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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman
Autoren: Eva Klöck
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mich wehren kann.«
    Nicole fängt an zu weinen.
Martha gibt ihr noch ein Taschentuch, Nicole schnäuzt sich.
    Martha ist nach außen hin
völlig ruhig geblieben, aber in ihrem Inneren hat eine Art Implosion
stattgefunden. Ein Kinderarzt.
    Das Bedürfnis nach einer
Zigarette wird übermächtig. Sie schaltet das Tonband aus.
»Magst du was trinken, hast du Hunger?« fragt sie und hofft auf ein
Ja.
    Nicole nickt schwach.
    »Ich weiß, es ist schwierig,
aber du wirst mir Einzelheiten erzählen müssen.« Martha beugt
sich mit dem Oberkörper nach vorne, um den Abstand zwischen sich und
dem Mädchen zu verringern. Dagegen würde selbst Straßenberger
nichts einzuwenden haben. »Wirst du das schaffen?«
    »Ja.«
    »Okay. Wir machen jetzt eine
Pause und ich organisiere dir ein Frühstück. Ich lass dich ein paar
Minuten alleine. Ist dir das recht?«
    »Ja.« Nicole atmet tief
durch.
    »Werden Sie ihn verhaften?«
    »Mal sehen.«
    Martha reißt den Zettel vom
Notizblock und nimmt ihren Rucksack von der Stuhllehne. Sie
schließt die Tür hinter sich und lehnt sich für eine Sekunde ans
Türblatt. Die Türe zu Beckers Büro steht offen. Er beendet sofort
das Privatgespräch. »Du, ich muss Schluss machen. Wir haben hier
einen ganz heißen Fall!«
    Schwätzer!
    Martha kramt in ihrem Rucksack
nach Zigaretten und Feuerzeug. Sie legt den Notizzettel auf Beckers
Schreibtisch.
    »Dr. Radspieler. Schick da
gleich eine Streife hin. Die sollen ihn herbringen!«
    »Dr. Radspieler?«
    »Ja, offensichtlich ein
Kinderarzt.«
    Becker stößt einen leisen
Pfiff aus. »Das ist ja wirklich eine nette Geschichte. Hast du seine
Adresse?«
    »Nein, du musst sie
raussuchen.«
    »Die wird die Adresse doch
wissen!«
    »Ich hab sie nicht gefragt.«
    »Frag sie halt jetzt!«
    Ach, leck mich!
    »Und lass bitte bei McDonald’s
etwas für das Mädchen besorgen.«
    Martha dreht sich einfach um
und verlässt Beckers Büro. Sie verzieht sich auf die
Damentoilette, wo sie sich endlich die Zigarette anzünden kann. Das
Nikotin strömt durch ihren Körper. Sie lehnt sich an die Wand und
schließt die Augen. Sie denkt an Rebekkas Kinderarzt. Er ist
ein freundlicher Mann um die fünfzig, der es gut mit Kindern
versteht. Als er neulich Rebekkas Brust mit den Fingern abklopfte,
kicherte sie. Wer tapfer ist, bekommt nach der Untersuchung
ein kleines Kunststofftierchen geschenkt.
    Martha drückt die Zigarette am
Absatz ihres Schuhs aus und wirft sie in den kleinen Metalleimer
neben der Toilettenschüssel.
    Becker erwartet Martha auf dem
Korridor. »Apropos Essen. Hast du an unsere Sandwiches gedacht?«
    »Sind im Kühlschrank.«
    Martha versorgt ihre Kollegen
mindestens ein bis zwei Mal pro Woche mit Sandwiches, die sie nicht
bezahlen. Martha bezahlt sie selbst nicht, aber das können die
Kollegen nicht wissen. Sie hatte ab und zu welche spendiert, so wie
man es hin und wieder tut, wenn man mit netten Kollegen
zusammenarbeitet. Inzwischen gibt Becker Bestellungen auf. Sie ärgert
sich, weil sie es nicht schafft, das zurückzuschrauben.
    Martha muss in ihr Büro
zurück.
    Nicole tippt etwas in ihr Handy
ein.
    »Können wir weitermachen?«
    Nicole nickt abwesend,
offensichtlich ist sie noch mit ihrer short message beschäftigt.
    Martha schaltet das Tonband ein
und hofft, Nicole würde von alleine den Faden wieder aufnehmen.
Es sieht nicht danach aus.
    »Wenn ich dich richtig
verstanden habe, solltest du die Hose ausziehen und dich auf die
Liege legen.«
    »Ja. Und dann hat mich das
Schwein abgegriffelt.«
    »Beschreib das mal näher, das
Abgriffeln.«
    Endlich steckt Nicole das Handy
zurück in die Jacke, die über der Stuhllehne hängt.
    »Haben Sie denn keine
Phantasie?« fragt Nicole.
    »Doch. Aber um meine Phantasie
geht es hier nicht.«
    Nicole blickt an Martha vorbei
und fixiert einen Punkt an der Wand. »Er hat mir zwischen die Beine
gelangt und herumgefingert ... obwohl es mir
hier weh tat!« Sie deutet auf die Nabelgegend.
    »Hast du dich gewehrt?«
    »Ich hab gesagt : Da
unten tut es mir nicht weh! Da hat er gesagt: Sei ruhig, ich bin der
Arzt!«
    »Sag mir genau, was du mit
Herumfingern meinst«, fordert Martha. Ihr Mund ist trocken wie
nach einer Wüstenwanderung.
    »Er hat den Finger in mich
hineingesteckt, vielleicht auch zwei. Es hat höllisch weh getan.«
    Martha sollte das Mädchen
jetzt fragen, ob er erregt gewesen ist; der Gedanke daran löst einen
echten Würgereiz bei ihr aus.
    »Er hat geschnauft und
gekeucht wie ein Hund ... Es war so
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