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MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)

MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)

Titel: MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
Autoren: Sam Landstrom
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musterte er sich sorgfältig im Spiegel. Kein Fleck und keine Falte im Gesicht. Er steckte, wie alle seine Bekannten, in demselben Leib, den er mit Anfang zwanzig erworben hatte. Er war so jung – erst vierundfünfzig Jahre - und fühlte sich heute Morgen trotzdem nicht so. Er wollte nicht zur Kirche. Dort gäbe es jede Menge Aufmerksamkeit, zumeist positive, wie er sich vorstellen konnte, aber der Gedanke gefiel ihm dennoch nicht. Und trotzdem wäre es gut, hier aus diesem Raum herauszukommen. Sehr gut. Unwillkürlich warf er einen Blick über die Schulter zu seiner Schlafzimmertür. Er spürte, wie sein Magen leicht ins Schlingern geriet, und glaubte, einen schwachen Blutfleck erkennen zu können. Dennoch wandte er bewusst den Blick ab, als er die Vordertür öffnete und hinausging. Wenn ein Fleck vorhanden wäre, echt oder eingebildet, wollte er ihn nicht sehen.
    D_Light trat aus seiner Wohnung hinaus in den Flur des Schlosses. Als er sich in die allgemeine Hausskin einloggte, wurden die Bilder des Mädchens von dem Wirbel aus Bildern ihm zu Füßen weggespült – bewegte Bilder bedeckten sämtliche sichtbaren Oberflächen. Selbst der Fußboden zeigte Textnachrichten und Standbilder von Leuten, die erkannte, von Orten, wo er hinwollte, und Produkten, die ihm gefielen. Wände und Decken brachten eine Vielzahl an Videos, der Fußboden jedoch nicht. D_Lights Skineinstellungen unterdrückten Videos auf dem Boden. Er fand sie verwirrend, da bewegte Bilder auf dem Fußboden in ihm Höhenangst erzeugten. Das galt doppelt, wenn er auf Peps war.
    »Morgenatem?«, ertönte die Stimme neben ihm. Ein Mann, der seinem Biovater viel zu ähnlich war, als dass es ein Zufall sein konnte, lächelte ihn breit an. Der halb durchsichtige, liebevoll lächelnde Mann wartete ab, ob D_Light Interesse zeigte, und blieb dann ganz natürlich im Flur zurück, weil D_Light ihn nicht großartig beachtete und einfach weiterging.
    »Weißt du noch, wie Icy_B gewürgt und dir fast in den Mund gekotzt hätte, als sie dich geküsst hat?« Obwohl dieser Vorfall schon viele Jahre zurücklag, musste der Avatar es nicht weiter ausführen. D_Light erinnerte sich.
    Sein Biovater, von der Software der Skin lebensecht erzeugt, blinzelte ihm zu und fragte: »Wie ist dein Atem heute Morgen?« Er wartete keine Erwiderung ab, da nur n00bies Werbefiguren Antwort gaben. »Zu beschäftigt mit dem Spiel fürs Zähneputzen? Besorg dir noch heute einen Pep mit FlavaPhage™! Nur ein Pep im Monat und …« D_Light wandte sich von der Werbung weg, und die verbale Botschaft brach automatisch ab.
    Im Weitergehen durchsuchte er die Wände nach etwas Interessantem. Burger_Fling™ erinnerte ihn daran, dass er genügend »Treuepunkte« für einen kostenlosen TerriBurger™ bei seinem nächsten Besuch gesammelt hatte. Die Göttliche Autorität schlug ihm einen Besuch bei einem Reprovertreter vor, um über die Genehmigung für Nachkommenschaft zu sprechen. Saucy_Dice, ein Mädchen, das er vor einigen Wochen gepervt hatte, hatte ihm eine weitere Nachricht gepostet. Saucys sommersprossiges Gesicht grinste ihn boshaft an. »Was ist, D? Lass von dir hören, ich will dich betören.« D_Light verdrehte die Augen. Zweifelsohne war die Software der Skin, kurz SkinWare, davon ausgegangen, dass die Nachricht von Saucy und diejenige wegen der Genehmigung etwas miteinanderzu tun hatten, weswegen sie direkt nacheinander abgespielt wurden. Als ob D_Light ein Mädchen mit Sommersprossen für Nachkommenschaft aussuchen würde! Er sah stirnrunzelnd zu Smorgeous hinab, der neben ihm ging, und sendete:
Smorgeous, ich bin nicht daran interessiert, Saucy jemals wieder zu perven, und noch weniger interessiert daran, mit ihr ein Kind zu haben
.
    Smorgeous pingte eine Bestätigung. Der Vertraute hätte es besser wissen müssen, dachte D_Light. Er hatte nichts für schlechte Platzierung von Nachrichten übrig. Dann dachte D_Light über ein Bruchstück aus einem Kirchenlied nach, das er wirklich mochte:
»Willst du Top-Spieler sein, optimiere deinen Input.«
Als Reaktion auf diesen Gedanken zeigte ihm die SkinWare endlich etwas Nützliches. Riesige 3-D-Buchstaben erschienen auf der Decke über ihm:
    Haus Teslas Top-Scorer in den letzten 24 Stunden:
    1. D_Light
    2. Beensa Sardonaha
    3. Speedy_LeeA
    4. Down-to-ChinaTown
    5. GloverAce
    6. Mona-Love
    D_Light fragte sich gereizt, warum er das nicht als Erstes zu Gesicht bekommen hatte, nachdem er sich in die Skin eingeloggt hatte. Nicht dass er zwanghaft
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