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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer
Autoren: Andreas Stammkötter
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daran, dass er ein leidenschaftlicher Kampfsportler war, schwarzer Gürtel in Judo, Karate und Taekwondo. Das regelmäßige Training ließ dem Fett keine Chance, was bei Krolls Ernährungsverhalten schon an ein Wunder grenzte. Sein Oberkörper war muskulös, unterschied sich jedoch deutlich von den Proportionen eines Bodybuilders.
    Kroll strich sich die dunkelblonden Haare aus dem Gesicht und schaute auf die Uhr. »Musst du mitten in der Nacht so einen Krach machen?«
    Seine Alkoholfahne war deutlich zu riechen. »Scheiße, Kroll! Ausgerechnet heute! Musstest du dich gestern unbedingt volllaufen lassen?«
    Sie gingen in die Wohnung. Kroll durchsuchte die Küchenschublade nach Kopfschmerztabletten. »Was machst du überhaupt für ein Theater? Ich habe heute noch Urlaub!«
    »Hat Reis gerade gestrichen!«
    Kroll sah Wiggins ungläubig an. »Ist was passiert?«Wiggins füllte Kaffeepulver in den Filter. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was bei uns los ist! Gestern Nacht wurde Lachmann erschossen. Vor meinen Augen!«
    Kroll setzte sich auf den Küchenstuhl. »Lachmann … welcher Lachmann?«
    Wiggins wurde ungeduldig. »LACHMANN!«
    »Du meinst doch wohl nicht etwa den Schriftsteller?«
    »Genau den meine ich!«
    Langsam konnte Kroll Wiggins’ Aufregung verstehen. Er wusste genau, was jetzt auf sie zukam. Lachmann war eine bekannte Leipziger Persönlichkeit. Natürlich erwartete die Bevölkerung eine schnelle Aufklärung. Und dann das Medieninteresse. An dieser Geschichte würden nicht nur die Lokalzeitungen dran sein, sondern alle Zeitungen im In- und Ausland. Von den Fernsehsendern ganz zu schweigen.
    »Was ist passiert?«
    »Du springst jetzt erst mal unter die Dusche. Hast du noch Pfefferminzbonbons?«

    Vor dem Präsidium standen bereits fünf Übertragungswagen, die sich auf die angekündigte Pressekonferenz vorbereiteten. Lachmanns Leiche war noch in der Nacht obduziert worden. Auf Krolls Schreibtisch lagen bereits der Obduktionsbericht, die Berichte der Spurensicherung von Tatort und Wohnung sowie der Bericht der Kriminaltechnischen Untersuchung. Das war ungewöhnlich. Alle Kollegen hatten eine Nachtschicht eingelegt. Dies war wohl der Brisanz des Falles geschuldet. Die Kugel, die in Lachmanns Halswirbel steckte, hatte das Kaliber 7,62 ×51 nato Millimeter. Diese Munition konnte keiner bestimmten Waffe zugeordnet werden, es war jedoch das gängige Kaliber von Scharfschützengewehren. Mit großer Wahrscheinlichkeit war davon auszugehen, dass es sich bei der Tatwaffe um ein Präzisionsgewehr handelte.
    Kroll blätterte die Protokolle durch. »Hast du schon mit der Lebensgefährtin gesprochen, dieser …?«
    »Liane Mühlenberg! Nein, ich konnte noch nicht mit ihr reden. Sie stand gestern unter Schock. Dr. Schmidt hat sie ins St. Elisabeth-Krankenhaus eingewiesen.«
    Staatsanwalt Reis betrat das Büro. »Morgen, meine Herren. Tut mir leid mit deinem Urlaub, Kroll!«
    »Kein Problem, Chef!«
    Der Staatsanwalt war erkennbar in Eile. »Also. Euch wurde offiziell die Leitung der Ermittlungen übertragen. Ich glaube, ich brauche euch nicht zu erklären, was hier in den nächsten Tagen und Wochen los sein wird. Natürlich richten wir eine SOKO ein. Ihr bekommt so viele Leute, wie ihr wollt.« Reis sah auf die Uhr. »In einer Stunde ist Pressekonferenz. Bereitet euch darauf ein bisschen vor. Wir müssen denen irgendwas erzählen. Ich glaube, jeder Journalist, der einen Stift oder ein Mikro halten kann, ist heute in Leipzig. Der Ansturm ist so groß, dass wir den großen Verhandlungssaal im Landgericht ausgeräumt und neu bestuhlt haben. Und das ist erst der Anfang. Vor dem Zimmer von Liane Mühlenberg im St. Elisabeth mussten wir zwei Beamte postieren, weil die selbst sie schon interviewen wollten!«
    Staatsanwalt Reis saß in der Mitte. Rechts neben ihm Wiggins und links Kroll. Kroll zählte 14 Mikrofone, alle versehen mit dem Emblem der jeweiligen Rundfunk- und Fernsehanstalten auf den Speichelfängern. Eine Masse von ungefähr 120 Journalisten wartete bereits ungeduldig darauf, dass es endlich losging. Der Raum war brechend voll.
    Reis begrüßte die Anwesenden und berichtete, dass dem ebenfalls im Raum befindlichen Kriminalhauptkommissar Kroll, einem erfahrenen und zuverlässigen Mitarbeiter, die Leitung der Ermittlungen übertragen worden sei. Kroll werde sie auch über den derzeitigen Stand unterrichten, natürlich stünden die Ermittlungen noch am Anfang. Die Anwesenden machten sich eifrig Notizen.
    Kroll
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