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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman
Autoren: Eva Klöck
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ekelhaft!«
    Frage geschenkt. »Hat er dich noch wo anders angefasst?«
    »Ja, am Busen. Er hat mir
unters T-Shirt gelangt. Mit der einen Hand hat er mich am Busen
angelangt und mit der anderen zwischen den Beinen.« Nicole
stockt.
    Martha lässt ihren Blick aus
dem Fenster wandern. Manchmal hilft ihr das. Sie sieht schneeweiße
Wolken und einen blitzblauen Septemberhimmel. Wind treibt die Wolken
hin und her.
    Hoffentlich setzt Papa nach
dem Schwimmbad durch, dass Rebekka ihre Mütze aufzieht.
    »Hat er auch was gesagt?«
fragt sie.
    Nicole denkt kurz nach. »Ja.
Zum Beispiel sagte er: Gib doch zu, dass es dir gefällt, wenn dich
ein Mann anpackt!«
    »Außerdem?«
    »Hmm. Weiß nicht mehr. Was
Männer halt so sagen.«
    Was Männer halt so sagen.
    »Hat er sich auch ausgezogen?«
    »Nein. Er hat nur seinen
weißen Kittel aufgeknöpft und sich so an mich hingedrückt, dass
ich seinen ... – sein steifes Glied durch seine Hose spürte.«
    »Hat er versucht, dich
einzuschüchtern?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Hat der dir gedroht?«
    Kann ich diese Befragung
noch einmal unterbrechen? Ich bin süchtig. Ich schaffe es nicht
mehr, meiner Arbeit ordnungsgemäß nachzugehen.
    Nicoles Augen füllen sich
wieder mit Tränen. »Ja. Er hat mir gedroht. Er sagte: Du wirst
ein blaues Wunder erleben, wenn du jemandem von der Sache
erzählst!« Nicole Scherbaum bemüht sich, eine tiefe Männerstimme
nachzustellen. »Dir wird sowieso niemand glauben!«
    Marthas Kollege Thomas öffnet
vorsichtig die Tür. Er hat eine Papiertüte von McDonald’s in der
Hand.
    »Hier ist dein Frühstück.«
    Er gibt Martha zu verstehen,
dass die Streifenbeamten mit Radspieler bereits unterwegs zur
Dienststelle sind.
    »Iss und trink erst mal in
Ruhe«, sagt Martha, als Thomas ihr die Tüte in die Hand drückt.
    »Ich will nach Hause! Ich mag
nicht mehr reden!« sagt Nicole unvermittelt. »Ich hab die letzte
Nacht überhaupt nicht schlafen können ... Und ich hab jetzt alles
erzählt.«
    Martha fragt sich, ob das
Mädchen gemerkt hat, dass Radspieler hierher kommen wird. Kaum
möglich. Sie hat einfach genug.
    »Wir fahren dich mit einem
Wagen nach Hause«, bestimmt Martha.
    Nicole weint wieder. »Ja
bitte! Mir schwirrt schon der Kopf von den vielen Fragen!« Thomas
reicht ihr ein Stofftaschentuch.
    Ich kenne keinen anderen
Mann auf der Welt, der Stofftaschentücher benutzt!
    »Nicole, wir werden nochmals
mit dir reden müssen. Wir kommen am Montag bei dir vorbei.
Okay?« Martha hat plötzlich ein Gefühl, als wäre etwas
schiefgelaufen.
    »Wieso denn das? Ich hab doch
alles gesagt!«
    Thomas macht eine Handbewegung,
die Lass es jetzt gut sein, Martha! heißen soll.
    Sie greift nach dem Telefon und
ordert einen Streifenwagen.
    Martha begleitet Nicole zum Haus Tannenwald.
Nicole sitzt auf der Rückbank und starrt aus dem
Seitenfenster. Martha dreht sich um.
    »Hast du vor etwas Angst?«
    »Ja. Davor, dass man mir nicht glauben wird. Was ist, wenn er etwas
anderes behauptet?« Der junge Beamte, der den Wagen lenkt, wirkt wie
ein Taxifahrer, der nicht darauf achtet, was seine Fahrgäste
reden.
    »Wir von der Polizei sind dazu
da, die Wahrheit herauszufinden!« Martha schämt sich
für diese Plattheit, noch ehe sie ganz ausgesprochen ist. Hoffentlich hört der junge Kollege tatsächlich nicht zu!
    Der Streifenwagen hält am
Parkplatz.
    »Ich bringe dich noch ...«
Martha schafft es nicht, ein nach Hause anzuhängen.
    Das Haus Tannenwald ist eine
kleine Anlage mit gekiesten Wegen und bepflanzten
Blumenrabatten. Ein Schild weist den Weg zum Blauen, Roten, Gelben,
Grünen Haus. Es gibt einen Sportplatz und eine Cafeteria.
    Martha denkt an das
Ferienlager, in dem sie und Barbara ein paar Mal die Pfingstferien
verbracht hatten.
    »Was bedeuten die
Häuserfarben?« fragt sie, um das Schweigen zu unterbrechen.
    »Das sind die Wohngruppen. Ich
wohne im Blauen Haus.«
    »Wer leitet dieses Haus
Tannenwald?«
    »Herr Körner. Warum?«
    »Ich muss auch mit ihm
sprechen.«
    »Worüber?« Nicole
erschrickt, holt dann tief Luft und sagt: »Verstehe. Er muss
Bescheid wissen.«
    Martha nickt. Nicole ist einen
halben Kopf größer als sie. Es fällt ihr erst jetzt auf.
    »Herr Körner ist aber am
Wochenende nie da.«
    »Wer passt dann auf euch auf?«
fragt Martha und könnte sich für diese Formulierung selber ans
Schienbein treten.
    »Die Erzieher in den
Wohngruppen. Im Blauen Haus ist das heute Daniela.«
    Martha hat keine Lust, mit
einer Erzieherin zu reden, die
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