Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1

Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1

Titel: Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
Autoren: Courtney Allison Moulton
Vom Netzwerk:
herab, aber er sagte kein Wort. Um den Halsausschnitt seines Shirts waren seltsame schwarze Linien zu sehen – wahrscheinlich Tattoos. Sein dunkles Haar war vom leichten Septemberwind ein wenig zerzaust.
    »Ähm, hallo«, sagte ich gedehnt, um meine Nervosität zu überspielen. »Wolltest du auch zum Mülleimer?« Sobald die Worte aus meinem Mund waren, kam ich mir vor wie ein Idiot.
    »Hi«, sagte er und schenkte mir ein Lächeln, das seine feingeschnittenen Gesichtszüge verschönerte, die geschwungenen Lippen, das kleine Grübchen unter seinem linken Auge, das nur zu sehen war, wenn er lächelte – ein Lächeln, bei dem ich das Gefühl hatte, als hätte ich es schon unzählige Male gesehen. »Nein, ich wollte nichts wegwerfen.«
    »Okay …« Ich machte Anstalten, zu meinen Freunden zurückzukehren.
    »Erinnerst du dich an mich?«, fragte er.
    Abgesehen von einem ausgeprägten Déjà-vu-Gefühl war ich mir ziemlich sicher, ihn nicht wirklich zu kennen. »Ich glaube, ich habe dich gestern bei der Schule gesehen.«
    »Das ist alles?« Sein Gesicht spiegelte Enttäuschung wider.
    Ja, er war wirklich sonderbar. »Ich bin mir ziemlich sicher. Suchst du jemanden?«
    »Nein. Du bist doch Elisabeth Monroe, oder?«
    »Ja, ich bin Ellie. Gehst du auch auf meine Schule?«
    »Nein, leider nicht. Du gibst am Samstag eine Party, stimmt’s?«
    Gütiger Himmel, wusste denn die ganze Welt davon? »Ja. Wie hast du davon erfahren, wenn du nicht auf meiner Schule bist?«
    »Von einem Freund.« Er lächelte.
    »Alles in Ordnung, Ellie?« Landon war neben uns getreten. Er wirkte verärgert, fast ein wenig feindselig. »Wer ist der Typ?« Er musterte den Jungen von oben bis unten.
    Das Lächeln des Fremden verging. »Nenn mich einfach Will.«
    Seine Worte lösten ein Gefühl von Vertrautheit aus, ebenso wie sein Lächeln. Mir war, als hätte ich ihn das schon einmal sagen hören.
    »Quatsch sie nicht an, Mann«, sagte Landon und trat einen Schritt auf Will zu.
    Ich schob ihn mit sanfter Hand zurück. »Lass gut sein, Landon. Er hat mich nicht belästigt. Ich wollte nur meinen Becher wegwerfen. Lass uns gehen. War nett, dich kennenzulernen, Will.«
    Ich nickte Will zu und zog Landon hinter mir her. »Was ist bloß in dich gefahren?«, fragte ich, als wir außer Hörweite waren.
    »Nichts – mach dir keine Gedanken. Er hätte dich nicht ansprechen sollen.«
    »Ich dachte, du wolltest dem Typen eine reinhauen.«
    »Das hätte ich auch getan, wenn er dich angefasst hätte.«
    Ich blinzelte überrascht. »Hat er aber nicht.«
    »Dann ist ja gut«, schnaubte er.
    Ich musste mir das Lachen verkneifen. Ich war zwar seit der sechsten Klasse mit Landon befreundet, aber er war ein Junge, und Jungs waren mir manchmal ein Rätsel.
     
 
    Zu meiner Überraschung schaffte es mein Dad heute tatsächlich, zum Abendessen zu Haus zu sein, aber sobald wir uns alle an den Tisch gesetzt hatten, wünschte ich mir, er wäre nicht da. Unsere gemeinsamen Mahlzeiten verliefen in letzter Zeit meist so, dass meine Eltern damit beschäftigt waren, mich zum Reden zu bringen. Aber ich brauchte kein Gespräch über Mr Meyer. Ich war nicht mehr zehn, und ich war nicht traumatisiert. Ich war nur traurig. Das war ganz natürlich und zu erwarten. Man brauchte mich deshalb nicht wie ein Kleinkind zu behandeln.
    Mir graute vor der Schule am nächsten Tag. Die schreckliche Geschichte würde wieder und wieder durchgekaut werden. Ganz zu schweigen von dem Mathe-Test, der mir bevorstand. Ein toller Geburtstag!
    Die Faust meines Vaters, die auf den Tisch niedersauste, riss mich brutal aus meinen Gedanken. Erschrocken setzte ich mich kerzengerade hin.
    »Darum geht es nicht.« Seine Stimme klang kalt und harsch, als müsste er sich beherrschen, um nicht wütend loszubrüllen.
    »Ach nein?«, fragte meine Mom. »Das ist diese Woche der erste Abend, an dem du zu Hause bist. Es würde mich nicht wundern, wenn ihre Albträume durch die fehlende Vaterfigur ausgelöst werden.«
    »Das ist doch lächerlich. Komm mir nicht mit diesem Psycho-Quatsch, Diane.«
    »Ich versuche nur, eine Lösung zu finden«, sagte Mom müde. »Ihr Lehrer wurde ermordet, da mache ich mir eben Sorgen. Es wäre kein Wunder, wenn sie dadurch wieder Albträume bekommt. Wir sollten noch einmal einen Termin bei Dr. Niles für sie machen.«
    Offenbar hatte sie vollkommen vergessen, was ich ihr am Morgen gesagt hatte. Am liebsten hätte ich allen beiden meine Spaghetti ins Gesicht geschleudert und geschrien:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher