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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe.
Autoren: Hammesfahr Petra
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nicht darum, las den Namen von der Türklingel ab, «Zeiss», und drückte den Klingelknopf.
    Eine ältere Frau kam an die Tür. Er lächelte freundlich und harmlos, grüßte, sprach sie dabei mit ihrem Namen an und fragte, ob er ihre Tochter sprechen könne.
    Die Frau erkundigte sich nicht mal, wer er sei oder was er wolle. Sie drehte nur den Kopf über die Schulter zurück und rief ins Haus: «Marina, kommst du mal! Hier ist jemand für dich.»
    Dann drehte die Frau sich wieder ihm zu. «Momentchen», sagte sie und wirkte so warmherzig dabei, so gutmütig. Merkel fragte sich, wie sie wohl reagierte, wenn er jetzt sagte: Ihre Tochter hat meine Tochter umgebracht. Wahrscheinlich würde sie ihn nur ungläubig anstarren.
    Irgendwo im Haus wurde ein Stuhl gerückt, eine junge Stimme fragte in ungehaltenem Ton: «Wer denn?»
Genauso hatte er sich ihre Stimme vorgestellt, frech und kalt, schwer vorstellbar, dass sie damit verliebt säuseln könnte. Er hörte Schritte, dann tauchte sie in einer der Zimmertüren auf, kam langsam und mit neugieriger Miene auf ihn zu. Ihre Mutter ging zurück. Ein aggressives Gesicht, fand Merkel. Und der arrogante, unwillige Ton. Sie passte sehr wohl zu Brandes, passte viel besser zu ihm als Irene.
«Was ist denn?», wollte sie wissen.
Merkel lächelte sie an und sagte in höflichem, fast devotem Ton: «Herr Brandes schickt mich.»
«Ja?» Es klang lauernd, fragend und abwartend. Eine Blöße gab sie sich nicht, reagierte auch nicht auf den Namen.
Merkel dämpfte die Stimme, brachte sein Gesicht etwas dichter an ihres heran. «Er muss Sie sehen, Fräulein Zeiss. Und er sagte, es sei sehr dringend.»
Jetzt musste sie reagieren, sich irgendwie verraten. Aber sie runzelte nur die Stirn. «Wer sind Sie überhaupt?»
«Ich arbeite an der Tankstelle», antwortete Merkel vage und brachte ein Grinsen zustande. «Herr Brandes ist ein guter Kunde und ein großzügiger. Da sagt man nicht nein, wenn man um einen Gefallen gebeten wird. Ich soll Ihnen ausrichten, es sei soweit alles in Ordnung.»
«Und warum sagt er mir das dann nicht selbst?», fragte sie.
Merkel hob die Achseln, verstärkte sein Grinsen und wurde ein bisschen plumper. «Fräulein, ich bin bloß der Botenjunge. Ich kann Ihnen nur sagen, was er mir gesagt hat, dass er dringend mit Ihnen sprechen muss. Und wenn er Ihnen das nicht persönlich sagt, Sie auch nicht anruft, wird er dafür wohl Gründe haben.»
Das schien sie zu überzeugen. «Wo?», fragte sie knapp.
Merkel verkniff sich in letzter Sekunde das erleichterte Aufatmen. «Ich bin mit dem Auto da. Sie können mit mir oder hinter mir herfahren, was Ihnen lieber ist. Es ist ein stilles Plätzchen, da sind Sie ganz ungestört.»
Mit ihm fahren wollte Marina Zeiss nicht. «Mein Auto steht da hinten», sagte Merkel und zeigte zur Straße, «der rote Kadett.»
«Gehen Sie schon vor, ich komme gleich», verlangte sie.
Gleich nachdem er eingestiegen war, nahm er den Dolch aus dem Verbandskasten, schob ihn in die Lederscheide und legte sich die zwischen die Beine auf den Sitz. Als das kleine weiße Auto hinter ihm auftauchte, fuhr er los. Sie neben sich zu haben, wäre ihm lieber gewesen. Aber wegen der Blutflecke auf dem Sitz war es wohl besser so.

38. Kapitel
    Eine gute halbe Stunde später stoppte er den Kadett vor der Fabrikhalle, zog den Dolch aus der Scheide, nahm den Griff so in die linke Hand, dass die Klinge den Arm hinauf zeigte. Er stieg aus und ging zu dem weißen Auto hinüber, klopfte gegen die Scheibe und zeigte mit der rechten Hand auf das weit offene Hallentor. «Ich schau mal nach, ob er schon da ist, ja? Wenn nicht, muss er jeden Augenblick kommen.»
    Marina Zeiss nickte nur und blieb sitzen. Merkel sah, dass die Wagentür nicht verriegelt war, riss sie auf. Im nächsten Moment war seine rechte Hand bereits an ihrer Kehle. Aber sie war nicht wie Ohloff. Sie wehrte sich heftig, schlug nach ihm, versuchte, den verletzten Arm zu treffen.
    Er setzte ihr mit der linken Hand die Dolchspitze seitlich an den Hals und verlangte: «Ganz ruhig, Mädchen, sonst ist gleich alles vorbei. Das geht schneller, als du denkst. Aussteigen!»
    Den Dolch ließ er an ihrer Kehle, während er sie mit der rechten Hand an ihrem Arm aus dem Wagen zerrte und auf das offene Tor zuschob. Gleich hinter dem Tor ließ er sie los und schlug sie nieder. Sehr kräftig war sie wirklich nicht, von einem einzigen Handkantenschlag in den Nacken sofort betäubt. So konnte er ihr ungestört die Hände und die
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