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Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition)
Autoren: Mitch Winehouse
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Amy auch für Musicals im Fernsehen, Filme mit Fred Astaire und Gene Kelly. Sie mochte Astaire lieber, weil sie ihn artistischer fand als den athletischen Gene Kelly. Sie liebte Broadway Melodie 1940 , in dem Astaire mit Eleanor Powell tanzte. „Schau dir das an, Papa“, sagte sie. „Wie machen sie das nur?“ Mit dieser Szene begann ihre Leidenschaft fürs Stepptanzen. Amy sang regelmäßig für meine Mutter, und dann strahlte meine Mama. Als ihr größter Fan war sie überzeugt, Amy werde mal ein Star, und es war ihre Idee, sie mit neun Jahren auf die Susi Earnshaw Theatre School in Barnet in Nordlondon zu schicken, nicht weit von wo wir wohnten. Da gab es Kurse für Fünf- bis Sechzehnjährige. Amy ging jeden Samstag hin und lernte singen und Stepptanz.
    Offensichtlich gefiel es ihr dort, sie freute sich jedes Mal unbändig, und anders als in der Osidge-Schule hörten wir bei Susi Earnshaw nie Klagen über ihr Benehmen. Susi selbst erzählte uns, wie hart Amy in den Kursen arbeitete. Man brachte ihr bei, ihre Stimme zu entwickeln, und daran lag ihr wirklich was, je mehr sie über die Sängerinnen lernte, die sie zu Hause und mit meiner Mutter hörte. Es faszinierte Amy, wie Sarah Vaughan ihre Stimme als Instrument einsetzte, und es machte ihr Spaß, zu lernen, wie das ging.
    Von Beginn ihrer Zeit bei Susi Earnshaw an ging Amy zum Vorsingen. Mit zehn bewarb sie sich für das Musical Annie . Susi schickte nicht oft Mädchen zu solchen Castings. Sie sagte mir, Amy solle nur wegen der Erfahrung hingehen, die Rolle werde sie nicht kriegen, aber es sei gut für Kinder, das mal zu erleben – und sich an Absagen zu gewöhnen.
    All das erklärte ich Amy, und sie verstand es; sie mochte die Show sowieso nicht. Aber sie wollte gerne hingehen und es versuchen. Mein großer Fehler war, meiner Mutter davon zu erzählen. Aus irgendeinem Grund konnten weder ich noch Janis Amy begleiten, und meine Mutter sprang nur zu gerne ein. Als ihr größter Fan glaubte sie, die Sache sei geritzt und das Vorsingen für Amy nur eine Formalität – ihre Enkelin werde die neue Annie. Ich glaube, sie kaufte sich sogar ein neues Kleid für die Premiere, so sicher war sie sich.
    Als ich Amy abends sah, sagte sie als Erstes zu mir: „Papa, schick nie wieder Oma mit mir zum Vorsingen, nie wieder.“
    Es hatte schon im Zug angefangen; meine Mama setzte Amy unter Druck, indem sie ihr Ratschläge erteilte. Wie sie ihr Lied singen und mit dem Regisseur sprechen sollte: „Tu dies nicht, tu das nicht, schau dem Regisseur in die Augen … „ Das alles hatte Amy schon bei Susi Earnshaw gelernt, aber natürlich wusste es meine Mama besser. Schließlich kamen sie im Theater an, wo laut Amy „Tausende“ Mütter, Väter und Großmütter waren und wie meine Mama dachten, ihr kleines Wunderkind müsse die neue Annie werden.
    Schließlich war Amy an der Reihe und gab dem Pianisten ihre Noten. Er wollte sie aber so nicht spielen, weil das Lied für die Show in der falschen Tonart war. Amy mühte sich durch den Song, in einer für sie viel zu hohen Tonart, und nach ein paar Takten gab man ihr das Zeichen zum Aufhören. Der Regisseur war sehr nett und dankte Amy, sagte jedoch, ihre Stimme passe nicht zu der Rolle. Da drehte meine Mutter durch. Sie marschierte auf den Regisseur zu und brüllte ihn an, er habe keine Ahnung, wovon er spreche; es gab einen fürchterlichen Streit.
    Im Zug nach Hause ging meine Mama dann auf Amy los; das Übliche: „Du hörst nicht auf mich, du weißt alles besser …“
    Amy war die verpasste Rolle herzlich egal, aber meine Mutter war so verärgert, dass sie sich für den Rest des Tages ins Bett legte. Als Amy mir davon erzählte, musste ich lachen. Ich fand das urkomisch. Meine Mama und Amy glichen sich wie ein Ei dem anderen und hatten sich wahrscheinlich die ganze Heimfahrt lang angeschrien. Die Szene hätte ich gerne gesehen.
    Amy und meine Mutter hatten eine lebhafte Beziehung, aber sie liebten sich, und meine Mama ließ den Kindern fast alles durchgehen. Wenn wir sie besuchten, föhnte Amy ihr oft die Locken (Mama war Friseurin), während Alex zu ihren Füßen saß und sie pedikürte. Wenn sie fertig war, kam meine Mutter oft und zeigte uns, „was Amy angerichtet hat“ – ihre Haare waren ein einziges Chaos. Wir lachten herzhaft; diese gemeinsamen Abende waren etwas Besonderes.

    Im Frühjahr 1994, als Amy zehn war, brachte ich sie zum Aufnahmetest für ihre nächste Schule, Ashmole in Southgate, Nordlondon. Ich hatte
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