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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
Autoren: Michael Connelly
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Hals hielt, hätte sie also keine finanziellen Belastungen. Deshalb war hier Geld zu holen.
    »Sagen wir, zweihundertfünfzig im Monat. Sie erhält die ermäßigte Rate. Aber machen Sie ihr auch klar, dass sie dabei sehr gut wegkommt und dass sie mit den Zahlungen auf keinen Fall in Verzug geraten darf. Wir akzeptieren auch eine Kreditkarte, falls sie eine hat, die gedeckt ist. Aber achten Sie darauf, dass sie mindestens bis 2012 gültig ist.«
    Rojas übersetzte, allerdings mit mehr Gesten und viel mehr Worten, als ich gemacht hatte. Währenddessen holte ich mein Handy heraus. Die SMS war von Lorna Taylor.
RUF BALDMÖGLICHST AN.
    Ich würde sie nach dem Mandantengespräch zurückrufen. Eine normale Anwaltskanzlei hatte in der Regel eine Sekretärin und Telefondame. Da ich aber außer dem Rücksitz meines Lincoln kein Büro hatte, schmiss Lorna den Laden von ihrer Eigentumswohnung in West Hollywood aus, die sie sich mit meinem Chefermittler teilte.
    Meine Mutter war gebürtige Mexikanerin, und ich verstand ihre Muttersprache besser, als ich jemals durchblicken ließ. Als Mrs. Pena antwortete, verstand ich, was sie sagte – zumindest sinngemäß. Trotzdem ließ ich mir von Rojas alles übersetzen. Sie versprach, die tausend Dollar Vorschuss aus dem Haus zu holen und die monatlichen Zahlungen pünktlich zu leisten. An mich, nicht an die Bank. Wenn es mir gelang, die Zwangsversteigerung ein Jahr hinauszuzögern, sprängen für mich viertausend Dollar heraus. Für das, was ich dafür tun musste, war das nicht schlecht. Wahrscheinlich würde ich Mrs. Pena nie wiedersehen. Ich würde gegen die Zwangsversteigerung klagen und die Vollstreckung hinausschieben. Die Chancen standen gut, dass ich nicht einmal vor Gericht erscheinen musste. Den Gerichtskram würde meine junge Partnerin erledigen. Mrs. Pena wäre zufrieden und ich auch. Irgendwann wäre dann allerdings Schluss mit lustig. Das war immer so.
    Ich fand, das war ein vertretbarer Fall, auch wenn Mrs. Pena keine Mandantin war, der viel Verständnis entgegengebracht werden würde. Die meisten meiner Mandanten stellen ihre Zahlungen an die Bank ein, weil sie ihren Job verloren oder ein medizinisches Desaster erlitten haben. Mrs. Pena hatte sie eingestellt, weil ihre drei Söhne wegen Drogenhandels ins Gefängnis gekommen waren und ihre wöchentliche finanzielle Unterstützung mit einem Schlag ausfiel. Deshalb konnte sie nicht allzu viel Mitgefühl erwarten. Aber die Bank hatte übel getrickst. Ich hatte mir auf meinem Laptop ihre Akte angesehen. Dort war alles nachzulesen: die zahlreichen Zahlungsaufforderungen und schließlich die Androhung der Zwangsversteigerung. Nur behauptete Mrs. Pena, die Zahlungsaufforderungen nie erhalten zu haben. Und ich glaubte ihr. Das Viertel, in dem sie wohnte, war keins von denen, in denen viele Gerichtszusteller unterwegs waren. Ich hatte den Verdacht, dass die Zahlungsaufforderungen im Müll gelandet waren und der Gerichtszusteller schlicht und einfach gelogen hatte. Wenn es mir gelang, das nachzuweisen, konnte ich es als Druckmittel benutzen, um Mrs. Pena die Bank vom Hals zu halten.
    Ich würde geltend machen, die arme Frau sei auf die Gefahr, in der sie schwebte, nie hingewiesen worden; die Bank habe sich ihre Situation zunutze gemacht und ein Zwangsversteigerungsverfahren eingeleitet, ohne ihr eine Gelegenheit zu bieten, die Rückstände zu begleichen, und solle deshalb vom Gericht für ihr Vorgehen gerügt werden.
    »Okay, dann wäre das also geklärt«, sagte ich zu Rojas. »Sagen Sie ihr, sie soll jetzt das Geld holen. Ich drucke inzwischen einen Vertrag und die Quittung aus. Wir werden uns gleich heute an die Arbeit machen.«
    Ich nickte und lächelte Mrs. Pena an. Rojas übersetzte, dann stieg er aus und ging auf die andere Seite, um ihr die Tür aufzumachen.
    Sobald Mrs. Pena ausgestiegen war, öffnete ich auf meinem Laptop die spanische Vertragsvorlage und trug die entsprechenden Namen und Zahlen ein. Dann schickte ich alles an den Drucker, der auf der Elektronikplattform auf dem Beifahrersitz stand. Anschließend schrieb ich die Quittung für die auf mein Mandantenanderkonto einzuzahlenden Beträge. Alles, wie es sich gehörte. Ohne Ausnahme. Das war die beste Möglichkeit, sich die kalifornische Anwaltskammer vom Hals zu halten. Auch wenn ich ein kugelsicheres Auto hatte, am meisten nahm ich mich vor der Anwaltskammer in Acht.
    Es war ein schwieriges Jahr gewesen für Michael Haller and Associates,
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