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Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition)
Autoren: Mitch Winehouse
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Kurz vor ihrem Tod erinnerte mich Amy an diese Hausaufgabe und den daraus entstandenen Ärger – und an eine andere meiner kleinen Geschichten, die ich Alex und ihr erzählt und inzwischen vergessen hatte. Ich hatte ihnen beiden erzählt, ich hätte mit sieben an der Tower Bridge gespielt, sei in die Themse gefallen und fast ertrunken. Ich fuhr sie sogar hin, zeigte ihnen, wo es hätte passiert sein sollen, und sagte, es gebe eine Plakette, die an den Vorfall erinnere, aber die habe man abgenommen, um sie zu putzen.
    In den Schulferien mussten wir für Amy etwas finden, mit dem sie sich beschäftigen konnte. Wenn ich bei einem Meeting war, ging Jane mit ihr essen – Amy bestellte dabei immer das Gleiche: Krabbensalat. Als Jane sie das erste Mal ausführte und Amy noch klein war, fragte Jane: „Magst du Schokopudding als Nachtisch?“
    „Nein, ich habe Laktoseintoleranz“, entgegnete Amy stolz.
    Aber dann verschlang sie tütenweise Bonbons – sie war eine richtige Naschkatze.
    Jane arbeitete ehrenamtlich beim Hausradiosender des Whipps Cross Hospital und hatte eine eigene Sendung. Amy kam mit und half ihr. Sie war zu jung, um dabei zu sein, wenn Jane die Patienten interviewte, und so suchte sie die Platten aus, die gespielt wurden. Einmal interviewte Jane Amy, ich habe die Bänder noch irgendwo. Jane löschte ihre Fragen raus, Amy sprach also direkt zu den Hörern – ihre erste Sendung.
    Eine Sache, die mich mit Amy auch nach meinem Auszug immer verband, war die Musik. Sie lernte die Musik lieben, die ich, als ich jünger war, über meine Mutter lieben gelernt hatte. Meine Mama hörte diese Platten nicht nur gerne, sie waren ein Teil ihres Lebens.
    Sie war ein großer Jazzfan und war, bevor sie meinen Vater kennenlernte, mit dem berühmten Jazzmusiker Ronnie Scott zusammen. Bei einem Gig 1943 stellte Ronnie ihr den legendären Bandleader Glenn Miller vor, der versuchte ihm meine Mutter auszuspannen. Meine Mama verliebte sich in Glenn Millers Musik, und Ronnie war verliebt in sie. Er war am Boden zerstört, als sie die Beziehung beendete. Er flehte sie an und machte ihr sogar einen Heiratsantrag, aber sie sagte Nein. Sie blieben jedoch bis zu seinem Tod 1996 eng befreundet. Ronnie erwähnt meine Mutter in seiner Autobiografie.
    Als sie noch ein kleines Mädchen war, hörte Amy meine Mutter gerne von Ronnie erzählen, von der Jazzszene und all den Sachen, die sie angestellt hatten. Jazz hatte Amy immer gemocht; mit zunehmendem Alter fuhr sie richtig darauf ab. Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan waren ihre frühen Lieblinge.
    Besonders gefiel ihr eine Geschichte über Sarah Vaughan und Ronnie Scott, die ich ihr erzählte. Immer wenn Ronnie einen „großen Namen“ in seinem Club aufbot, lud er meine Mutter, Tante Lorna, meine Schwester, mich und wen immer wir mitnehmen wollten ein. Wir sahen fantastische Künstler – Ella Fitzgerald, Tony Bennett und viele andere. Aber am meisten beeindruckte mich Sarah Vaughan – sie war einfach wundervoll. Hinterher gingen wir in die Garderobe; da wartete eine Schlange von etwa sechs Leuten darauf, ihr vorgestellt zu werden. Als Mama an der Reihe war, sagte Ronnie: „Sarah, das ist Cynthia. Sie war meine Sandkastenliebe, und wir stehen uns immer noch sehr nahe.“ Sarah und meine Mama unterhielten sich zwei, drei Minuten, Sarah fragte Sachen wie: „Wo wohnst du? Was machst du so?“, es war ein nettes Gespräch.

    Ich mit sechs Jahren mit meiner Mutter. Amy liebte meine Mutter genauso wie ich. Wir hörten oft stundenlang gemeinsam Jazzplatten an – so wie sie später mit Amy.
    Dann war ich dran. Ronnie wandte sich zu mir: „Das ist Mitch, Cynthias Sohn.“
    Und Sarah sagte: „Was machst du?“
    Ich erzählte ihr von meinem Job im Kasino, wir plauderten ein paar Minuten über dies und jenes, und direkt nach mir wurde ihr als Nächster Matt Monro vorgestellt.
    Ronnie sagte: „Sarah, das ist Matt Monro.“
    Sarah antwortete einfach: „Und was machst du so, Matt?“
    Sie hatte echt keine Ahnung, wer Matt Monro war. Das ist irgendwie typisch für amerikanische Künstler; sie sind recht engstirnig. Viele von ihnen wissen nicht, was außerhalb von New York oder L.A. los ist, geschweige denn in England. Matt tat mir ein bisschen leid, weil er in meinen Augen der beste britische Sänger aller Zeiten war – und er selbst war auch nicht gerade erfreut. Er verließ den Club und sprach nie mehr ein Wort mit Ronnie Scott.
    Außer den Geschichten von meiner Mutter interessierte sich
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