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Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition)
Autoren: Mitch Winehouse
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diese Schule gut 25 Jahre zuvor besucht, außerdem ging Alex auch dorthin. Die Wahl lag also nahe.
    Mein alter Klassenlehrer, Mr. Edwards, war tatsächlich noch da und sollte Amys Rektor werden. Zufällig war er es, der sie und mich befragte. Als wir in Mr. Edwards’ Büro traten, erkannte er mich sofort und sagte in seinem schönen walisischen Dialekt: „O mein Gott, nicht noch eine Winehouse! Ich wette, dieses Exemplar spielt nicht Fußball.“ Ich hatte mir als Fußballer für das Schulteam einen Namen gemacht, und Alex trat in meine Fußstapfen. Ich selbst war inzwischen aber mehr an die Anrede „Mr. Winehouse“ gewöhnt.

    Amys Klassenfoto von 1994. Von einem Vater erwartet man natürlich, dass er das sagt – aber sie sticht wirklich sehr deutlich heraus. Vielleicht weil sie in der Mitte sitzt und ganz bewusst in die Kamera blickt.
    Amy wollte auf die Ashmole-Schule, weil ich dort gewesen war und weil sie auf dieselbe Schule gehen wollte wie ihr Bruder. Im September 1994 fing sie dort an, aber es war nicht sehr viel anders als auf der Osidge. Sie störte von Anfang an den Unterricht. Auch ihre Freundin Juliette kam von Osidge nach Ashmole. Beide allein waren an sich schon schlimm genug, aber zusammen waren sie zehnmal schlimmer; kein Wunder also, dass man sie bald in verschiedene Klassen steckte.
    Alex besaß jetzt eine Gitarre und hatte sich selbst das Spielen beigebracht, und als Amy es versuchen wollte, zeigte er ihr, wie es geht. Er war sehr geduldig, obwohl sie oft stritten, wie Bruder und Schwester das nun mal tun. Es überraschte mich, dass sie Noten lesen konnten. Ich fragte: „Wo habt ihr das gelernt?“, und beide starrten mich an, als spräche ich eine Fremdsprache. Amy schrieb bald eigene Songs – einige sehr gute, einige fürchterliche. Einer der guten hieß „I Need More Time“. Sie hat ihn mir erst ein paar Monate vor ihrem Tod wieder mal vorgespielt. Glaubt mir, er wäre gut genug für eines ihrer Alben gewesen; zu schade, dass sie ihn nie aufgenommen hat.
    Ich holte die Kinder oft von der Schule ab; damals hatte ich ein Cabrio, und Amy bestand immer darauf, das Dach abzunehmen. Wenn wir dann so dahinfuhren, mit Alex vorne neben mir, sang sie, so laut sie konnte. An roten Ampeln stand sie auf und posierte. „Setz dich hin, Amy!“, forderten wir beide, aber sie sang weiter, und die Leute auf der Straße lachten.
    Einmal war sie mit meinem Freund Phil im Auto unterwegs und sang das Lied „Deadwood Stage (Whip-Crack-Away!)“ aus dem Doris-Day-Film Calamity Jane . „Weißt du“, sagte Phil, als sie zurück waren und seine Ohren wahrscheinlich immer noch dröhnten, „deine Tochter hat eine echt kräftige Stimme.“
    Amys Wildheit beschränkte sich nicht aufs Autofahren. Irgendwann verlegte sie sich darauf, mit Alex’ Rad zu fahren, was mir Todesangst einjagte, weil sie so leichtsinnig war. Sie hatte keinerlei Fahrgefühl und raste herum, so schnell sie konnte, überall. Sie liebte die Geschwindigkeit und fiel ein paarmal hin. Beim Eislaufen und Rollschuhfahren am Wochenende war es dasselbe – sie liebte es; und sie war echt schnell unterwegs. Ich weiß nicht, woher sie diese Leidenschaft hatte, aber sie blieb ihr für immer. Viel später, als schon ihr erstes Album erschienen war, erzählte sie mir, sie wolle irgend-wann mal eine Hamburgerkette mit Bedienungen auf Rollschuhen eröffnen.

    Amy beim Sommerfest ihrer Schule, nachdenklich, aber immer noch in Rosa und natürlich mit Herz
    Sie war zwar wild, aber ich war nachsichtig mit ihr; ich konnte nicht anders. Klar, dass ich nach der Scheidung von Janis die Kinder etwas verhätschelte, aber sie wurden nun mal größer und brauchten andere Sachen – andere Kleidung – als früher. Ich ging mit Amy zum Shoppen, um ihr neue Klamotten zu kaufen. Sie ging jetzt schließlich auf eine neue Schule und war fast schon ein Teenager.
    „Schau, Papa“, sagte sie aufgeregt, als sie aus der Umkleidekabine kam, mit einer nagelneuen Jeans mit Leopardenmuster, „die ist fantastisch; findest du, dass sie mir steht?“

    Immer wenn sie bei uns war, hatte Amy ein Buch dabei, in dem sie ständig Notizen machte; mitten im Gespräch sagte sie plötzlich: „Oh, Moment mal“, und verschwand, um was aufzuschreiben, was ihr gerade eingefallen war. Die Sachen sahen aus wie Gedichte, und später tauchte immer mal wieder eine Zeile in einem Song auf, neben anderen, die sie bei ganz anderen Gelegenheiten aufgeschrieben hatte.
    Auch im Rechnen war Amy
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