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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Autoren: Raymond Feist
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im Durchschnitt zwei Botschaften pro Woche von ihr bekommen. Man könnte daraus Schlüsse ziehen.«
    »Hätte ich jemanden, der wie sie auf mich wartet, könnte ich auch nicht schnell genug zurückkehren«, sagte Martin.
    Arutha war ein in sich gekehrter Mensch, dem es schwerfiel, seine tiefen Gefühle zu zeigen, und er war doppelt empfindlich, wenn es um Anita ging. Es liebte das schlanke junge Mädchen von ganzer Seele und war berauscht von der Art, wie sie sich bewegte, von dem Klang ihrer Stimme, der Innigkeit, mit der sie ihn anblickte. Doch obwohl diese beiden Männer möglicherweise die einzigen auf ganz Midkemia waren, denen er sich so verbunden fühlte, daß er ihnen seine Gefühle zeigen könnte, hatte er es schon als Junge nie gut hingenommen, die Zielscheibe selbst gutmütigen Spottes zu sein.
    Als sein Gesicht sich verfinsterte, sagte Lyam: »Nicht so grimmig, Sturmwolke! Vergiß nicht, ich bin nicht nur dein König, sondern immer noch dein älterer Bruder, der dir die Ohren langziehen kann, falls es sich als nötig erweisen sollte!«
    Die Benutzung des Spitznamens, den seine Mutter ihm gegeben hatte, und die bildhafte Vorstellung, daß der König dem Fürsten von Krondor die Ohren langzöge, brachte Arutha unwillkürlich zum Lächeln. Er schwieg noch einen Herzschlag lang, dann gestand er:
    »Ich mache mir Sorgen, daß ich meine Hoffnungen vielleicht zu hoch stecke. Ihre Briefe, obgleich freundlich, waren förmlich und manchmal kühl. Und es gibt so viele junge Höflinge in deinem Palast.«
    Martin lächelte. »Von dem Augenblick an, da wir aus Krondor entkamen, war dein Geschick besiegelt, Arutha. Sie hatte dich im Auge wie ein Jäger auf der Pirsche einen Rehbock. Selbst ehe wir Crydee auf unserer Flucht erreichten, waren die verstohlenen Blicke, mit denen sie dich bedachte, unverkennbar. Nein, sie wartet ganz sicher auf dich!«
    »Außerdem«, fügte Lyam hinzu, »hast du ihr gestanden, wie es um dich bestellt ist.«

    »Nun, nicht direkt, aber ich schrieb ihr, daß ich ihr geneigt bin.«
    Lyam und Martin wechselten Blicke. »Arutha«, Lyam schüttelte den Kopf. »Deine Briefe waren wahrscheinlich von der Leidenschaftlichkeit eines Schreibers, der die jährliche Steuerabrechnung macht.«
    Alle drei lachten. Die Monate der Reise hatten ihre Einstellung zueinander gewandelt. Martin war den beiden ändern in ihrer Kindheit und frühen Jugend sowohl Lehrer als auch Freund gewesen, hatte sie im Jagen unterwiesen und sie mit dem Wald und seinen Geschöpfen vertraut gemacht. Aber er war ein Bürgerlicher gewesen, obwohl er natürlich als Jagdmeister eine hochgeachtete Stellung an Lord Borrics Hof innegehabt hatte. Nachdem die beiden erfahren hatten, daß er ihres Vaters natürlicher Sohn und somit ihr älterer Halbbruder war, hatten alle drei eine Zeit der Umstellung und Anpassung mitgemacht. Seither hatten sie auch die aufdringliche, falsche Kameradschaft jener kennengelernt, die sich davon Vorteile versprachen, und die leeren Versprechungen von Freundschaft und Loyalität Berechnender. Während dieser Zeit war ihnen etwas klargeworden: daß sie in den beiden anderen jemanden hatten, auf den man sich verlassen und dem man sich anvertrauen konnte; der verstand, was dieser plötzliche Aufstieg an die Spitze des Reiches bedeutete, und der mit ihnen den Druck der neuen Verantwortlichkeit teilte. In den beiden anderen hatte jeder wahre Freunde gefunden!
    Arutha schüttelte den Kopf und lachte über sich selbst. »Ich glaube, ich habe es ebenfalls von Anfang an gewußt, obwohl mich Zweifel quälten. Sie ist so jung!«
    »Etwa in Mutters Alter, als sie Vater heiratete, meinst du das?«
    Lyam lächelte.
    »Hast du eine Antwort auf alles?« brummte Arutha.
    Martin schlug Lyam auf die Schulter. »Natürlich.« Sanft fügte er hinzu: »Deshalb ist er ja der König!« Als Lyam Martin mit einem Blick vorgetäuschter Strenge bedachte, fuhr der älteste Bruder fort:
    »Sobald wir zurück sind, solltest du sie gleich bitten, dich zu heiraten. Dann können wir den alten Pater Tully aus seinem Schlaf vor dem Kamin reißen und uns gemeinsam nach Krondor zu einer fröhlichen Hochzeit begeben. Und ich kann all diesen lästigen Reisen ein Ende machen und nach Crydee zurückkehren.«
    Aus dem Mastkorb rief eine Stimme: »Land ahoi!«
    »Wo?« brüllte der Kapitän hinauf.
    »Geradeaus in Fahrtrichtung!«
    Martin mit den scharfen, erfahrenen Jägeraugen war der erste, der die ferne Küste erspähte. Ruhig legte er die Hände auf
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