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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt
Autoren: H. J. Alpers
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was er da beschrieb, sich wirklich einmal zugetragen hatte.
    Lothar Hellmann war gefesselt davon, wie hier das Schicksal eines einzelnen Menschen – verwoben in die Zwänge der Umwelt – gezeichnet wurde. Dagegen war das moderne Unterhaltungsangebot oberflächlich – einfach langweilig.
    Über der Lektüre hatte er die Zeit vergessen und schrak hoch, als der Summer zweimal ertönte.
    Angst durchflutete ihn. Die Nachrichtenkontrolle!
    Von draußen hörte er Irmas Stimme auf Fragen antworten, die er – ebensowenig wie die Antworten – verstehen konnte. Hellmann stand wie versteinert. Vergeblich versuchte er, sich an die Nachrichten vom Tage zu erinnern. Es war alles wie weggeblasen, von einem großen Schwamm gelöscht von der Schiefertafel seines Gedächtnisses.
    Lediglich an die doppelt gelesene Meldung konnte er sich erinnern. Doch durfte er erwähnen, daß seiner Meinung nach dieser Beitrag zweimal gelaufen war? Was, wenn er es wirklich mit der gestrigen Sendung verwechselte?
    Verzweifelt versuchte er, durch die geschlossene Tür hindurch einige Brocken von dem zu verstehen, was draußen verhandelt wurde. Sonst empfand er das Haus immer als sehr hellhörig, doch nun, da es darauf ankam, war absolut nichts herauszuhören. Er bewegte sich zögernd auf die Tür zu, da wurde diese schon aufgestoßen. Irma.
    „Was hast du denn?“ fragte sie ihren Vater, der zitternd und kreidebleich vor ihr stand.
    „War das die …“ Hellmann konnte den Satz nicht zu Ende bringen, so aufgeregt war er.
    „Das war Margrit Zettwitz. Ihre Eltern hatten heute abend Besuch von der Nachrichtenkontrolle, und Margrit wollte mir …“
    „Kommen sie auch zu uns?“ unterbrach Lothar Hellmann seine Tochter barsch.
    „Wer? Die Nachrichtenkontrolle?“
    Hellmann nickte stumm.
    „Du weißt doch, daß sie immer nur eine Wohnung pro Block besuchen“, sagte Irma lachend. „Was hast du denn da?“
    Sie zeigte auf das Buch, das am Boden lag. Es war Hellmann aus der Hand gefallen, als der Summer ihn aufgeschreckt hatte.
    Irma bückte sich und hob den Band auf.
    „Wenn du wieder mal glaubst, daß die Nachrichtenkontrolle kommt, würde ich an deiner Stelle das Ding da sehr schnell wegstecken“, bemerkte sie trocken und reichte ihm den Roman. „Etwas ungewöhnlich, ein Buch zu lesen, oder?“
    „Ich gebe es sowieso morgen früh ab“, murmelte er. Jetzt war die Angst sogar noch stärker als vorhin. Er würde das Buch nicht zu Ende lesen können, dafür war es zu dick. Er war traurig darüber, aber er hatte keine Wahl. Das Buch mußte aus dem Haus.
    Obwohl die Versuchung groß war, schlug er den Roman nicht mehr auf, sondern ging gleich zu Bett, wo Luise bereits auf ihn wartete.
    Aus Irmas Zimmer klang leise Musik; sie träumte von Henry Boog.
     
6
     
    „… und eine angenehme Nachtruhe.“
    Nach der Abblende fiel der Nachrichtensprecher in sich zusammen. Haltlos baumelte der Kopf auf der Brust. Ein Kurzschluß setzte ihn ganz außer Gefecht. Henry Boog war ausgebrannt. Die letzten fünf Minuten hatten die City unglaubliche Mengen an Energie gekostet, um die Sendung nicht zu gefährden.
    Der Nachrichtensprecher hatte nur noch Schrottwert.
    Der City-Computer gab der zentralen Leitstelle den Auftrag, für den nächsten Tag einen neuen Sprecher bereitzustellen, Henry Boogs gab es im Lager genügend. Ein Ersatzkörper mußte gründlich inspiziert und aufpoliert werden, damit die nächste Nachrichtenschau wieder ein voller Erfolg wurde.
    In der zentralen Leitstelle, Sektor Programmplanung, begann unterdessen die Zusammenstellung der nächsten „Nachrichten vom Tage“ für den kommenden Abend. Alte Bänder wurden daraufhin geprüft, wie lange sie nicht mehr gesendet worden waren und ob kleine Korrekturen sie wieder sendbar machten. Über das Draußen unmittelbar nach der Katastrophe gab es nur eine gewisse Anzahl von Standardbändern, deren Ausstrahlung sorgfältig über mehrere Jahre verteilt werden mußte, damit ihre Wiederholung nicht auffiel. Dazu kamen dann täglich aktuelle Berichte von Bagatellereignissen innerhalb der City.
    Nach wenigen Minuten hatte die Programmplanung das Grundgerüst der nächsten Sendung erstellt. Die Arbeit des Tages war getan. Die Langzeitprogrammierung hatte weiterhin Erfolg, das zeigten die Nachforschungen der Nachrichtenkontrolle unmittelbar nach Ende der Sendung:
    Die Menschen innerhalb der City waren immer noch ahnungslos darüber, daß sich die Natur draußen bereits längst wieder erholt hatte.
    Und so
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