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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd
Autoren: Stephen King
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vergraben, und nur ein Idiot oder ein Revolutionär würde es wagen, sie zu zerstören. Free-Vee, das ist der Stoff, aus dem die Träume sind, ist das täglich Brot des Lebens. Heroin kostet zwölf Altdollar das Tütchen, Frisco Push zwanzig Dollar der Trip, aber Free-Vee, das lässt dich ganz umsonst ausflippen. Da hinten, auf der anderen Seite des Kanals, da läuft die Traummaschine, vierundzwanzig Stunden am Tag … aber sie wird mit Neudollars betrieben, und Neudollars besitzen nur Leute mit Arbeit. Es gibt vier Millionen andere, fast alle arbeitslos, südlich des Kanals in Co-Op City.
    Richards ging drei Meilen, und die üblichen Tabakwaren- und Getränkeläden, deren Türen und Fenster anfangs noch schwer vergittert waren, wurden allmählich zahlreicher. Dann folgten die Pornoschuppen (!! 24 Perversionen – Zählt nach, 24!!), die Spielhöllen und die riesigen Warenhäuser. An jeder Straßenecke saßen Rocker auf ihren Motorrädern, und der Rinnstein lag unter Schneewehen von Jointkippen begraben. REICHE KNACKER KIFFEN WACKER.
    Er konnte jetzt die Wolkenkratzer erkennen, die sich hoch und sauber in den Himmel erhoben. Der höchste war das Network Games Building, in dem die Spiele aufgezeichnet wurden. Die obere Hälfte der einhundert Stockwerke lag hinter Wolken und Smog verborgen. Er fixierte ihn mit seinen Augen und lief noch eine Meile, vorbei an den teureren Kinos und Läden, jetzt ohne Gitter (doch dafür mit einem Mietbullen vor jeder Tür, mit elektrischen Schlagstöcken an den Sam-Browne-Gürteln). An jeder Straßenecke ein City-Cop. Der Volkspark mit Springbrunnen: Eintritt 75 Cents. Elegant gekleidete Mütter, die ihren Kindern beim Spielen auf den Kunstrasenplätzen hinter Maschendrahtzäunen zusahen. Auf jeder Seite des Tores ein Cop. Ein winziger, erbärmlicher Eindruck vom Springbrunnen.
    Er überquerte den Kanal.
    Das Network Games Building wuchs immer höher, je näher er kam, und es wirkte immer irrealer mit seinen ins Unendliche übereinandergetürmten Büroetagen, unpersönlichen Fensterreihen und dem polierten Mauerwerk. Cops beobachteten ihn, bereit, ihn zu verscheuchen oder festzunehmen, falls es so aussah, als wollte er nur herumlungern. Für einen Mann mit ausgebeulten grauen Hosen, einem billigen Topfhaarschnitt und eingesunkenen Augen gab es nur einen Grund, nach Uptown zu gehen. Und dieser Grund waren die Spiele.
    Die Qualifikationstests begannen pünktlich um zwölf Uhr mittags. Als Richards sich hinter den letzten Mann in die Reihe stellte, stand er fast im Schatten des Wolkenkratzers. Aber das Hochhaus war noch neun Häuserblocks entfernt, über eine Meile weit. Die Reihe der wartenden Männer erstreckte sich vor ihm wie eine unendliche Schlange. Bald stellten sich andere hinter ihm an. Die Polizisten behielten sie im Auge, die Hände auf Pistolenkolben oder an Schlagstöcken. Sie lächelten unpersönlich, ein Lächeln voller Verachtung.
    - Findest du nicht, dass der Kerl da ein bisschen schwachsinnig aussieht, Frank? Für mich schon.
    - Typ da hinten hat mich gefragt, ob man hier irgendwo aufs Klo gehen könnte. Kannste dir das vorstellen?
    - Diese Hurensöhne können doch nicht …
    - Würden die eigene Mutter töten, nur um ein paar …
    - Der stinkt, als hätte er nicht mehr gebadet, seit …
    - Gibt doch nichts Schöneres als’ne Freakshow, wenn du mich …
    Den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen, um sich vor dem Regen zu schützen, scharrten sie ziellos mit den Füßen auf der Stelle, und nach einer Weile setzte sich die Schlange in Bewegung.

… Minus 098 Countdown läuft …
     
    Es war nach vier, als Richards den Hauptschalter erreichte und sofort an Schalter 9 (Q-R) verwiesen wurde. Die Frau an der ratternden Plastiktastatur sah müde und gemein und unpersönlich aus. Sie blickte und sah durch ihn hindurch.
    »Name. Nach-Vor-Mittel.«
    »Richards, Benjamin Stuart.«
    Ihre Finger flogen über die Tasten. Ratter-ratter-ratter, machte die Maschine.
    »Alter-Größe-Gewicht.«
    »Achtundzwanzig, eins achtundachtzig, fünfundsiebzig.«
    Ratter-ratter-ratter.
    Die riesige Eingangshalle wirkte wie eine mit widerhallenden Geräuschen erfüllte Gruft. Fragen wurden gestellt und beantwortet. Leute wurden weinend hinausgeführt. Leute wurden hinausgeworfen. Heisere Stimmen erhoben sich protestierend. Ein oder zwei Schreie. Fragen. Immer wieder Fragen.
    »Zuletzt besuchte Schule?«
    »Handelsschule.«
    »Haben Sie einen Abschluss gemacht?«
    »Nein.«
    »Nach wie vielen
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