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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven
Autoren: Douglas Coupland
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stehen sechs Autos: Todds kirschroter Supra (das bißchen, was ihm im Leben etwas bedeutet), mein kürbisfarbener Hornet und vier charakterlose graue Microsoftmobile - ein Lexus, ein Acura Legend und zwei Tauri (Nerd-Plural von Taurus). Ich wette, wenn Bill in einem Shriner-Go-Kart zur Arbeit führe, würden alle anderen das auch tun. Drinnen hat jeder von uns ein Zimmer. Wegen der McDonald's-ähnlichen Fluktuation im Haus sind die Gemeinschaftsräume - Wohnzimmer, Küche, Eßzimmer und Keller - gelinde gesagt kahl. Die wohnheimartige Atmosphäre läßt keine ambitionierten Design-Ideen zu. Im Wohnzimmer stehen zwei Baumwollsamtsofas, die irgendwelchen längst ausgezogenen Mietern zum Mitnehmen zu sperrig und zu häßlich waren. Auf dem jadegrünen Plüschteppich sind verstreut:
     
    • zwei aufblasbare Microsoft-Works-PC-Strandkissen
    • ein Mitsubishi-Farbfernseher mit 70-cm-Bildröhre
    • verschiedene Vitaminpillenflaschen
    • mehrere Aufbaupräparat-Kartons (meine)
    • 86 MacWEEK -Ausgaben in chronologischer Reihenfolge,
    von Bug Barbecue sortiert, der durchdreht, wenn man auch nur ein Heft falsch zurücklegt
    • sechs Microsoft-Project-2.0-Jonglierbälle
    • Knochenförmige Kauspielzeuge, falls Mishka zu Besuch kommt
    • zwei PowerBooks
    • drei IKEA-Becher mit den klebrigen Resten der Mixgetränk-Sensation des letzten Monats
    • zwei 11-Pfund-Hanteln (Susans)
    • eine Windows-NT-Kiste
    • drei Baseballkappen (zwei Mariners, eine A's)
    • Abes Kampfstern-Galactica -Sammelbildalbum
    • Todds Bücherstapel zum Thema: Wie werde ich ein Gewinner?
    ( Ganz gut ist nicht genug - Sieben goldene Regeln für effektives Arbeiten ... )
     
    Die Küche steht voll mit altersschwachen avocadogrünen 70er-Jahre-Geräten. Jedesmal, wenn man die Kühlschranktür (ein Meer von Magnetstickern und 10-x-15cm-Fotos von den Partys des letzten Jahres) öffnet, kann man beinahe Emily Hartleys Geist »Hi, Bob!« rufen hören. Unsere Post liegt in kleinen Häufchen bei der Eingangstür: Rechnungen, Star-Trek-Werbung und der Stapel Kataloge neben dem Telefon.
    Ich glaube, wenn wir könnten, würden wir unser Leben bei einer 1-800-Nummer ordern.
    M om hat aus Palo Alto angerufen. Zu dieser Zeit des Jahres ruft sie oft an. Sie ruft an, weil sie über Jed reden will, aber niemand in der Familie ist dazu in der Lage. Wir haben ihn quasi ausradiert.
    Ich hatte einen kleinen Bruder namens Jed. Er ist bei einem Bootsunfall in der Juande-Fuca-Straße ertrunken, als ich 14 und er 12 war. Ein Fall für die Labor-Day-Statistik. Bis heute schaudert's mich bei allem, was auch nur entfernt mit dem Labor Day zu tun hat: beim Geruch von gegrilltem Lachs, bei Rettungsringen, bei Stauberichten vom Verkehrshubschrauber des Lokalsenders, bei arbeitsfreien Montagen. Aber ich habe da ein Geheimnis: Mein E-Mail-Paßwort ist hallojed. Auf diese Weise denke ich jeden Tag an ihn. Er konnte eine ganze Ecke besser mit Computern umgehen als ich. Er war viel nerdiger als ich.
    W ie sich herausstellte, hatte Mom heute gute Neuigkeiten. Dad hat am Montag ein großes Meeting bei seiner Firma. Mom und Dad glauben, es handele sich um seine Beförderung, weil Dads IBM-Abteilung sich so gut gemacht hat (nach IBM-Maßstäben - das heißt, sie machen keine allzu großen Verluste). Sie sagt, sie hält mich auf dem laufenden.
    Susan hat uns allen Laserausdrucke an die Zimmertüren geklebt, um uns an die Aktien-Party diesen Donnerstag zu erinnern (»Aktiensause '93«) - ein dezenter Hinweis, daß wir saubermachen sollen. Die meisten von uns arbeiten in Haus Sieben, und der derzeitige Arbeitsstreß hat einen schweren Zusammenbruch des Putzsystems verursacht.
    Susan ist 26 und arbeitet bei Mac Applications. Wäre Susan eine Jeopardy!-Kandidatin, wären ihre Lieblingskategorien:
     
    • 680XO-Assembler
    • Katzen
    • Frisuren-Bands der frühen 80er
    • »Meine heimliche Affäre mit Rob in der Excel-Gruppe«
    • Nummernschild-Slogans Amerikas
    • die Monkees -Fernsehserie
    • der Tod von IBM
    S usan ist ein IBM-Kind, und sie hegt einen leidenschaftlichen Haß auf dieses Unternehmen. Ihrer Meinung nach hat IBM ihre Jugend ruiniert, weil ihre Familie achtmal versetzt worden ist, bevor Susan die High-School abgeschlossen hatte -und die Pointe dabei ist, daß ihr Vater letztes Jahr im Zuge einer Umstrukturierungswelle gefeuert wurde. In Susans Augen kann es für IBM also gar nicht schlimm genug kommen. Ihre Freundin, eine Grafikdesignerin, hat T-Shirts entworfen mit
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