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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit
Autoren: Thomas A. Barron
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könnten die Schätze gemeinsam genutzt und zugleich
     geschützt werden. Die meisten Delegierten stimmten zu. Sie forderten die große Elusa auf, die Wächter auszuwählen.
    Doch die große Spinne lehnte ab. Sie erklärte, dass so wichtige Entscheidungen nur jemand treffen könne, der sehr viel weiser
     sei als sie. Ein richtiger Magier – jemandwie Tuatha, dessen Kenntnisse dem Vernehmen nach so umfassend waren, dass er sogar einen geheimen Pfad zur Anderswelt gefunden
     hatte, um sich mit Dagda, dem größten aller Geister, zu beraten. Aber Tuatha war vor Jahren gestorben. Schließlich erklärte
     sich die große Elusa nach langem Drängen bereit, die Schätze in ihrer Kristallhöhle zu bewachen, aber nur so lange, bis die
     richtigen Wächter gefunden werden konnten.
    Das löste das Problem der Schätze zunächst, aber es beantwortete nicht die Frage nach der blühenden Harfe. Das Land ringsum,
     das von Rhita Gawrs Seuche befallen war, zeigte kein Lebenszeichen, noch nicht einmal einen grünen Halm. Vor allem die dunklen
     Hügel brauchten Hilfe, denn sie hatte es am schlimmsten getroffen. Nur die Zauberkraft der Harfe konnte das Land wieder beleben.
    Doch wer sollte sie tragen? Die Harfe war viele Jahre lang nicht mehr gespielt worden. Als Letzter hatte Tuatha selbst sie
     benutzt, um den Wald zu retten, der vom Drachen des verlorenen Landes zerstört worden war. Der Wald hatte sich allmählich
     erholt, doch Tuatha hatte zugegeben, dass das Harfenspiel noch mehr Geschick von ihm verlangte als die Aufgabe, den Drachen
     in einen Zauberschlaf einzulullen. Die Harfe, hatte er gewarnt, würde nur auf die Berührung eines Spielers reagieren, der
     das Herz eines Magiers hatte.
    Der älteste Pfau versuchte es als Erster. Er spreizte seine strahlenförmigen Schwanzfedern so weit er konnte, stolzierte zur
     Harfe und senkte den Kopf. Mit einem schnellen Schnabelstoß schlug er an eine Saite. Ein reiner, nachhallender Ton erklang.
     Aber sonst geschah nichts. Die Zauberkraft der Harfe blieb verborgen. Wieder versuchtees der Pfau, wieder ohne Ergebnis außer einem einzigen Ton.
    Ein Delegierter nach dem anderen trat vor. Das Einhorn mit dem glänzenden weißen Fell strich mit seinem Horn über die Saiten.
     Ein klirrender Akkord war zu hören, das war alles. Dann versuchten es ein riesiger Braunbär, ein Zwerg mit einem Bart, der
     bis über die Knie fiel, eine robuste Frau und eine der Wassernymphen, alle ohne Erfolg.
    Schließlich hüpfte eine hellbraune Kröte aus dem Schatten von Merlins Füßen zur großen Elusa. Dicht außerhalb der Reichweite
     der großen Spinne blieb sie stehen und quakte: »Du kannst vielleicht selbst nicht zaubern, aber ich glaube wirklich, dass
     du das Herz einer Magierin hast. Würdest du die Harfe tragen?«
    Die große Elusa schüttelte nur den Kopf. Sie hob drei Beine und deutete damit auf Cairpré.
    »Ich?«, stotterte der Dichter. »Das kann nicht dein Ernst sein! Ich habe so wenig das Herz eines Magiers wie das Herz eines
     Schweins.
Mein Wissen ist so gering, meine Weisheit ein selten Ding.
Ich könnte nie den Zauber der Harfe wecken.« Er rieb sich das Kinn und wandte sich an den Jungen neben ihm. »Aber ich weiß
     jemanden, der es vielleicht kann.«
    »Der Junge?«, knurrte der Braunbär skeptisch, während Merlin unbehaglich hin- und herrutschte.
    »Ich weiß nicht, ob er das Herz eines Magiers hat«, gab Cairpré mit einem Seitenblick auf Merlin zu. »Ich bezweifle sogar,
     dass er es weiß.«
    Der Bär schlug mit der Tatze auf den Boden. »Warum schlägst du ihn dann vor?«
    Der Dichter lächelte beinah. »Weil ich glaube, dass mehrin ihm steckt. Schließlich hat er das verhüllte Schloss zerstört. Lasst es ihn einmal mit der Harfe versuchen.«
    »Ich stimme zu«, rief eine schlanke Eule und schnappte mit den Kiefern. »Er ist Tuathas Enkel.«
    »Und Stangmars Sohn«, brüllte der Bär. »Selbst wenn er den Zauber der Harfe wecken kann, ist ihm nicht zu trauen.«
    Da trat die Waldelfe in den Kreis, ihr nussbraunes Haar kräuselte sich wie ein Fluss. Sie verbeugte sich leicht vor Rhia,
     die zurückgrüßte. Dann wandte sich die Elfe mit melodischer Stimme an die Gruppe. »Den Vater des Jungen kenne ich nicht, obwohl
     ich gehört habe, dass er in seiner Kindheit oft im Drumawald spielte. Und wie bei dem krummen Baum, der gerade und hoch hätte
     wachsen können, weiß ich nicht, ob der Fehler bei ihm lag oder bei den Älteren, die ihn nicht stützten. Doch ich kannte die
    
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