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Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition)
Autoren: Mitch Winehouse
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stattfinden.
    Als Kind habe ich mich mal an einem Apfel verschluckt und versetzte meinen Vater damit in Panik. Als sich Alex kurz vor seinem siebten Geburtstag beim Abendessen verschluckte, geriet ich ebenso in Panik, steckte ihm die Finger in den Hals und wollte das Ding rausziehen. Ich hatte wirklich Angst. Es dauerte nicht lange, da verlegte sich Amy, des Versteckspiels überdrüssig, auf das Erstickspiel. Eines Samstagnachmittags waren wir bei Selfridges, dem Kaufhaus in der Oxford Street, und es war brechend voll. Plötzlich warf sich Amy auf den Boden, hustete und hielt sich den Hals. Ich wusste, dass sie nur spielte, aber sie machte ein solches Theater, dass ich sie schließlich auf die Schulter packte und wir aus dem Laden flohen. Danach bekam sie überall „Erstickungsanfälle": bei Freunden, im Bus, im Kino. Irgendwann ignorierten wir es einfach, und schon hörte es auf.

    Ich bin zwar in Nordlondon geboren, aber ich fühlte mich immer als East-Ender, weil ich als Kind viel Zeit bei meinen Großeltern Ben und Fanny Winehouse in ihrer Wohnung über Bens Friseursalon in der Commercial Street verbrachte. Auch das Haus meiner anderen Großmutter Celie Gordon in Albert Gardens lag im Herzen des East End. Ich ging sogar im East End zur Schule. Mein Vater arbeitete als Friseur bei seinem Vater, meine Mutter war Damenfriseurin im selben Laden, und auf dem Weg zur Arbeit lieferten sie mich um die Ecke in der Schule an der Deal Street ab.
    Schon als sie noch sehr jung waren, faszinierte das East End Amy und Alex, und ich fuhr oft mit ihnen hin. Sie liebten es, Geschichten über unsere Familie zu hören, und zu sehen, wo sie gelebt hatte, erweckte die Geschichten zum Leben. Amy hörte am liebsten die Geschichten über meine Wochenenden im East End, als ich noch ein kleiner Junge war. Ich erzählte ihr, dass ich jeden Freitag mit Mama und Papa nach Albert Gardens kam, wo wir bis Sonntagabend blieben. Das Haus war vollgestopft bis unter das Dach. Oma Celie war da, ihre Mutter, Urgroßmutter Sarah, Celies Bruder, Großonkel Alec, die Brüder meiner Mutter, Onkel Wally und Onkel Nat, und die Zwillingsschwester meiner Mutter, Tante Lorna. Als wären das noch nicht genug Leute, wohnte im obersten Stock noch Izzi Hammer, ein Überlebender des Holocausts, der im Januar 2012 leider gestorben ist.
    Die Wochenenden begannen mit dem traditionellen jüdischen Abendessen am Freitag: Hühnersuppe, Grillhähnchen, Bratkartoffeln, Erbsen und Karotten. Zum Nachtisch gab es „Lokshen“-Kugeln mit Rosinen.
    Wo all diese Leute schliefen, weiß ich wirklich nicht mehr, jedenfalls waren die Wochenenden magisch, es wurde gesungen, getanzt, Karten gespielt, es gab Unmengen zu essen und trinken. Gelegentliche lautstarke Streitereien mischten sich mit dem Lachen und der Lebenslust einer großen, glücklichen jüdischen Familie. Diese Tradition behielten wir Amys Leben lang bei; es war immer etwas Besonderes und später ein Prüfstein für Amys Freundschaften – wer stand ihr nahe genug, um zum Freitagsmahl eingeladen zu werden?

    Meine Eltern Cynthia und Alec 1953 in ihrer Wohnung in der Rectory Road in Stoke Newington. Amy hat Alec nie kennengelernt, er starb lange vor ihrer Geburt. Sie kannte ihn jedoch aus meinen Geschichten, und sein Stil prägte ihre Vorliebe für Retrosachen.

    Amy mit ihrem größten Fan, meiner Mutter

    Da ich die Woche über arbeitete, verbrachte ich mehr Zeit am Wochenende mit den Kindern. Als Alex zwei war, nahm ich ihn mit zum Fußball. Damals konnte man da noch kleine Kinder auf dem Schoß haben. Spurs gegen West Bromwich Albion, Februar 1982. Es war eiskalt, so kalt, dass ich eigentlich nicht hinwollte, aber Alex hatte sich so darauf gefreut. Janis zog ihm seinen gefütterten Schneeanzug an, in dem er doppelt so groß aussah – er konnte sich kaum rühren. Als wir dort waren, fragte ich ihn, ob alles in Ordnung sei, und er sagte Ja. Fünf Minuten nach dem Anstoß sagte er: „Papi, ich muss Kacka.“ Also brachte ich ihn aufs Klo; es war gar nicht so einfach, ihn aus dem Anzug rauszukriegen. Ich benötigte noch mal zehn Minuten, um ihn wieder einzupacken. Kaum saßen wir wieder, musste er pinkeln, also das ganze Spiel von vorne. Und in der Halbzeit sagte er: „Papi, ich mag gehen, ich will nach Hause.“
    Amy nahm ich mit zum Fußball, als sie etwa sieben war. Als wir wiederkamen, fragte Janis, wie es ihr gefallen habe. Amy sagte, es sei furchtbar gewesen. Janis fragte, wieso sie nicht gesagt habe, dass sie
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