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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Autoren: Raymond Feist
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und wütend. Einige schlugen wirkungslos auf den Schild ein, andere wichen ein Stück zurück, um abzuwarten. Pug nahm den Umhang ab, den der Herr der Shinzawai ihm für die Reise gegeben hatte. Durch die dunstige Trübe des magischen Schirms sah einer der jungen Thun, daß er das Schwarze Gewand trug. Er rief seinen Begleitern etwas zu. Alle machten kehrt und flohen.
    Drei Tage folgten sie ihm in achtungsvollem Abstand. Einige liefen davon, und eine Zeitlang schlossen sich den übrigen andere an.
    Dieses Weglaufen und Zurückkehren wiederholte sich regelmäßig.
    Des Nachts errichtete Pug eine magische Kuppel um sich und sein Pferd, und wenn er am Morgen erwachte, beobachteten die Thun ihn, als hätten sie selbst in der Nacht nicht geschlafen. Dann, am vierten Tag, waren die Thun endlich zu einer friedlichen Verständigung bereit.
    Ein einzelner Thun trottete auf ihn zu, die Hände unbeholfen über den Kopf haltend – das tsuranische Zeichen, daß eine Unterhandlung gewünscht wurde. Als er näher heran war, erkannte Pug, daß man ihm einen der Älteren geschickt hatte.
    »Ehre Eurem Stamm«, sagte Pug in der Hoffnung, das Geschöpf beherrsche Tsuranisch.
    Ein beinahe menschliches Schmunzeln antwortete ihm. »Zum ersten Mal geschieht das, Schwarzer. Menschen haben nie Ehre mir gewünscht.« Der Akzent war seltsam, doch verständlich, und die ungewöhnlichen Züge waren erstaunlich ausdrucksvoll. Der Thun war unbewaffnet, doch deuteten viele alte Narben darauf hin, daß er einst ein mächtiger Krieger gewesen sein mußte. Nun hatte das Alter ihm viel seiner Kraft geraubt.
    Pug äußerte eine Vermutung: »Ihr seid das Opfer?«
    »Mein Leben Eures ist zu nehmen. Bringt herab Euer Himmelsfeuer, wenn das ist Euer Wunsch. Doch nein, nicht Euer Wunsch, glaube ich.« Wieder das unverkennbare Schmunzeln.
    »Schwarze, die Thun standen gegenüber. Und warum einen im Alter nahe dem Scheiden solltet Ihr nehmen, wenn Himmelsfeuer verbrennen kann eine ganze Schar? Nein, Eure eigenen Gründe Euch hierherbrachten, nicht wahr? Jene zu beunruhigen, die bald kämpfen müssen gegen die Eisjäger, die Rudeltöter, das ist Euer Sinn nicht.«
    Pug musterte den Thun. Er hatte ein Alter erreicht, daß er bald nicht mehr würde Schritt mit den anderen halten können und sein Stamm ihn den Raubtieren der Tundra überlassen würde.
    »Euer Alter hat Euch weise gemacht. Ich will keinen Streit mit den Thun, sondern lediglich weiter gen Norden ziehen.«
    »Thun ein Tsuraniwort. Lasura sind wir, das Volk. Schwarze habe ich gesehen. Schlimm sind sie. Fast gewonnen hatten wir den Kampf, dann Himmelsfeuer brachten die Schwarzen. Tsuranis tapfer kämpfen, und eine große Trophäe ist ein Tsuranikopf. Aber Schwarze? Lasura in Frieden zu lassen, wollt ihr gewöhnlich nicht. Warum unser Land überqueren möchtet Ihr?«
    »Es besteht eine ernste Gefahr aus uralter Zeit. Eine Gefahr für alle auf Kelewan, für die Thun nicht weniger als für die Tsuranis. Ich glaube, es gibt solche, die wissen, wie man dieser Gefahr begegnen kann, solche, die hoch im Eis leben.« Pug deutete nordwärts.
    Der alte Krieger bäumte sich auf wie ein erschrockener Hengst, und Pugs Pferd scheute zurück. »Dann wahnwitziger Schwarzer, nordwärts geht. Tod wartet dort! Das herausfinden werdet Ihr! Jene, die leben im Eis, keinen willkommen heißen, und die Lasura keinen Streit mit Wahnsinnigen suchen. Denn, wer einem Irren etwas tut, den die Götter strafen. Berührt von den Göttern Ihr seid!« Er rannte davon.
    Pug verspürte Erleichterung und Furcht gleichermaßen. Denn daß die Thun ›jene, die leben im Eis‹ kannten, wies darauf hin, daß die Beobachter doch nicht bloß Sagengestalten oder längst ausgestorben waren. Aber die Warnung des Thun ließ ihn für sein Unternehmen fürchten. Was erwartete ihn hoch oben im Eis des Nordens?
    Er machte sich wieder auf den Weg, als die Thunschar am Horizont verschwand. Der Wind nahte vom Eis her, und Pug zog den Umhang enger um sich. Noch nie hatte er sich so allein gefühlt.

     
    Wochen waren vergangen, und das Pferd hatte die Strapazen nicht überstanden. Nicht zum ersten Mal ernährte sich Pug von Pferdefleisch. Er bediente sich seiner Zauberkräfte, um sich über kürzere Strecken zu versetzen, doch den größten Teil des Weges ging er zu Fuß. Mehr als jede mögliche Gefahr beunruhigte es ihn, daß er nicht wußte, wieviel Zeit verstrich, obwohl er nicht das Gefühl hatte, daß der Angriff des Feindes unmittelbar bevorstand. Es
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