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Memento für Maybelle

Memento für Maybelle

Titel: Memento für Maybelle
Autoren: Carter Brown
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beinahe auf
dem Gewissen gehabt! Bestellen Sie ihr, der größte Gefallen, den sie mir tun
kann, ist wirklich, sich so schnell wie möglich umzubringen. Dann brauche ich
nachts wenigstens nicht mehr wach zu liegen und mir den Kopf zu zerbrechen, was
sie als nächstes anstellt !«
    Ich gab Maybelle Craigs
Reaktion ziemlich wörtlich wieder, weil ich in meiner unendlichen Weisheit
annahm, daß ihr eine solche Schocktherapie nur guttun könne. Sie sollte Craig
so satt bekommen, daß sie ein für allemal genug von ihm hatte. Ich zitierte
Craig in kaltem, unbeteiligtem Tonfall und mußte dann mit ansehen, wie Maybelle
langsam die Tränen über die Wangen herabkullerten.
    »Danke, daß Sie mir die
Wahrheit gesagt haben, Rick«, meinte sie schließlich. »Bitte richten Sie Craig
ein Lebewohl von mir aus .«
    »Er ist nicht der einzige Mann
auf dieser Welt«, tröstete ich sie.
    »Für mich ist er das«,
erwiderte sie ruhig.
    Erst nach etwa zwei Stunden
begann ich mir Gedanken zu machen. Und noch eine weitere Stunde später war ich
besorgt genug, um zu ihrer Wohnung zurückzufahren. Maybelle reagierte nicht auf
mein Läuten. Bis ich den Hausmeister gefunden und dazu überredet hatte, seinen
Spezialschlüssel zu benutzen, verging weitere kostbare Zeit. Als wir endlich in
das Wohnzimmer kamen, lag sie zusammengekrümmt auf der Erde. Beim Niederknien
nahm ich den Geruch von bitteren Mandeln wahr. Unter ihren Fingernägeln
hafteten Wollfuseln von dem Teppich, in den sie sich hineingekrallt hatte. Ihr
verzerrtes Gesicht verriet nur allzu deutlich die Krämpfe, die die
Blausäurevergiftung verursacht hatte. Was für eine sinnlose Zerstörung. Wäre
sie nicht gerade an einen Typ wie Craig Forrest geraten, wieviel anders hätte ihr Leben verlaufen können.
    Craig kam für alle Unkosten auf,
blieb aber der Beisetzung fern. Es hätte schlecht für ihn aussehen können,
erklärte er mir später. Verdammt noch mal! Wäre er zur Beerdigung gekommen,
hätten die Leute womöglich noch angenommen, daß er etwas mit Maybelles Selbstmord zu tun habe. Am liebsten hätte ich ihm
ins Gesicht gespuckt. Aber das hätte auch nichts mehr geändert. Deshalb machte
ich nur wortlos kehrt und ließ ihn stehen.
    Und jetzt, drei Jahre danach,
saß er wieder in einer Patsche, und ich war angeblich sein lieber, alter
Freund. Warum sagte ich ihm nicht einfach, er solle sich gefälligst zum Teufel
scheren? Weil ich mir nicht leisten konnte, daß Craig Forrest überall
herumerzählte, ich hätte mich vor einem Job gedrückt. Das wäre der Anfang vom
Ende meiner Karriere gewesen, versuchte ich mir selbst einzureden. Aber es war
nicht die Wahrheit, das wußte ich. Nur war ich augenblicklich noch nicht
bereit, mir das einzugestehen.
    Meine Uhr zeigte Viertel nach
drei. Vom Nachmittag war also noch allerhand übrig. Ich leerte mein Glas und
rief dann das Büro von Al Hinds an. Er sei zu Hause,
wurde mir gesagt, und käme in den nächsten beiden Tagen auch nicht ins Büro.
Ich legte auf und ging zu meinem Wagen hinaus. Hinds wohnte in Beverly Hills, etwa zehn Autominuten von mir entfernt. Sein Haus war
doppelt so groß wie das meine, ebenso wie sein Swimming-pool, der sich in einem
viertausend Quadratmeter großen Garten befand. Aber Al Hinds war eben auch ein unabhängiger Produzent, den die Banken für kreditwürdig
hielten.
    Die beiden Volkswagen, die vor
seinem Grundstück parkten, ließen möglicherweise darauf schließen, daß er
umweltfreundlich dachte oder eine weitere Erhöhung der Benzinpreise erwartete.
Ich stellte mein Kabriolett dahinter ab und ging zur vorderen Veranda. Nach dem
dritten Läuten an der Haustür meinte ich wahrzunehmen, daß sich die Türgardine
minimal bewegte. Das schien mir zwar wenig typisch für Al Hinds zu sein, aber alle Leute entwickeln mit der Zeit gewisse Skurrilitäten. Deshalb
läutete ich ein viertesmal und blieb abwartend
stehen. Etwa zwanzig Sekunden später ging die Tür auf.
    Sie war eine Blondine mit einer
Kurzhaarfrisur, die gerade noch ihre Ohren bedeckte. Ein hübscher Ponyschnitt
kaschierte ihre etwas hohe Stirn, die blauen Augen waren auseinanderstehend und
hatten einen intelligenten Blick. Hohe Wangenknochen unterstrichen die
klassische Schönheit ihres Gesichtes. Der Mund war sensibel und verriet
Sinnlichkeit. Sie trug einen schwarzen Bikini, der nichts von ihrer sehr
weiblichen Figur verbarg. Ihre Brüste waren fest und voll, die Hüften
geschwungen und die Beine lang und wohlgeformt.
    »Kann ich Ihnen helfen
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