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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin
Autoren: Irene Rodrian
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falsche Beschließerin. Sie blutete aus der Nase und war außer sich vor Wut, weil die Männer nicht zuließen, dass sie sich um Isabel kümmerte.
    »Sie war es nicht! Sie hat nichts damit zu tun!« Soledad schlug um sich. Einer der Männer drehte ihr im Polizeigriff den Arm auf den Rücken, bis sie aufschrie. Sie fanden eine Pistole im Nachttisch und jede Menge seltsamer Medikamente im Badezimmer. Pia sorgte dafür, dass beide sich wenigstens richtig anziehen konnten, bevor Bonet sie abführen ließ.
    Sie lief zu Fuß nach Hause.
    Sie überquerte die Ramblas und tauchte wieder in ihr Viertel, den barrio gótico ein. Der Ferran . Das Schilling . Sie ging hinein und setzte sich dort an die Bar. Bestellte ein Bier, obwohl sie sich nichts aus Bier machte. Sie hatte kein Mitleid, das war es nicht. Weder mit Isabel noch mit Soledad. Beide waren Mörderinnen und hatten nur ihr eigenes kleines Glück im Sinn. Aber die Art, wie sie da eingebrochen waren, wie sie eine ganze Straße allein durch martialische Gewaltpräsenz in die Knie gezwungen hatten. Und sie war ein Teil davon gewesen. Und doch nur benutzt worden. Ohne wirkliche Entscheidungsmöglichkeiten.
    Ein schöner Junge in schwarzem Outfit schob sich neben sie. »Ich bin Gil Azar. Sie sind doch die Obermaus von Llimona 5?«
    »Zisch ab!« Sie legte etwas Geld für das Bier hin und rutschte vom Hocker.
    »Eric sucht Sie. Der Sohn Ihrer Freundin Janet. Er hat gefunden, was Sie suchen.«
    Pia ging hinaus, ohne zu antworten, aber dann rannte sie. Hinauf, über die Plaça Regomir und in den Pati Llimona.
    Sie fand Eric und seinen Freund Bertrán vor der Haustür. Sie hockten auf den steinernen Blumenkübeln und teilten sich einen Joint. Erst als Pia näher kam, sah sie das Mädchen. Es lag halb auf den Kübeln, regungslos.
    »Sie ist nicht tot«, Eric sprang auf.
    Bertrán blieb sitzen. »Aber so richtig gut geht's ihr auch nicht.«
    Pia beugte sich über das Mädchen. Puls und Atmung waren dünn, aber stabil. »Helft mir!« Eric und Bertrán nahmen das Mädchen hoch und trugen es zum Innenhof und zum Lift.
    »Wo habt ihr sie gefunden?«
    »Jemand hat sie beraubt. Sie hat nichts mehr bei sich. Nada .«
    »Ich glaube, die hat seit Tagen nichts mehr gegessen.« Sie wollten nicht mehr sagen, auch egal. Pia öffnete die Wohnungstür und dirigierte die beiden Männer mit dem Mädchen direkt in ihr Schlafzimmer. »Legt sie hin. Danke.« Pia brachte sie zur Tür. »Habt ihr eine Ahnung, was sie genommen hat?«
    Bertrán war schon im Fahrstuhl, Eric zögerte.
    »Ich glaube, gar nichts. Sie hatte wohl Streit mit ein paar ... äh Dealern. Und sie ist halb verhungert.«
    Pia ging zurück. Sie zog ihr die Stiefel aus und lockerte den Gürtel. Dann gab sie ihr etwas Tee. Das Mädchen trank, blieb aber müde und passiv. Pia ließ sie schlafen. Erst viel später hörte sie, dass im Büro drüben ziemlich laut Bach lief, und dass Janet da war.
    Janet tippte wie wild in den Computer. »Hallo, Pia, ich schreibe gerade meinen Artikel. Ich habe Paul Reimann angerufen, und er hat zugesagt, sein Versprechen zu halten. Ich muss mit meinem Artikel morgen früh bei Geoff sein, sonst gute Nacht, Marie!« Sie schaute nicht hoch, sondern tippte weiter.
    Pia ging zurück in die Küche. Sie mochte Janet. Sie war so pragmatisch. Direkt und genau. Verlässlich.
    Sie war bei den Käsetellern, als sie den Schlüssel in der Tür hörte. Dagmar. Verschwitzt und müde. Pia schaltete das Radio aus. »Na, und?«
    Dagmar nahm ein Küchentuch und trocknete die Teller ab. Schwieg.
    »Jetzt sag doch schon. Hast du Barbara freibekommen?«
    »Natürlich«, Dagmar schien fast überrascht, schaute auf, lächelte. »Dieser Paul Reimann hat sich voll reingehängt. Sonst wäre das um diese Nachtzeit niemals möglich gewesen. Ja, Barbara ist frei.«
    Pia war enttäuscht. Nur eine Mitteilung. Sie hätte Barbara gern hier gehabt. Aber das war natürlich lächerlich. Sie wäre in so einer Situation auch als Erstes heimgelaufen. Sie sah zu Fritz hinüber, der heftig gähnte, sich streckte und weiterschlief. »Sag mal, wer bekommt denn nun das Geld von Reimanns Opfer?«
    »Seine Tochter natürlich«, Dagmar packte das Geschirr in die Schränke. »Nach katalanischem Erbgesetz, soviel ich weiß. Und sie muss lebenslang für die Mutter sorgen. Ganz egal, unter welchem Namen, nur die richtige Tochter ist erbberechtigt.«
    »Gut so. Die kann das Geld wirklich brauchen. Übrigens hat Janets Sohn Eric diese Anna Guzman gefunden. Sie
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