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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein
Autoren: Katrin Rodeit
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kannst dich bei Goldmann bedanken. Und dass ich die Zeitung nicht gelesen habe. Wir haben ihn ziemlich in die Mangel genommen, aber er redete nicht. Er war arrogant und eingebildet und hat nichts zugegeben. Nur, dass er in Salem und Heikes Freund war. Muss wohl auch einiges auf dem Kerbholz gehabt haben. Er sei nicht der Einzige, der das Internat besucht hätte. Der Journalist, der den Artikel geschrieben hat, sei auch dort gewesen. Und ein Haufen anderer auch. Er hat auf die heutige Zeitung gezeigt, die noch auf meinem Schreibtisch lag, weil ich sie, wie gesagt, noch nicht gelesen hatte, und auf einen Bericht, den Krüger geschrieben hat. Da dämmerte dann auch mir die Erkenntnis, dass wir den Falschen hatten. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    Ich schüttelte langsam den Kopf. Der Mann, den ich der Polizei geliefert hatte, hatte mir das Leben gerettet. Dabei wäre es so einfach gewesen, wenn ich meinem Gefühl Glauben geschenkt und etwas nachgedacht hätte.
    »Und wo ist er jetzt?« Jens’ Name ging mir nicht über die Lippen. Ich würde ihn nie mehr aussprechen können.
    »Verhaftet, wir haben ihn mitgenommen. Er wird nicht davon kommen, keine Angst. Ich weiß nicht, wie die Richter entscheiden werden, aber er wird sehr lang, wenn nicht gar für immer, hinter Schloss und Riegel verschwinden.«
    Die Sanitäter setzten die Trage wartend neben mir auf dem Boden ab. Ich warf nur einen Blick darauf und schüttelte den Kopf.
    »Vergesst es.«
    »Du solltest dich untersuchen lassen«, sagte Mark eindringlich. Das feuchte Glitzern war aus seinen Augen verschwunden und der vertrauten Hartnäckigkeit gewichen. Wenn sich mein benebeltes Gehirn das alles nicht nur eingebildet hatte. Er war wieder ganz der Polizist. »Ich bestehe darauf.«
    »Ich fahre nicht im Krankenwagen.«
    »Dann bringe ich dich hin.«
    »Ich mag nicht ins Krankenhaus.« Trotzig schüttelte ich den Kopf, was ich gleich bereute, als ich Sternchen sah und eine Welle der Übelkeit aufkam. Das Blut sank aus meinem Kopf, und der Notarzt, der die Zeichen schneller als Mark erkannt hatte, fing mich auf und legte mich sanft am Boden ab.
    »Ich verspreche, ich bleibe bei dir.« In Marks Stimme hatte sich ein Anflug von Panik gemischt. »Du kannst nicht hier bleiben, deine Tür ist kaputt.«
    Es hatte keinen Zweck, mich zu weigern. Ich fühlte mich zu schwach, um mich weiter zu widersetzen.
    Die Sanitäter brachten mich auf der Trage nach unten, vorbei an den geöffneten Türen meiner Nachbarn, die vom Lärm aufgescheucht worden waren. Leon sah mich fassungslos an.
    »Soll ich dich beschützen?«, fragte er ängstlich. »Ich kann uns einen Hund besorgen. So einen großen, wie du neulich hattest. Den können wir uns dann teilen.«
    Ich nickte schwach, dann schloss ich die Augen, bis wir unten waren.
    Doch dann weigerte ich mich standhaft, in den Krankenwagen einzusteigen. Schließlich nahm ich auf Marks Beifahrersitz Platz und ließ mich von ihm in die Klinik bringen.
    Zwar hatten der Notarzt und Mark dafür gesorgt, dass bei meiner Ankunft alles vorbereitet war, doch die Prozedur, die ich über mich ergehen lassen musste, dauerte schier endlos. Ich wurde genötigt, ein Krankenhausnachthemd anzuziehen und mich in ein Bett zu legen. Zu schwach, um zu protestieren, war mir egal, dass Mark einen Blick auf meine blanke Rückseite erhascht haben mochte. Ich ließ mich in die Kissen fallen und schloss die Augen.
    Immer wieder kam jemand vorbei, nahm Blut ab, maß den Blutdruck und brachte mich zum Röntgen. Mark hielt Wort und wich nicht eine Sekunde von meiner Seite.
    Irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Vielleicht hatten sie mir auch ein Beruhigungsmittel gegeben. Vorsichtig blinzelte ich in das gedämpfte Licht über meinem Bett.
    Ich ließ den Blick durch das Zimmer schweifen und sah Mark in einem Stuhl sitzen. Er schlief und schnarchte leise.
    Erschöpft schloss ich die Augen und dämmerte sofort wieder weg.

    Erst am nächsten Morgen wachte ich auf und fühlte mich erstaunlich erholt, wenn man bedachte, was ich hinter mir hatte.
    »Wie geht es dir?«
    Mark war von seinem Stuhl aufgestanden. Er sah schlecht aus, bleich und unrasiert. Doch er lächelte.
    »Bringst du mich nach Hause?«
    »Klar. Lass uns gehen.«
    Mark verschwand im Flur, bis ich mich angezogen hatte, und ich war ihm dankbar dafür.
    Die Tür war ersetzt worden, doch in meiner Wohnung sah es aus, als habe eine Bombe eingeschlagen. Mir war es egal. Wieder allein, machte ich etwas zu
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