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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition
Autoren: M Twain
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erfahrener Mensch ist – weiß längst, was ich tat. Ich folgte einem Brauch. Ich tat, was man immer tut, wenn man nach neuen Methoden sucht, um die Seele zu beruhigen, und keine findet: Ich griff auf eine alte, eine uralte, eine überstrapazierte und verbrauchte Flause, List, Ausflucht, höfliche Lüge zurück: schrieb ihm, dankte ihm für sein Buch und sagte, ich verspräche mir – »zu einem frühen Zeitpunkt« – Vergnügen bei dessen Lektüre.
    Das befreite mich: Jetzt brauchte ich das Buch nicht zu lesen, es sei denn, ich entschied mich aus freien Stücken dafür. Kaum war ich frei, hatte sich mein Vorurteil verflüchtigt. Kaum hatte sich mein Vorurteil verflüchtigt, trat eine sehr natürliche Neugier an seine Stelle. Da ich das Buch jetzt prüfen konnte, ohne irgendeine Verpflichtung einzugehen, schlug ich es, sobald es eingetroffen war, auf und begann darin zu lesen. Das war ein kostspieliges Abenteuer. Ich hatte Arbeit zu erledigen und keine Zeit zu verlieren, aber ich konnte das Buch erst aus der Hand legen, nachdem ich es ausgelesen hatte. Es war mir ein wenig peinlich, dem Autor zu schreiben und ihm dies einzugestehen, und zwar gleich nach dem höflich-unhöflichen Brief, der vorausgegangen war, aber genau das tat ich. Ich tat es, weil ich größeren Seelenfrieden darin fand, es zu tun, als es zu unterlassen. Dachten Sie etwa, ich hätte es getan, um dem Autor eine Freude zu machen? Das tat ich – aber erst
in
zweiter Hinsicht.
Wir erweisen keine Wohltaten, deren
erster
Nutzen nicht uns selber zugutekommt.
     
    PRESBYTERIANISCHE DOKTRIN
     
    Zwei Drittel der Presbyterien für die Revision des Glaubensbekenntnisses
     
    Philadelphia, 27. April. – Rev. Dr. W. H. Roberts, Sekretär der presbyterianischen Generalversammlung, gab heute bekannt, dass zwei Drittel der Presbyterien für die Revision des Glaubensbekenntnisses und für die Feststellungserklärung zur Erläuterung der Artikel 3 und 10 des Glaubensbekenntnisses gestimmt haben. Das Thema wird auf der Generalversammlung nächsten Monat in Los Angeles, Cal., abschließend behandelt werden. Man rechnet damit, dass die Generalversammlung den Antrag der Presbyterien verabschiedet.

    RUSSISCHES MASSAKER AN JUDEN
    Depesche an eine jüdische Lokalzeitung über das Gemetzel von Chişinău – Dem Vernehmen nach 120 Menschen getötet
     
    Die
Jewish Daily News
werden heute Nachmittag die folgende Depesche über die antijüdischen Ausschreitungen in Chişinău, Russland, drucken:
    »St. Petersburg, 25. April. – (Um dem Zensor zu entgehen, zur Übermittlung über die Grenze geschafft.) – Die antijüdischen Ausschreitungen in Chişinău, Bessarabien, sind schlimmer, als der Zensor veröffentlicht sehen will. Das allgemeine Judenmassaker am Tag nach dem russischen Osterfest war von langer Hand geplant. Der Mob wurde von Priestern angeführt, und der allgemeine Ruf »Tötet die Juden!« war in der ganzen Stadt zu hören. Die Juden wurden völlig überrascht und wie Schafe abgeschlachtet. Die Zahl der Toten beläuft sich auf 120, die der Verletzten auf etwa 500.
    Die Horrorszenen um dieses Massaker entziehen sich jeder Beschreibung. Babys wurden von dem rasenden blutrünstigen Mob buchstäblich in Stücke zerrissen. Die örtliche Polizei machte keine Anstalten, die Schreckensherrschaft einzudämmen. Bei Sonnenuntergang stapelten sich Tote und Verwundete in den Straßen. Wer flüchten konnte, floh in panischer Angst, und inzwischen haben fast alle Juden die Stadt verlassen.
    Wie schon bei den Ausschreitungen von 1880/81 herrscht unter den russischenBauern der Volksglaube, der Zar selbst habe das Abschlachten der Juden angeordnet. Unmittelbarer Anlass für die Ausschreitungen war jedoch der Ritualmordvorwurf gegen die Juden von Dubăsari, Gouvernement Cherson. Umgehende Hilfsmaßnahmen sind erforderlich.«
     
    Nachdem er ein Jahr lang gewartet hatte, um sich zu entscheiden, ob die Geschichte von Adam und Eva ein Mythos sei, wurde Gilbert A. Lovell aus Plainfield, N. J., einem jungen Geistlichen, dem vom Presbyterium in Elizabeth die Genehmigung versagt worden war, das Evangelium zu predigen, weil er Zweifel an diesem Teil der Genesis ausgedrückt hatte, heute vom Presbyterium auf dessen Frühjahrssitzung in Perth Amboy die Lizenz erteilt.
    Lovell und Harrison K. Wright aus Plainfield hatten die Lizenz beim Presbyterium bereits im vergangenen Frühjahr beantragt; da sie jedoch beide der Auffassung waren, Adam und Eva seien mythische Gestalten, wurden die
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