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Melville

Melville

Titel: Melville
Autoren: Natalie Elter
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eines Morgens entweder an deiner eigenen Kotze erstickt bist
oder mit einem Herzinfarkt über einer Hure zusammenbrichst!“. Ich
sehe in sprachlos an. Was
redet er da nur, wer ist er?
    „Setzen
wir uns doch, Melville, das ist weniger anstrengend für dich.”.
Ich setze mich, ganz wie er es angemerkt hat. Er gesellt sich neben
mich und wieder habe ich das Gefühl, dass seine Augen gefährlich
für mich werden könnten. Dennoch bin ich nicht in der Lage, meinen
Blick von ihm abzuwenden.
    „Ich
bin sehr mächtig, Melville, ich weiß und kann Dinge, von denen du
nicht einmal träumst. Du hast dein Talent zwar bewiesen, doch unter
meiner Führung und mit Hilfe meines Clans, kannst du Wege
beschreiten, die deiner würdiger sind.“. Seines
Clans?
    Er
nimmt meine Hand. Seine Finger sind eiskalt, aber man merkt, dass er
sicher nie körperlich gearbeitet hat.
    „Ist
dir schon aufgefallen, dass an mir etwas anders ist?“, fragt Mr
Cansworth mich. Er scheint Mitte vierzig zu sein, leicht graue
Schläfen und erste Ansätze von Fältchen zieren sein Gesicht. Ich
sehe ihn noch genauer an. Seine Haut ist bleich, doch seine Präsenz
so voller Anmut, dass es wirklich etwas unnatürlich wirkt, wenn man
denn genauer darüber nachdenkt.
    „Ich
bin mir noch nicht sicher.“. Er lacht.
    Kurz
sitzen wir stillschweigend nebeneinander. Meine Hand hat er wieder
losgelassen. Ich fühle mich eigenartig geborgen bei ihm. Als wäre
ich endlich daheim.
    „Wirst
du einwilligen, Melville?“.
    „Ich
weiß es nicht so recht... was genau muss ich denn tun?”, frage ich
zögerlich und senke meinen Blick, da ich seinem nicht mehr länger
standhalten kann.
    „Du
arbeitest für uns. Du vertrittst unsere Interessen, auch mit deiner
Firma. Du wirst für unser Wohl die Geschicke am Finanzmarkt
mitlenken. Nichts weiter. Dafür gebe ich dir von meiner Macht,
meinem Wissen und schenke dir ein neues Leben. Dein altes Leben wäre
dann vorbei. Du wärst ein Mitglied deiner neuen Familie.“. Ich
nicke, ganz als könnte ich wirklich verstehen was er sagt.
    Eine
neue Familie.
    „Und
wenn ich das nicht möchte?“, ich sehe ihm wieder in seine kalten
Augen, im Schein der diffusen Lichter des Raumes, werden sie immer
hypnotisierender.
    „Dann
werde ich deine Erinnerungen ausradieren und falls du Pech hast,
erlebst du den nächsten Morgen nicht mehr.“. Er grinst kurz, doch
verschwindet diese emotionale Regung wieder schnell von seinem
Gesicht.
    Innerlich
ringe ich mit den Worten. Ich habe Angst, nein, ich habe Ehrfurcht
vor ihm. Obwohl mir sein letzter Satz sicher einen Schauer über den
Rücken hätte jagen sollen, beginne ich innerlich bereits ihm Recht
zu geben. Ich habe kein Ziel mehr vor Augen. Wenn ich sein Büro
jetzt verlassen würde, wäre ich in einem leeren, sinnlosen Nichts
gefangen. Und davor habe ich im Grunde am meisten Panik. Sinnlos zu
sein.
    „Ja,
ich... ich willige ein.”, antworte ich etwas tonlos.
    „So
ist es gut, Melville. Willkommen.“, sagt er und legt eine Hand in
meinen Nacken und beugt meinen Kopf leicht nach hinten. Ich lasse es
geschehen, einfach nur, weil ich es unhöflich finde, ihn in seiner
Handlung zu unterbrechen. Ich bin plötzlich wie gelähmt. Er hält
sich kurz sein Handgelenk an den Mund und legt es mir dann an die
Lippen. Lauwarm fließt es über meine Zunge. Es schmeckt eisern,
brennt sich in mein Fleisch und dringt in meine Poren.
    Sein
Blut? Sein Blut!
    Es
ist der Himmel auf Erden. Ich habe nicht die Zeit, um Entsetzen oder
Ekel zu empfinden, die sofortige Hingabe an sein Blut lässt keine
Zweifel zu. Ich lege meine Lippen um die Wunde und sauge etwas an der
Stelle. Es rauscht laut in meinen Ohren, meine Innereien schreien
auf. Mein Verstand rast und mein Herz setzt teilweise unbeholfen aus.
Mehrere Schlucke dieses flüssigen Glücks gewährt er mir. Ich bin
vollkommen überwältigt von den Gefühlen, dass sein mir geschenktes
Gut in mir auslöst. Als er die Hand wegnehmen will, halte ich ihn
mit meinem Griff fest. Ich kann nicht anders. Ich habe es gekostet
und nun bin ich davon besessen. Ich bekomme einige Tropfen mehr, dann
reißt er seinen Arm weg.
    „Genug!“.
    Ich
halte die Augen leicht geschlossen und sinke tief in die Couch. Der
Geschmack hallt blechern nach. Mein Atem geht flach, meine Beine
werden taub.
    „Genieße
es.“, sagt er und steht auf. Ich bin nicht in der Lage, ihm zu
folgen. Wie ein Fieber übermannt es mich. Ich spüre förmlich wie
Zelle um Zelle in meinem Körper von seinem Blut
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