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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
Autoren: Michael Connelly
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alles versuchen würde, um zu verhindern, dass seine Geschäftsverbindungen in einer Gerichtsverhandlung zur Sprache kommen. Und das ließ ihm nur eine Wahl. Sich auf den fünften Zusatzartikel zu berufen.«
    Aronson machte nicht den Eindruck, als beschwichtigte sie meine Antwort. Ich wandte mich von ihr ab und blickte mich im Garten um. An einem Tisch in der Nähe saßen der Sohn meiner Mandantin und ihre Schwester. Beide machten einen genervten Eindruck, so, als wären sie nicht aus freien Stücken hier. Um den terrassenförmig angelegten Kräutergarten hatte sich eine große Gruppe von Kindern versammelt. Die Frau in ihrer Mitte verteilte aus einer Tüte Süßigkeiten. Sie trug einen rot-weiß-blauen Uncle-Sam-Zylinder.
    »Wie lang müssen wir eigentlich noch bleiben, Boss?«, fragte Cisco.
    »Du bist nicht dienstlich hier«, sagte ich. »Ich fand nur, wir sollten uns blicken lassen.«
    »Ich würde gern noch bleiben«, sagte Lorna, wahrscheinlich nur, um Cisco zu ärgern. »Vielleicht tauchen ein paar Hollywood-Größen auf.«
    Wenige Minuten später kam die Hauptattraktion des Tages, gefolgt von einem Reporter und einem Kameramann, durch den Hintereingang in den Garten. Sie suchten sich eine Stelle mit der Menschenmenge im Hintergrund aus, und Lisa Trammel gab ein kurzes Interview. Ich versuchte erst gar nicht, zuzuhören. Ich hatte das immer gleiche Interview in den letzten zwei Tagen zur Genüge gehört und gesehen.
    Nachdem Lisa das Interview beendet hatte, trennte sie sich von den Medienleuten, schüttelte ein paar Hände und posierte für Fotos. Schließlich ging sie zu ihrem Sohn, strich ihm durchs Haar und steuerte auf unseren Tisch zu.
    »Das sind sie ja. Die Sieger! Wie geht’s meinem Team?«
    Ich rang mir ein Lächeln ab. »Danke, bestens, Lisa. Und Sie sehen auch gut aus. Wo ist Herb?«
    Sie blickte sich um, als suchte sie in der Menschenmenge nach Dahl.
    »Keine Ahnung. Er wollte eigentlich kommen.«
    »Schade«, sagte Cisco. »Er wird uns richtig fehlen.«
    Lisa schien den Sarkasmus nicht zu bemerken.
    »Ich muss übrigens später noch mit Ihnen reden, Mickey«, sagte sie. »Ich wollte Sie um Rat fragen, für welche Sendung ich mich entscheiden soll. Good Morning America oder Today? Beide wollen mich nächste Woche haben, aber ich muss mich für eine entscheiden, weil mich keine als zweite bringen will.«
    Ich schlenkerte mit der Hand, als spielte die Antwort keine Rolle.
    »Keine Ahnung. Da kann Ihnen Herb wahrscheinlich besser helfen. Er ist der Medienexperte.«
    Lisa blickte sich nach den Kindern um und begann zu lächeln.
    »Oh, da fällt mir was ein. Ich habe genau das Richtige für die Kinder. Entschuldigen Sie mich bitte.«
    Sie eilte davon und verschwand um die Hausecke.
    »Sie genießt das richtig, oder?«, bemerkte Cisco.
    »Würde ich an ihrer Stelle auch«, sagte Lorna.
    Ich sah Aronson an.
    »Warum so still?«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Ich weiß nicht. Inzwischen glaube ich, Strafverteidigerin ist doch nicht das Richtige für mich. Wenn Sie einige der Leute, die da angerufen haben, wirklich vertreten sollten, mache ich lieber weiter Zwangsversteigerungen. Wenn es Ihnen recht ist.«
    Ich nickte.
    »Ich glaube, ich weiß, was in Ihnen vorgeht. Wenn Sie möchten, können Sie gern weiter die Zwangsversteigerungen machen. Davon wird es noch eine ganze Weile mehr als genug geben, vor allem, solange Leute wie Opparizio weiter im Geschäft sind. Aber das ungute Gefühl, das Sie jetzt haben, wird vergehen. Glauben Sie mir, Bullocks, ganz bestimmt.«
    Sie reagierte nicht auf die Rückkehr ihres Spitznamens oder auf sonst etwas, was ich gesagt hatte. Ich drehte mich um und blickte mich im Garten um. Lisa war wieder zurück. Sie hatte die Heliumflasche aus der Garage gerollt. Sie rief die Kinder zu sich und begann, Luftballons aufzublasen. Der Kameramann kam dazu, um sie dabei aufzunehmen. Genau das Richtige für die Sechs-Uhr-Nachrichten.
    »Macht sie das jetzt für die Kinder oder für die Kamera?«, fragte Cisco.
    »Musst du da noch fragen?«, sagte Lorna.
    Lisa zog einen blauen Ballon von der Heliumflasche ab und band ihn geschickt mit einer Schnur ab. Sie reichte ihn einem etwa sechsjährigen Mädchen, das die Schnur packte und den Ballon zwei Meter über seinen Kopf hochschießen ließ. Das Mädchen lächelte und legte den Kopf in den Nacken, um zu ihrem neuen Spielzeug hinaufzublicken.
    Und in diesem Moment wusste ich, zu was Mitchell Bondurant hinaufgeschaut hatte, als ihn Lisa mit
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