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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Autoren: Raymond Feist
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seiner Brüder Schultern. Nach einer Weile konnten alle drei die Umrisse ferner Türme sehen, die sich vom strahlend blauen Himmel abhoben.
    »Rillanon!« hauchte Arutha.

     
    Die leichten Schritte und das Rascheln des weiten, über den eiligen Füßen hochgehaltenen Rockes begleiteten den Anblick einer schlanken Gestalt, die zielstrebig einen Korridor entlang eilte. Die lieblichen Züge der jungen Dame, die zu Recht als die Schönste am Hof gepriesen wurde, verrieten unheilvolle Stimmung.
    Die Wachen, die am Gang Posten standen, behielten Haltung, doch ihre Augen folgten der Eiligen. Mehr als einer der Gardisten ahnte, wem der Zorn der temperamentvollen jungen Dame galt, und lächelte insgeheim. Für den Minnesänger würde es im wahrsten Sinne des Wortes ein schlimmes Erwachen geben!
    Auf äußerst undamenhafte Weise stürmte Prinzessin Carline, die Schwester des Königs, an einem überraschten Diener vorbei, der versuchte, gleichzeitig zur Seite zu springen und sich zu verbeugen, was dazu führte, daß er auf seiner Kehrseite landete, während Carline im Gästeflügel des Palasts verschwand.
    Vor einer Tür hielt sie inne. Sie strich sich glättend über das dunkle Haar und hob die Hand, um anzuklopfen, doch dann unterließ sie es. Bei dem Gedanken, darauf warten zu müssen, bis die Tür aufgetan würde, kniff sie gereizt die Augen zusammen und riß die Tür auf, ohne sich anzumelden.
    Es war dunkel in dem Gemach, denn die Nachtvorhänge waren noch zugezogen. In dem großen Bett lag jemand unter den Decken verborgen der laut aufstöhnte, als Carline die Tür zuschlug. Die Prinzessin bahnte sich einen Weg durch die auf dem Boden verstreut liegenden Kleidungsstücke, riß die Vorhänge zur Seite und ließ die strahlende Vormittagssonne ein. Ein neuerliches Stöhnen wurde laut, während ein Kopf mit rotumrandeten Augen unter der Bettdecke hervorkam. »Carline«, krächzte der Mann. »Willst du mich von der Sonne umbringen lassen?«
    Das junge Mädchen stellte sich ans Bett und fauchte: »Wenn du nicht die Nacht durchgefeiert hättest und wie erwartet zum Frühstück erschienen wärst, wüßtest du inzwischen, daß meines Bruders Schiff gesichtet wurde. Es wird innerhalb von zwei Stunden einlaufen.«
    Laurie von Tyr-Sog, fahrender Spielmann, Held des Spaltkriegs, und seit kurzem Hoftroubadour und ständiger Begleiter der Prinzessin, setzte sich auf und rieb die müden Augen. »Ich habe nicht gefeiert, in dem Sinn, den du meinst! Der Graf von Dolth bestand darauf, jedes meiner Lieder zu hören, und so sang ich bis fast zum Morgengrauen.« Er blinzelte und lächelte Carline an. Sich über den säuberlich gestutzten blonden Bart streichend, sagte er: »Der Mann hat eine unerschöpfliche Ausdauer, aber auch einen guten Geschmack, was die Musik betrifft.«
    Carline setzte sich auf den Bettrand und küßte Laurie flüchtig.
    Geschickt befreite sie sich aus den Armen, die sich um sie legen wollten. Eine Hand gegen seine Brust gedrückt, hielt sie ihn in Schach. »Hör zu, du liebesdurstige Nachtigall, Lyam, Martin und Arutha werden bald hier sein. Sobald Lyam hofhält und alle Formalitäten hinter sich gebracht hat, werde ich wegen unserer Heirat mit ihm sprechen.«
    Laurie schaute sich um, als suche er eine Ecke, in die er sich verkriechen könnte. Über das Jahr hinweg hatte ihr Verhältnis sich an Liebe und Leidenschaft immer mehr vertieft, trotzdem zuckte Laurie instinktiv zurück, wenn Carline das Gespräch auf eine mögliche Vermählung brachte. »Aber, Carline…«, begann er.
    »›Aber, Carline‹, wirklich!« unterbrach sie ihn und stupste ihm den Finger in die Brust. »Du – du Possenreißer! Es gibt Fürsten aus dem Osten, Söhne von über der Hälfte aller Herzöge im Reich, und wer weiß, wie viele andere, die geradezu darum betteln, um mich freien zu dürfen. Und ich habe keinen einzigen beachtet. Wozu?
    Damit so ein dummer Minnesänger sein Spiel mit meinen Gefühlen treiben kann? Warte nur, ich rechne schon noch mit dir ab!«
    Laurie lächelte schief und strich sein zerzaustes Blondhaar zurück.
    Er beugte sich vor, und ehe sie sich wehren konnte, küßte er sie stürmisch. Als er sie schließlich freigab, bat er: »Carline, Liebe meines Lebens, bitte! Fang nicht wieder damit an!«
    Ihre Augen, die sie während des Kusses geschlossen hatte, starrten ihn sofort empört an. »Oh, ›fang nicht wieder damit an‹, sagst du!«
    fauchte sie. »Wir werden heiraten! Das ist endgültig!« Sie stand auf, um seinen
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