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Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Titel: Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc
Autoren: jojox
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wandern umher auf der Suche nach Essensresten. Als ich keine finde, gehe ich zum Billardtisch, wo zwei Männer gerade mit ihrem Spiel fertig sind. Auf dem Tisch finde ich ein 25-Cent-Stück und bedecke es langsam mit meinen Fingern. Ich sehe mich um, ehe ich den Quarter über den Rand des Tisches ziehe und in der Hand habe. Die Münze fühlt sich warm an. So ungezwungen wie möglich schlendere ich zur Theke zurück.
    Über mir explodiert eine Stimme. Ich versuche sie zu ignorieren. Von hinten packt mich jemand an der linken Schulter. Sofort versteife ich meinen Oberkörper und rechne mit einem Schlag ins Gesicht oder in die Magengrube. »Hey, Kleiner, was machst du denn da? «
    Ich drehe mich zur Stimme um, weigere mich jedoch aufzusehen.
    »Ich habe gefragt, was du hier machst«, wiederholt die Stimme.
    Ich schaue zu einem Mann mit einer weißen Schürze auf, die
    mit roter Pizzasauce bekleckert ist. Er legt die Hand auf seine
    Hüfte und wartet auf meine Antwort. Ich versuche zu antworten, fange jedoch an zu stottern. »Hmh, äh.
    Nich ... nichts ...«
    Der Mann legt seine Hand auf meine Schulter und führt mich ans Ende der Theke. Dann bleibt er stehen und beugt sich zu mir herunter. »Hey, Kleiner, du musst mir noch den Quarter geben. «
    Ich schüttele ablehnend mit dem Kopf Doch noch ehe ich ihm eine Lüge erzählen kann, sagt der Mann: »Hey, du, ich hab' gesehen, wie du ihn genommen hast. Also her damit.
    Die Jungs da drüben brauchen ihn zum Billardspielen. « Ich presse meine Faust zusammen. Mit dieser Münze kann ich 22

    mir etwas zu essen kaufen, vielleicht sogar ein Stück Pizza.
    Der Mann starrt mich weiter an. Langsam mache ich meine Finger auf und lasse die Münze in seine Handfallen. Er wirft den Quarter zu ein paar Männern hinüber, die Billardstöcke in der Hand halten. »Danke, Mark! «, ruft einer von ihnen zurück.
    »Schon gut. Kein Problem!« Ich versuche, mich davonzumachen, die Eingangstür fest im Blick, als Mark mich packt. » Was machst du hier? Warum hast du den Quarter da gestohlen?«
    Ich ziehe mich in mein Schneckenhaus zurück und starre zu Boden.
    Mark hebt die Stimme. » Hey, du, ich hab dich was gefragt. «
    »Ich hab' nichts gestohlen. Ich ... ich hab' nur gedacht ...
    Ich meine, ich hab' den Quarter da liegen gesehen und ...
    ich... «
    »Also, erstens habe ich gesehen, wie, du den Quarter gestohlen hast, und zweitens brauchen ihn die Jungs da, damit sie Billard spielen können. Und außerdem, was wolltest du denn mit dem Quarter überhaupt machen?«
    Ich spüre, wie eine gewaltige Wut in mir aufsteigt.
    »Essen!«, platzt es aus mir heraus. »Ich wollte mir nur ein Stück Pizza kaufen. Sind Sie nun zufrieden? «
    »Ein Stück Pizza?« Mark lacht. »Mensch, wo kommst du denn her ... vom Mars?«
    Ich versuche mir eine Antwort auszudenken. Aber ich spüre, wie ich innerlich dicht mache. Ich lasse die Luft aus meiner Lunge heraus und zucke mit den Schultern.
    » Hey, beruhige dich. Hier, nimm dir mal 'n Hocker!« Mit sanfter Stimme sagt Mark: »Jerry, reich mal 'ne Coke rüber.«
    Jetzt schaut Mark wieder zu mir herunter. Ich versuche meine Arme in meinen Ärmeln zu verbergen, damit er die Narben und blauen Flecken nicht sehen kann. Ich versuche 23

    mich von ihm abzuwenden. »Hey, Kleiner, alles in Ordnung?«, fragt Mark.
    Ich schüttele den Kopf. »Nein!«, sage ich mir selbst, »Mit mir ist gar nichts in Ordnung. Bei mir stimmt überhaupt nichts! « Ich würde es ihm ja so gerne sagen, aber ...
    »Hier, trink das«, sagt Mark, als er mir das Glas Cola rüberschiebt. Ich greife mit beiden Händen nach dem roten Plastikglas und sauge an dem Strohhalm aus Papier, bis alles leer ist.
    »Hey, Kleiner«, fragt Mark, »wie heißt du denn? Hast du auch ein Zuhause? Wo wohnst du? «
    Ich schäme mich ja so. Ich weiß, dass ich nicht antworten kann. Ich tue so, als würde ich ihn nicht hören.
    Mark nickt aufmunternd mit dem Kopf. »Bleib da«, sagt er, als er nach meinem Glas greift. Hinter der Theke sehe ich, wie er das Glas neu füllt und nach dem Telefon greift.
    Mark dehnt die Telefonschnur so weit, wie es geht, als er sich streckt, um mir noch eine Cola zu geben. Als er den Hörer aufgelegt hat, setzt er sich wieder zu mir. » Willst du mir nicht sagen, was mit dir los ist? «
    »Mutter und ich kommen einfach nicht miteinander aus«, murmele ich und hoffe, dass mich niemand hören kann.
    »Sie ... äh ... sie ... hat mir gesagt, dass ich abhauen soll. «
    »Meinst du nicht, dass
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