Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mia und der griechische Milliardär

Mia und der griechische Milliardär

Titel: Mia und der griechische Milliardär
Autoren: MICHELLE REID
Vom Netzwerk:
war die Hölle, und das ist wahrlich nicht übertrieben …“ Er stockte und schien sich zum Weiterreden zwingen zu müssen.
    „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Aber nicht da, wo wir jetzt sitzen, sondern am Rand der Stadt … in den Slums von Athen. In den ersten sechs Jahren dachte ich, es sei normal, in einem Schlafzimmerschrank zu schlafen. Meine Eltern schlossen mich immer wieder dort ein, weil sie nicht wollten, dass ich meine Mutter bei der Ausübung ihres Berufs störte oder behinderte. Sie arbeitete als Prostituierte, und mein Erzeuger war ihr Zuhälter …“
    Dieses Geständnis schockierte Mia so, dass sie automatisch dichter an Nikos heranrückte. Er wehrte sie nicht ab.
    „Wenn ich ein Geräusch machte, wurde ich geschlagen“, fuhr er fort.
    „Oh, Nikos, nein …“
    „Sie waren beide heroinabhängig“, sagte er wie zur Entschuldigung. „Manchmal waren sie so zugedröhnt, dass sie tagelang vergaßen, mich aus dem verdammten Schrank zu befreien. Ich habe immer noch Albträume vom Eingesperrtsein in der muffigen Dunkelheit. Versuch nur eine Nacht, mit mir im selben Bett zu schlafen, cara , und du wirst wissen, was ich meine. Ich ertrage keine engen Räume, und Schlösser und abgeschlossene Türen lassen mich in Panik geraten. Nicht weinen, agape mou “, bat er und zog Mia an sich, „hör einfach nur zu, damit du verstehst. Ich habe noch niemandem davon erzählt, weißt du?“
    „Es … es tut mir so leid …“
    „Schon gut. Als ich neun war, hat mich einer ihrer … Klienten entdeckt und gedacht, er könne sich auch ein wenig Spaß auf meine Kosten genehmigen. Ich bin weggerannt und nie wieder zurückgekehrt. Die Polizei hat mich aufgegriffen und den Sozialbehörden übergeben. Niemals in meinem Leben war ich glücklicher …“
    „Nikos …“
    Er hörte sie gar nicht. „Zum ersten Mal im Leben hatte ich ein eigenes Bett und bekam regelmäßige Mahlzeiten. Und was das Allerwichtigste war, ich fühlte mich sicher. Aus lauter Angst, zu meinen Eltern zurückgeschickt zu werden, entwickelte ich mich zum Musterknaben, war gut in der Schule und lernte schnell. Als ich dreizehn war, beschuldigte man mich, Essen aus der Küche gestohlen zu haben. Das Personal schlug mich, um ein Geständnis zu erpressen, doch ich hatte nichts getan und wehrte mich. Prompt fand ich mich auf der Straße wieder und schwor, dass niemand je wieder Hand an mich legen würde …“
    „Nikos …“, wiederholte Mia tränenüberströmt.
    „Warte … von da ab galt ich als Problemfall, kämpfte gegen alles und jeden, wurde in Schlägereien verwickelt, beging kleinere Diebstähle und vermisste gleichzeitig schmerzlich die Schule und ein geregeltes Leben. Also stellte ich mich selbst den Behörden und landete im Knast. Es war kein Zuckerschlecken, aber ich durfte wieder lernen und war zufrieden. Nur dem Schwur treu zu bleiben, mich nie mehr von jemand schlagen zu lassen, war schwer durchzuhalten. Mit sechzehn habe ich dem Gefängnis den Rücken gekehrt und nie wieder zurückgeschaut.“
    Sekundenlang herrschte tiefe Stille.
    „Und was ist mit deinen Eltern geschehen?“, fragte Mia leise.
    „Sie starben beide an verunreinigtem Heroin, als ich vierzehn war. Aber das habe ich erst später und eher durch Zufall erfahren.“
    „Ich …“
    „Kein Mitleid, bitte Mia, darum geht es mir nicht. Ich will dir nur erklären, warum ich dir nicht sagen kann, ob ich dich liebe oder nicht.“
    Da Mia längst klar war, dass einzig und allein tiefe und aufrichtige Liebe diesen harten, starken Mann dazu bringen konnte, ihr die grausame Geschichte seines Lebens zu gestehen, fühlte sie sich diesmal nicht zurückgewiesen, sondern lächelte.
    „Im Gegensatz zu dir bin ich mir ganz sicher, dass ich dich liebe, amore “, gestand sie leise. „Also können wir doch zusammen daran arbeiten, denkst du nicht?“
    Diese schlichte Frage verblüffte und überwältigte Nikos. „Einfach so?“
    „Si.“ Mia nickte heftig. „Aber jetzt verrate mir noch, an welchem Punkt Oscar in dein Leben trat.“
    Zum ersten Mal lachte Nikos wieder. „Oh, damals war ich noch ein ziemlicher Abzocker! Ich sah nicht gerade schlecht aus, hatte Witz und Verstand, war arrogant und absolut von mir selbst überzeugt – viel mehr, als es mir guttat. Ich sammelte die Krumen vom Tisch der Reichen auf, lernte ihre Schliche, um selbst an das große Geld zu kommen, und war schon verdammt erfolgreich, als ich Oscar zum ersten Mal über den Weg lief. Natürlich habe ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher