen wir im Auto. Vor ihrer Haustür fragt sie: »Die Lütte ist bei ihrem Papa. Magst du noch raufkommen?«
    Und wie ich mag, doch Inez ist noch nicht ganz fertig: »Ich hab noch eine Frage, und die ist mir schrecklich peinlich.«
    Doch, doch, Kondome trage ich seit Wochen mit mir herum, ich lächele sie an.
    »Weißt du, ich hab dir doch erzählt, dass Richie nur manchmal Unterhalt zahlt. Und ich bin zwei Monate mit der Miete im Rückstand. Der Verwalter hat gesagt, wenn ich diesen Monat auch nicht zahle, dann schmeißt er mich raus. Kannst du mir vielleicht ein bisschen Geld leihen? Nicht viel, vielleicht 500 oder 1000 Euro oder so?«
    Ich ziehe die Hand vom Türgriff zurück und fühle mich, als hätte ich gerade einen Schwinger in den Magen bekommen. Plötzlich wird mir klar, was es bedeuten wird, ganz und gar zu Inez zu stehen.
    Der Cowboy flüstert mir zu: »Los, du Spinner, geh sie wenigstens einmal vögeln, das ist sie dir schuldig, vom Acker machen wir uns später.«
    Ich suche ihre Augen, aber die hat Inez sittsam zu Boden gesenkt.
    Ich lasse den Motor an und sage: »Du, ich muss mal sehen, ich denke darüber nach.«
    Die nächsten Tage kämpft Inez, ich denke, sie will in mein Herz zurück. Ein letztes Mal treffen wir uns, doch es ist anders, denn jetzt kenne ich den Preis, und ich will verdammt sein, wenn ich mir Liebe kaufe, mag sie noch so sittsam daherkommen.
    Beim letzten Abschied sieht sie mich traurig an. »Danke für all die schönen Abende«, sagt sie, »und dafür, dass du jede Rechnung übernommen hast. Ich hab dir versprochen, dein Coach zu sein, also hör gut zu: Du hast einen guten Job, du siehst nicht übel aus, du bist nett und großzügig, du bist charmant und witzig, du kannst Sachen von Ikea aufbauen und bist ein rücksichtsvoller, feiner Kerl. Pass auf dich auf. Da draußen bist du Freiwild.«
    Auf der Heimfahrt grollt der Cowboy, während der Kleine sich erkundigt, was das alles zu bedeuten hat. »Freiwild«, schnaubt der Cowboy, »sind kleine, dumme Jungs, die sich verlieben wollen und deren Ärsche am nächsten Tag bei irgendwelchen Muttis als Trophäe überm Bett hängen, während sie die Windeln fremder Bälger wechseln und dann auch noch die Miete zahlen.« Dann blickt er wütend aus dem Fenster und sagt nach einer Weile drohend: »Jetzt bin ich dran, und wenn du bei der nächsten Else auch nur einmal Piep sagst, versohle ich dir deinen kleinen Hintern, verlass dich drauf!«
    Wahrscheinlich hat er recht, der Cowboy. Man kann wirklich nicht behaupten, dass ich als Single bisher sonderlich erfolgreich gewesen wäre …

First Sex!
    Single sein ist nicht nur anstrengend, sondern auch deprimierend.
    Seit gut drei Monaten logiere ich für 40 Euro pro Nacht in einer nicht wirklich schicken Pension nahe der Hamburger Reeperbahn, die ich nur nach einem Kriterium ausgesucht habe: Die Vermieterin hat für ihre Gäste einen kostenlosen WLAN-Anschluss eingerichtet, und so kann ich meine Abende, statt mich selbstmitleidig in den Anblick der Kaffeemaschine, der Mikrowelle und der Notvorräte an Fertignahrung zu vertiefen, im Internet auf Frauenpirsch gehen.
    Inzwischen bin ich bei drei kostenfreien Singlebörsen angemeldet und habe außerdem bei einer kostenpflichtigen Dating-Plattform 49,99 Euro Jahresgebühr bezahlt, um mich auch dort umzusehen, wo einem eine exklusivere Partnerwahl versprochen wird. Tatsächlich ist die Flirterei gegen Geld etwas übersichtlicher, die Mädels meinen es dort wirklich ernst, und außerdem scheinen die russischen Nuttenverkäufer diese Gefilde zu meiden, offenbar ist die Jahresgebühr dem Kosten-Nutzen-Verhältnis ihrer seltsamen Geschäftsmodelle doch eher abträglich.
    Mein Kumpel Joachim, der ab und zu vorbeischaut und mich mit einem Sechserpack Bier aus meinen digitalen Rauschzuständen aufschreckt, fragt mich, ob ich eigentlich ein Rad abhabe. »Kannst du mir erzählen, warum du nicht einfach mit auf die Piste kommst? Drei Drinks, zwei Stunden quatschen und du kriegst unter Garantie ’ne nette Uschi ins Bett.« Als er meinen zweifelnden Gesichtsausdruck sieht, sagt er: »Du bist vielleicht ein Frischling! Wenn du dich nicht traust, dann mache ich halt
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