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MERS

MERS

Titel: MERS
Autoren: D.G. Compton
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Türspion hinaussah, stand da
eine junge Frau auf der Stufe, eine kurzhaarige Blondine etwa meines
Alters, in einem adretten, nicht unfemininen grau-grünen
wollenen Anzug, die eine Karte mit ihrem Bild darauf hochhielt. Neben
dem Bild stand in Großbuchstaben SPU, daneben jede Menge
anderes Zeug sowie das Staatswappen.
    »Sergeant Milhaus«, sagte sie durch die
Gegensprechanlage. »Special Police Unit.«
    Mein erster Gedanke war, daß Mark etwas zugestoßen
war. Ich ließ sie ein.
    »Ich bin ins Wissenschaftsministerium versetzt worden«,
sagte sie zu mir. »Ist Ihr Gatte zu Hause?«
    Erleichtert schüttelte ich den Kopf.
    »Und Ihre Tochter?«
    Sie hatte eine unangenehme Stimme, scharf und fordernd,
häßliche Vokale.
    »Sie ist ebenfalls weg.«
    Sie hörte die Frage aus meiner Äußerung heraus.
»Ich möchte einfach nicht, daß wir unterbrochen
werden. Können wir uns mal unterhalten?«
    Ich führte sie in mein eigenes kleines Zimmer, ausgerechnet
dorthin, wo ich zuvor mit Anna gesessen hatte. Elvis beäugte sie
vom Sofa aus, erhob sich jedoch nicht. Eine Polizistin’ aus dem
Ministerium so rasch nach meinem Gespräch mit Dr. Marton: da
mußte es einen Zusammenhang geben. Nun gut, mein Gewissen war
rein. Bislang.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz!« Ich winkte leicht.
»Setzen Sie sich auf Ihre vier Buchstaben!«
    Oder sie war womöglich das Ergebnis meines Telefonats mit
Danno. In diesem Fall hatten sie sehr prompt reagiert – wir
hatten es vor weniger als zwei Stunden beendet. In beiden Fällen
jedoch hatte ich noch immer ein gutes Gewissen. Gleich, welche
dunklen Absichten ich hegen mochte, ich hatte nichts Unrechtes
getan.
    Sergeant Milhaus wählte das andere Ende des Sofas, nicht das
von Elvis. Ich setzte mich in den Sessel gegenüber.
    »Hübsche Katze«, meinte sie und holte ein
zusammengefaltetes Dokument aus der Innentasche ihrer Jacke.
»Ich komme zur Sache, Dr. Ryder.«
    »Dr. Kahn-Ryder.« Kahn ist natürlich Marks
Name. Gewöhnlich bestehe ich nicht darauf, aber angesichts der
Vokale dieser Frau benötigte ich alle Geschosse, die ich
bekommen konnte. Ich nahm sie nicht ernst, sehen Sie. »Dr.
Kahn-Ryder.«
    Sie nahm die Verbesserung nicht zur Kenntnis. Sie entfaltete das
Dokument und hielt es mir entgegen. »Dies ist Ihre
Unterschrift?«
    Ich blickte darauf. Es war sie anscheinend. »Ja.«
    Sie durchblätterte rasch das Dokument, hielt es mir wiederum
entgegen. »Und das hier?«
    »Erneut ja.« Ich wußte jetzt, worauf sie/die
Ministerin hinauswollte.
    »Und Sie wissen, worum es sich bei diesem Papier
handelt?«
    »Es ist das Nationale Sicherheitsprotokoll. Und sein
’97er Zusatz.«
    »Exakt. Ganz exakt.« Sie faltete das Protokoll zusammen
und steckte es wieder in die Tasche. »Die Ministerin hatte
befürchtet, Sie würden es nicht wiedererkennen, Dr.
Ryder.«
    Sie sprach das Wort widdärärrkännän aus. Aber das ging mich nichts an. Ich erinnerte sie
höflich: »Dr. Kahn-Ryder«, und wartete.
    »Die Ministerin hatte befürchtet, Sie könnten alles
vergessen haben.«
    »Ganz und gar nicht. Und falls ich es getan hätte, so
hat mich ihr Chefsekretär heute nachmittag freundlich daran
erinnert.«
    »Das ist schön. Das ist sehr schön. Es freut mich,
das zu hören.« Sie streckte Elvis eine Hand entgegen, wobei
sie das lavendelfarbige Chintz ermutigend mit ihren stumpfen,
empfindlichen Fingernägeln kratzte. Seine Augen weiteten sich,
und er streckte eine getigerte Pfote aus, um nachzuforschen.
»Hübsche Katze«, sagte sie erneut.
    Eine Frau, die Elvis mochte, konnte nicht völlig schlecht
sein, dachte ich. »Er gehört meiner Tochter«, meinte
ich zu ihr.
    »Ja. Ihr Name ist Anna, glaube ich. Ich habe keine
Tochter.« Sie packte Elvis und hob ihn sich aufs Knie. Ohne
Protest, schlaff wie ein altes Fuchsfell, ließ er es mit sich
geschehen. »Heutzutage können Töchtern
häßliche Dinge zustoßen«, sagte sie im
Plauderton, während sie ihn unterm Kinn streichelte. Seine
Lieblingsstelle. Sergeant Milhaus kannte sich mit Katzen aus, daran
bestand kein Zweifel.
    »Wir sind vorsichtig«, erwiderte ich. »Und hier
draußen in den Vorstädten besteht keine große
Gefahr, daß…«
    »Sehr häßliche Dinge, falls sich ihre Mütter
nicht benehmen.« Sie sah herüber, begegnete meinem Blick.
»Die Ministerin möchte Sie das wissen lassen.«
    Jäh war mir speiübel. Das war’s also. »Die
Ministerin droht mir?«
    »Ganz und gar nicht. Das wäre gegen das Gesetz. Eher
eine freundliche Warnung. Die Sache ist
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