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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)
Autoren: Julianna Baggott
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Helmud.«
    Helmud ringt um Atem. »Nein!«
    Da sieht El Capitán einen Punkt am Horizont, ein Wesen, das auf sie zustürmt. Einen Moment lang denkt er, es wäre der Tod. Galoppiert der Tod nicht zu den Sterbenden, um ihre Seelen zu stehlen? Seine Großmutter hat ihm Geschichten über den Tod erzählt. Seine Großmutter, die in Büchern Blumen gepresst hat.
    »Der Tod kommt«, sagt El Capitán. »Er will unsere Seelen stehlen.«
    »Unsere Seelen stehlen?« Helmud zittert.
    El Capitán schließt die Augen. »Unsere Seelen stehlen«, flüstert er, als wäre es sein letzter Wunsch. »Unsere Seelen stehlen!«
    Und während alles dunkel wird, hört er eine Stimme – eine klare, liebliche Engelsstimme. Die wunderschöne Stimme seines Bruders, der singt wie früher, als sein Gesang ihre Mutter zum Weinen brachte. Vielleicht ist Helmud ein Engel? Vielleicht war er es schon immer?

LYDA
Overall
    Als sie von einem Schwall Wasser getroffen wird, kommt Lyda zu sich. Anfangs ist das Wasser kalt, vielleicht um sie aufzuwecken. Sie befindet sich in einer weißen Kabine, kaum größer als ein Schrank. Dutzende Düsen richten sich auf sie. Vor ihr hängt ein silberner Türknauf. Als sie danach greifen will, rutscht sie aus. Sie ist nackt. Sie betrachtet ihren geschwollenen, empfindlichen Bauch. Auf den ersten Blick sieht man ihr noch nichts an, aber vielleicht haben sie Tests durchgeführt, während sie bewusstlos war. Die Innenseite ihres Arms ist gequetscht. Wissen sie, dass sie schwanger ist?
    Die Düsen versprühen einen stinkenden Schaum, der Lyda an das Schwimmbecken in der Akademie erinnert, gefolgt von Franzbranntwein und anderen beißenden Chemikalien. Sie hustet und würgt. Ihre Augen brennen.
    Das Wasser erwärmt sich, der enge Raum füllt sich rasch mit Dampf.
    Als die Düsen endlich versiegen, fasst sie noch einmal nach dem Türknauf. Abgesperrt. Wie erwartet. Aus der Wand fährt sich eine Schublade aus – ein weißer Overall im Stil des Therapiezentrums und ein Kopftuch. Sie ist wieder da, wo sie angefangen hat.
    Sie nimmt den Overall und zieht ihn an. Als sie den Reißverschluss schließt, stellt sie sich vor, wie ihr Bauch sich weiter rundet und spannt und den Stoff ausfüllt. Wie sieht ein Kind aus, das draußen unter den Unglückseligen gezeugt wurde? Vielleicht gilt sie nun ebenfalls als Unglückselige. Die Obrigkeit wird nicht zulassen, dass sie ihr Kind im Kapitol zur Welt bringt. Oder doch?
    Der Türknauf dreht sich, die Tür öffnet sich. »Komm raus«, sagt eine Stimme.
    Raus? Das ist eine Lüge. Lyda tritt von einem kleinen, geschlossenen Raum in einen anderen geschlossenen Raum. In der Luft ist keinerlei Bewegung – sie ist steril, statisch. Das Kapitol ist die wahre Einöde. Sie erinnert sich, wie sie Partridge von der Schneekugel erzählt hat; nun ist sie wieder gefangen, und nicht mal ein wässriger, künstlicher Schneeschleier leistet ihr Gesellschaft.

PRESSIA
Versprich’s mir
    Pressia hat sich an den schnellen Tritt des Pferds gewöhnt, an das Hämmern der Hufe und das Schnauben seines Atems. Wenn Fignan eine Kurskorrektur empfiehlt, zieht sie an den Zügeln, und das Pferd reagiert sofort – als wäre sie dazu geboren, dieses Pferd zu reiten. Mit der Formel in der Tasche und den beiden verbliebenen Ampullen am Körper fühlt sie sich stark und mächtig.
    Zuerst entdeckt sie das Luftschiff. Jetzt, am helllichten Tag, sieht es ziemlich mitgenommen aus. Es ist umgekippt und auf der Seite liegen geblieben, die drei Tanks wirken entblößt und zerbrechlich. Mit einem Schlag begreift sie es – vielleicht werden ihnen die Formel und die Ampullen überhaupt nichts bringen. Wenn es ihnen nicht gelingt, das Luftschiff wieder flottzumachen, sitzen sie hier für immer fest.
    Beunruhigt lässt sie die Augen über die leicht ansteigende Wiese schweifen, bis zum Waldrand.
    Da entdeckt sie eine Gestalt – einen dreiköpfigen Mehrling mit einem Fell aus grünem Gestrüpp. Sie zerrt an den Zügeln, um das Pferd zu bremsen. Das ist kein Mehrling. Sie erkennt die blassen Gesichter – Bradwell, El Capitán, Helmud. Mit einem Tritt lässt sie das Pferd in den Galopp wechseln.
    Aus der Nähe sieht sie, dass nur Bradwells Gesicht bleich und leblos ist. El Capitán und Helmud blicken ihr entgegen, doch ihre Augen wirken so fern, dass sie Pressia vielleicht gar nicht sehen. Die blutige Mullbinde um El Capitáns Kopf hat sich zu einer schwarzen Kruste verhärtet. Pressia reißt an den Zügeln. Als das Pferd stehen
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