Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis
Autoren: Leif Lasse Andersson
Vom Netzwerk:
nur den, dass jetzt wir uns kennengelernt hätten. So etwas mag sie, sie findet, dass ich für einen Mann echt viel Tiefgang habe, und ich lasse sie in diesem Glauben, denn ihre auf dem Foto gigantisch wirkenden Titten sehen so aus, als ob sie mir eines Tages noch einigen Trost verschaffen könnten. Allerdings schaffe ich es nicht immer, alle ihre Mails zeitnah zu beantworten, denn sie schreibt fast stündlich, teilt mir mit, wann sie die Kinder aus der Schule holt, wann sie einkaufen geht, wann sie ihre Mutter besucht und wann sie wieder erreichbar ist, was natürlich unsagbar langweilig ist.
    Außerdem habe ich noch andere Verpflichtungen. Zum Beispiel Katja, eine Brünette mit Pagenschnitt. Sie ist irgendwas im gehobenen Dienst der Hamburger Innenbehörde, hat ein recht hübsches Gesicht, sie wirkt auf dem Foto geradezu madonnenhaft und ist soeben 32 geworden. Gleich am zweiten Abend sagt sie Ja zu einem Spontandate nach Feierabend. Wir schlendern um die Außenalster, ich finde sie ein wenig pummelig, aber sie ist umwerfend nett, also sitzen wir noch eine Weile auf meiner Jacke und sehen die Sonne hinter Hamburgs Skyline verschwinden.
    Irgendwie stresst es mich, ein echtes Date zu haben, man fühlt sich so real, wenn nicht sogar unsicher dabei, außerdem kann sie gut zuhören und trifft irgendeinen traurigen Reflexbogen in meinem Bauch. Schon ertappe ich mich dabei, ihr die Geschichte von Elke, Lisa, Lars und Laura zu erzählen, der Cowboy rollt angesichts so viel groben Unverstandes verzweifelt mit den Augen, aber Katjas Anteilnahme wärmt mir das Herz und ich fühle mich seltsam erleichtert dabei. Auf dem Weg zu ihrem Fahrrad fällt mir ein, dass mir der Sinn ja eigentlich nach Sex steht, doch als ich verspätete Versuche unternehme, doch noch auf Flirtkurs umzuschwenken, tätschelt sie meinen Unterarm und sagt: »Du bist echt ein netter Typ, aber du musst jetzt erst mal zusehen, dass du mit Elke und Laura klarkommst, wirklich.«
    Auf dem Heimweg äfft der Cowboy sie nach und höhnt: »Du solltest erst mal zusehen, dass du mit IRGENDEINER Frau klarkommst, wirklich, wir kriegen schon Schwielen an den Händen!«
    Freitagabend – es ist schon spät und morgen früh will ich im Auto sitzen und nach Berlin zum Treffen mit Mandy fahren – schneit überraschenderweise Nadine in meine Nachrichtenbox, und die ist aus Hamburg und sieht nun wirklich endzeitgeil aus. Im Flirt beschleunigt Nadine in drei Mails von null auf 100, sie erwähnt sogar, dass sie schon lange keinen Kerl mehr hatte. Ich sitze mit glühendem Kopf vor dem Computer und denke darüber nach, eventuell sogar Mandy abzusagen, doch als ich mich erkundige, was Nadine am Wochenende vorhat, entpuppt sich Nadine zu meiner großen Überraschung als ebendiese Mandy, die mit einem Testprofil die Lage checken wollte, bevor sie am nächsten Tag riskiert, ihr Herz zu verlieren.
    Dies ist ein wirklich unschöner Moment.
    Mandy beschimpft mich als Aufreißer und Frauenverarscher der schlimmsten Sorte. Unser Date in Berlin kann ich knicken, gut, dass ich kein Hotelzimmer gebucht habe, wenigstens bleibt dieser Reinfall kostenlos. Seither werde ich stets misstrauisch, wenn eine Frau im Internet von sich aus die Initiative ergreift. Nach dem vergleichsweise abrupten Ende unseres Dialoges sitze ich deprimiert in meinem schäbigen Pensionszimmer und überlege, ob es Sinn machen würde, meine rechte Hand auf einen Frauennamen zu taufen, schließlich ist die definitiv das Einzige, was mein Schwanz derzeit zu sehen kriegt.
    Der Cowboy schubst mich vom Laptop weg. »Geh weg, Alter, ich mach das jetzt.«
    Also schreibe ich Simone aus Hannover eine lange Mail und überschreite zum ersten Mal die Grenze zwischen sehnsüchtigem Ärschlein und sexuell ausgehungertem Lügenarsch.
    In meiner Nachricht an Simone klage ich darüber, dass auch viele Frauen von Grund auf schlecht seien. Gerade heute Abend, so berichte ich ihr, hätte ich eine gute Freundin treffen wollen, allerdings eine wirklich platonische, auf dass sie mich in meiner Einsamkeit trösten möge. Und man stelle sich vor, sie habe mich versetzt, nur weil sie im Internet spontan was zum Vögeln gefunden habe! Ich entrüste mich, dass ihr kurzfristiger Austausch von Körperflüssigkeiten wichtiger sei, als einem langjährigen Freund die Seele zu streicheln, und ich sage, Simone habe schon ganz recht: Langsam würde ich erkennen, dass diese Singlewelt ein abgrundtief schlechter Ort sei.
    Simone antwortet nach weniger als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher