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Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)

Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)

Titel: Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)
Autoren: Uwe Steimle
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schlecht war, vergisst, wird dumm.«

Von der Nase und einer Lebenslektion
    »Mein Gott, welche Rolle doch der Geruchssinn spielt im Leben«, denke ich beim Aufschreiben meiner kleinen großen Kindheit. Was wäre, wenn ich ander(e)s gerochen hätte? . . . »Da musst du erst mal reinriechen«, hörte ich oft und nicht ohne Drohgebärde von Vertretern der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen Bevölkerung. Sie wollten mir mit diesen Worten demonstrieren, dass ihre eigene Geruchserfahrung der meinigen weit überlegen war.
    Unsere deutsche Sprache drückt in reichem Maße die vielfältigen Fähigkeiten und Möglichkeiten der Nase aus. Bei der Findung von Beispielen dafür hat mir die Unterrichtsvorbereitung einer Deutschlehrerin, die in diesem Buch nicht namentlich genannt werden möchte, gute Dienste geleistet. Nun martert mich aber mein Gewissen, und ich bin arg im Zweifel, ob man mir diese Nutzung fremden Eigentums ungestraft durchgehen lässt. Denn allzu warnend steht mir noch die Causa Karl Theodor …. (jeder Punkt für einen weiteren Vornamen) zu Guttenberg vor Augen. Sie wissen schon, die erschröckliche Geschichte vom Freiherrn, der Plagiat beging und keine Reue zeigte und nicht Buße tun wollte und wie er am Ende seinen gestohlenen Dr. verlor.
    Na, in dieser Hinsicht wenigstens kann mir ja nichts passieren.
    Nun zum Thema: Erstaunlich ist es schon, was unsere Nase vermag und für wie viele Lebenssituationen sie herhalten muss:
    Wir können »den Braten riechen« und seit dem Herbst 1989 auch den »Duft der weiten Welt«. Wenn Sie nach Übigau
wollen, wo ja meine Schneeweiß-Oma wohnte, dann gehen Sie von Trachau aus am besten zielstrebig und schnurstracks »der Nase nach«, aber zügig müssen Sie gehen und nicht »alle naselang« pausieren.
    Es gereicht Ihnen zum Vorteil, wenn Sie »eine Nase haben« für das eine oder andere, man weiß ja nie … Wie es auch sehr löblich ist, wenn Sie immer »die Nase vorn haben«. Sie sollten aber nicht Ihre »Nase überall hineinstecken« – bei anderen Leuten finden Sie diese Form der Nasenverwendung doch auch sehr ärgerlich.
    Wenn wir jemandem »an der Nase ansehen«, dass da was nicht stimmt, dann können wir den Ertappten unter Umständen in Verlegenheit bringen, aber das gelingt uns in der Regel nur noch bei dem einen oder anderen kleinen »Naseweis«, und auch da nicht mehr allzu oft.
    Und wenn die Gören pubertieren, dann muss man ihnen jedes Wort »aus der Nase ziehen«. (Warum eigentlich nicht aus dem Mund?)
    Es kann uns schlecht ergehen mit der Nase, so wenn wir uns »eine blutige Nase holen«, wenn wir »auf die Nase fallen«, zum Beispiel mit der Gründung einer Ich-AG oder »an der Nase herumgeführt werden« oder wenn Ihnen, weil Sie wieder mal zu lange geschlafen haben, die Züge »vor der Nase abfahren«.
    Mephisto, diese »Spottgeburt von Dreck und Feuer«, quälte den in Gretchen verliebten Faust nasebezogen auf böseste Weise, wenn er ihm sagte:«Ein Mägdelein nasführet dich!« »Nasführen« für »an der Nase herumführen« – steht sogar im Duden.
    Wurde Faust genasführt? Nicht wirklich, um es im aktuellen Sprachgebrauch auszudrücken. In keinster Weise hat Gretchen den Faust genasführt. Das arme Ding meinte es nämlich zutiefst ehrlich und ernst mit ihm, doch wie schwer musste es dafür büßen!
    Aber Gretchens Mutter, da hatte Mephisto nun Recht, die »schnuffelte« (ohne Umlaut) immer in ihrem Gebetbuch und sah oder roch den Dingen sofort an, ob sie »heilig oder profan« waren. Auch sie nahm ja ein schlimmes Ende, wofür Mephisto teuflischst gesorgt hatte.
    Kennen Sie übrigens das Wort »schnofeln« in der Bedeutung »durch die Nase sprechen«, also »näseln«?
    »Hochnäsig« sieht man gewisse Leute »die Nase rümpfen«, mit der sie dann noch obendrein in unseren Akten »schnüffeln« bzw. »schnuffeln«. Na ja, »das stinkt uns an«, und ich glaube, dass Sie davon wie auch von vielen anderen Dingen in der Bundesrepublik zu Recht »die Nase voll haben«, und da das vielleicht auch auf die geballte Ladung der aufgeführten Nasenfälle zutrifft, machen wir jetzt erst einmal Schluss mit der Nasenidio… matik.
    Wir wollen aber nicht die Tatsache unberücksichtigt lassen, dass die Nase Geist besitzt, und zwar mal mehr, mal weniger. Angela Merkel kann sich glücklich schätzen, denn bei ihr trifft Ersteres zu. Modezar Lagerfeld weiß nicht ohne Begeisterung zu berichten, dass Merkels Haarfarbe und Frisur ein Lob verdienen, und
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