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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah
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    Sie bog in die Einfahrt. Ihre Reifen ließen das
Pfützenwasser aufspritzen, das von einem Schauer in den frühen Morgenstunden
stehengeblieben war. Sie parkte den Wagen in der Garage und ging ins Haus, wo
ihr ein Bryan-Adams-Song aus den Achtzigern entgegendröhnte. Ihr Mann, in
Shorts und T-Shirt, schwitzte an einer kleinen Kraftstation, die er ins
Arbeitszimmer gequetscht hatte. Er blickte kurz zu ihr herüber, als sie sich an
den Türrahmen lehnte. »He, Rocky«, sagte sie, und er lachte sogar. Was momentan
selten vorkam.
    Mit angestrengtem Gesicht absolvierte er eine
Reihe von Beinzügen, so dass die Muskeln an den Oberschenkeln hervortraten. In
den letzten drei Wochen, seit seine Vorgesetzte ihm den Vorschlag gemacht
hatte, in den Ruhestand zu treten, hatte Bentz seine Anstrengungen verdoppelt
und legte sich gehörig ins Zeug, um zu alter Form zurückzufinden. Er
verzichtete größtenteils auf seine Krücke und stützte sich auf einen Gehstock,
und manchmal ging er auch ganz ohne Hilfe, obwohl der Arzt ihm geraten hatte,
sich nicht zu überanstrengen. Große Schritte, aber nicht groß genug für ihn.
    Olivia kam nicht umhin, sich Sorgen um ihn zu
machen, da das Krafttraining zu einem der wenigen Dinge geworden war, mit denen
er seinen Stress abbauen konnte. Er schlief unruhig. Seine einzige Verbindung
zum Department, sein ehemaliger Partner Montoya, war mit dem Job und seiner
eigenen Familie ausgelastet. Selbst Ricks Tochter Kristi war voll und ganz mit
ihrem eigenen Leben beschäftigt - sie plante soeben ihre Hochzeit. »Was hältst
du davon, wenn ich dich zum Abendessen ausführe?«, fragte sie.
    »Es ist Montag.«
    »Genau deshalb feiern wir.«
    Er schnaufte, lächelte jedoch, als er von der
Kraftstation kletterte und sein Gesicht mit einem Handtuch abrieb. »Das Leben
muss ziemlich langweilig sein, wenn Montag schon ein Grund zum Feiern ist.«
    »Ich dachte, es täte dir gut, mal rauszukommen.«
Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe. Ja, er war in den Vierzigern, und
ja, er hatte in den Jahren, die sie ihn kannte, mehr als eine lebensbedrohliche
Verletzung davongetragen, aber er war immer noch ein Bild von einem Mann. Ein
echter Hingucker. Er brachte sie immer noch um den Verstand, wenn er sie
liebte, was seit dem Unfall leider nur noch sporadisch vorgekommen war. Sie
erwog, ihn hier an Ort und Stelle zu verführen, doch sie wusste, dass er ihr
dann unterstellen würde, schwanger werden zu wollen. Was nicht allzu weit von
der Wahrheit entfernt war. »Wie wär's mit Chez Michelle?«, schlug er vor.
    »Oh, wie vornehm. Ich dachte eher an etwas
Schlichtes, wo wir Pommes-Spiralen und scharfe Cajun-Shrimps in Eimern
kriegen.«
    Seine Augen leuchteten auf bei der Erinnerung an
ihr erstes »Date«. Mit einem leisen Lachen sagte er: »Das ist es, was ich an
dir mag, Liwie, du bist eine echte Romantikerin.« Er schlug im Vorübergehen mit
dem Handtuch nach ihr und verschwand im Bad.
    Zwei Stunden später saßen sie an einem Tisch in
einem gepflasterten Hof. Tauben gurrten und pickten nach Krumen, während
langsam die Sonne unterging und Schatten über die Töpfe mit blühenden Kräutern
krochen, deren Duft die Luft erfüllte.
    Das Restaurant selbst war eng und dunkel,
Fischernetze hingen an den Wänden, die Tische stießen an riesige Kübel mit
zerstoßenem Eis, welche randvoll mit Bierflaschen gefüllt waren. Zum Glück war
dieser Ort von der Wucht des Hurrikans verschont geblieben.
    Olivia nippte an ihrem Eistee und griff herzhaft
bei den scharfen Cajun-Shrimps mit knusprigen Pommes zu. Die Luft summte von
Gesprächen, Tellerklappern hallte durch den Hof. Es war ihr Lieblingslokal, und
sie waren oft hier zu Gast. Bentz war ohne Stock in den Hof gegangen, seine
Bewegungen waren jetzt sicherer, entschlossener. Doch da war nach wie vor
etwas, das ihn bewegte, etwas, das er ihr verheimlichte.
    Sie hatte es satt, darauf zu warten, dass er
davon anfing, denn da hätte sie lange warten können. »Also«, begann sie
deshalb, schob ihren Teller zur Seite und säuberte sich die Finger mit einer
Zitronenspalte und der dafür vorgesehenen Serviette, »was ist los mit dir?«
    »Was meinst du damit?«
    »Hör auf, Rick.« Sie begegnete seinem Blick.
»Wir beide wissen, dass du ziemlich angespannt bist. Ich schätze, das ist zum
Teil auf den Unfall zurückzuführen. Du hast Gott weiß was durchgemacht, aber es
steckt mehr dahinter.«
    »Versuchst du, deine übersinnlichen Fähigkeiten
an mir zu erproben?«,
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