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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
Autoren: Michael Connelly
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Fernbedienung den Kofferraum und stieg aus. Der Kofferraum des Lincoln war so groß, dass er neben drei Aktenbehältern aus Pappe auch meine ganzen Büroutensilien fasste. Ich fand die Trammel-Akte in der dritten Schachtel und zog sie heraus. Außerdem griff ich mir den schnieken Aktenkoffer, den ich für Auftritte in Polizeiwachen verwendete. Als ich den Kofferraum schloss, sah ich die stilisierte 13, die auf den schwarzen Lack des Deckels gesprayt war.
    »Verdammte Scheiße.«
    Ich blickte mich um. Drei Häuser weiter spielten zwei Kinder, aber für Graffitikünstler sahen sie zu klein aus. Ansonsten war die Straße menschenleer. Das konnte ich mir nicht erklären. Der Anschlag auf mein Auto war erfolgt, während ich auf dem Rücksitz das Mandantengespräch geführt hatte. Ich hatte ihn nicht nur nicht gehört oder mitbekommen, er war auch nicht absehbar gewesen, denn es war auch erst kurz nach eins, und ich wusste, dass die meisten Gangmitglieder nicht vor dem späten Nachmittag aufstanden und den Tag begannen. Sie waren Nachtgeschöpfe.
    Ich ging mit der Akte zu der offenen Autotür zurück. Rojas stand an der Eingangstreppe und unterhielt sich mit Mrs. Pena. Ich pfiff und winkte ihn zum Auto zurück. Wir mussten los.
    Ich stieg ein. Rojas kam prompt angetrabt und sprang auf den Fahrersitz.
    »Nach Compton?«, fragte er.
    »Nein, wir müssen nach Van Nuys hoch. Schnell.«
    »Alles klar, Boss.«
    Er fuhr in Richtung Freeway 110 los. Es gab keine direkte Freewayverbindung nach Van Nuys. Wir mussten den 110er zurück in Richtung Downtown nehmen und dann den 101er nach Norden. Wir hätten von keinem ungünstigeren Punkt der Stadt starten können.
    »Was hat sie eben an der Tür noch gesagt?«, fragte ich Rojas.
    »Sie hat sich nach Ihnen erkundigt.«
    »Nach mir?«
    »Ja. Sie meinte, Sie würden eigentlich aussehen, als bräuchten Sie gar keinen Dolmetscher.«
    Ich nickte. Das bekam ich oft zu hören. Wegen der Gene meiner Mutter sah ich eher so aus, als wäre ich südlich und nicht nördlich der Grenze geboren.
    »Außerdem wollte sie wissen, ob Sie verheiratet sind, Boss. Ich habe ihr gesagt, dass Sie’s sind. Aber wenn Sie darauf noch mal zurückkommen wollen, läuft Ihnen das sicher nicht davon. Aber wahrscheinlich möchte sie dafür einen Nachlass auf Ihr Honorar.«
    »Danke, Rojas«, sagte ich trocken. »Sie hat sowieso schon einen Nachlass bekommen, aber ich werde es mir merken.«
    Bevor ich die Akte aufschlug, scrollte ich die Kontaktliste in meinem Handy durch. Ich suchte den Namen eines Detective in Van Nuys, von dem ich vielleicht ein paar Informationen über die Trammel-Geschichte bekommen konnte. Aber es gab niemanden. Ich musste mich blind in einen Mordfall begeben. Auch keine gute Ausgangssituation.
    Ich klappte das Handy zu und steckte es ins Ladegerät, dann schlug ich den Ordner auf. Lisa Trammel war meine Mandantin geworden, nachdem sie auf das Standardschreiben geantwortet hatte, das ich allen Eigentümern eines zur Zwangsversteigerung ausgeschriebenen Hauses geschickt hatte. Vermutlich war ich nicht der einzige Anwalt in Los Angeles, der das tat. Aber aus irgendeinem Grund hatte Lisa Trammel auf meinen Brief reagiert und nicht auf einen anderen.
    Als selbständiger Rechtsanwalt muss man sich seine Mandanten meistens selbst aussuchen. Manchmal trifft man eine falsche Wahl. Lisa Trammel war so ein Fall. Ich hatte es kaum erwarten können, mich in mein neues Betätigungsfeld einzuarbeiten. Ich suchte nach Mandanten, die in der Klemme steckten oder übervorteilt worden waren. Leute, die zu unbedarft waren, um ihre Rechte und Möglichkeiten zu kennen. Ich suchte nach Underdogs und glaubte, in Lisa Trammel einen gefunden zu haben. Sie passte eindeutig ins Bild. Aufgrund einer Reihe unglücklicher Umstände, die eine Kettenreaktion ausgelöst hatten, drohte sie ihr Haus zu verlieren. Und ihr Kreditgeber hatte die Angelegenheit einer Zwangsversteigerungsfirma übergeben, die ein paar Abkürzungen genommen und sogar gegen die rechtlichen Bestimmungen verstoßen hatte. Ich übernahm das Mandat, arbeitete einen Zahlungsmodus mit Lisa aus und machte mich an die Arbeit. Es war ein guter Fall, und ich war zuversichtlich. Zu einer nervigen Mandantin wurde Lisa erst später.
    Lisa Trammel war fünfunddreißig Jahre alt. Sie war die verheiratete Mutter eines neunjährigen Jungen, der Tyler hieß, und ihr Haus stand in der Melba Avenue in Woodland Hills. Als sie und ihr Mann Jeffrey das Haus 2005 gekauft hatten,
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