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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit
Autoren: Thomas A. Barron
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Mutter des Jungen. Wir nannten sie Elen mit den Saphiraugen. Sie hat mich einmal geheilt, als ich vor Fieber brannte. In ihrer
     Berührung lag eine Magie, ein größerer Zauber, als sie selbst begriff. Vielleicht hat ihr Sohn die gleiche Gabe. Ich finde,
     wir sollten ihn versuchen lassen die Harfe zu spielen.«
    Eine Welle der Zustimmung ging durch die Versammlung. Der Bär stapfte langsam hin und her und knurrte vor sich hin, doch schließlich
     erhob er keinen Einspruch.
    Als Merlin von der Säule aufstand, schob Rhia kurz ihren blätterbehangenen Arm in seinen. Merlin schaute sie dankbar an, dann
     ging er langsam zur Harfe hinüber. Während er sie sorgsam aufhob und den Resonanzkörper in den Armen wiegte, verstummten die
     versammelten Delegierten wieder. Der Junge holte tief Luft, hob dieHand und zupfte eine der Saiten. Ein tiefer Ton erklang und vibrierte lange.
    Merlin spürte, dass nichts Bemerkenswertes geschehen war, und schaute Rhia und Cairpré enttäuscht an. Der Braunbär knurrte
     zufrieden. Plötzlich schrie der Cañonadler, der immer noch auf der Schulter der Riesin saß. Andere stimmten ein, sie brüllten
     und heulten und trampelten vor Begeisterung. Denn dort, an Merlins Stiefelspitze, kräuselte sich ein Grashalm, so grün wie
     ein regengewaschener junger Baum. Merlin lächelte und zupfte wieder die Saite und weitere Halme schossen aus der Erde.
    Als sich die Erregung endlich gelegt hatte, ging Cairpré zu Merlin und fasste seine Hand. »Gut gemacht, mein Junge, gut gemacht.«
     Dann hielt er inne. »Du weißt, es ist eine schwere Verantwortung, das Land zu heilen.«
    Merlin schluckte. »Ich weiß.«
    »Wenn du diese Aufgabe einmal begonnen hast, darfst du nicht ruhen, bis sie vollendet ist. Selbst jetzt planen die Truppen
     von Rhita Gawr einen erneuten Angriff. Das ist sicher! Die dunklen Hügel, wo viele seiner Kämpfer sich in Höhlen und Felsspalten
     verstecken, sind das Land, das von der Seuche am meisten zerstört wurde – und es ist am anfälligsten für Übergriffe. Unser
     bester Schutz ist, die Hügel rasch wieder zu begrünen, damit friedliche Geschöpfe zurückkehren, um dort zu leben. Das wird
     die Angreifer entmutigen und zugleich sicherstellen, dass der Rest von Fincayra vor jeder Attacke gewarnt wird.«
    Er klopfte leicht auf das Eicheninstrument. »Deshalb musst du in den dunklen Hügeln beginnen – und dort bleiben, bis die Aufgabe
     erledigt ist. Warte mit den verdorrten Ebenen und den anderen Gebieten, die sich danach sehnen,wieder zu leben, bis später. Die dunklen Hügel müssen wiederhergestellt sein, bevor Rhita Gawr zurückkehrt, sonst haben wir
     unsere einzige Chance vertan.«
    Er kaute nachdenklich auf seiner Lippe. »Und noch etwas, mein Junge. Wenn Rhita Gawr zurückkehrt, wird er dich suchen. Um
     seine Dankbarkeit für all den Ärger zu zeigen, den du ihm bereitet hast. Also vermeide alles, was seine Aufmerksamkeit erregen
     könnte. Bleib nur bei deiner Arbeit, mach die dunklen Hügel gesund.«
    »Aber was ist, wenn ich hier weggehe und die Harfe nicht mehr dazu bringen kann, das Land zu beleben?«
    »Wenn die Harfe nicht mehr auf deine Berührung reagiert, dann werden wir das verstehen. Aber denk daran: Wenn sie reagiert,
     du dich aber vor deiner Aufgabe drückst, wird dir nie verziehen werden.«
    Merlin nickte langsam. Unter den Blicken der Delegierten wollte er sich gerade das Lederband der Harfe über die Schulter schlingen.
    »Warte!«
    Das war die Stimme der Alten, Domnu. Während sie auf den Jungen zuging, öffnete sie weit die Augen, so dass sich Falten in
     Wellen über ihren kahlen Schädel ausbreiteten. Dann hob sie den Arm und zeigte mit einem knotigen Finger auf ihn. »Der Junge
     ist halb Mensch, er darf die Harfe nicht tragen. Er muss diese Insel verlassen! Denn wenn er bleibt, ist Fincayra verflucht.«
    Fast alle duckten sich bei ihren Worten, am meisten schrak Merlin zusammen. Was sie sagte, hatte eine sonderbare Kraft, es
     schnitt tiefer als jedes Schwert.
    Domnu schüttelte den Finger. »Wenn er nicht verschwindet, und zwar bald, werden wir alle zu Grundegehen.« Ein kalter Wind fuhr durch den Kreis und ließ sogar die Riesen schaudern. »Habt ihr alle das Verbot vergessen, das
     Dagda selbst gegen jeden mit Menschenblut ausgesprochen hat, der lange auf dieser Insel bleibt? Habt ihr alle vergessen, dass
     dieser Junge auch hier geboren wurde, trotz eines noch viel älteren Verbots? Wenn ihr ihn die Harfe tragen lasst, wird er
    
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