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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein
Autoren: Katrin Rodeit
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hören, wie Jens sich in der Küche aufrappelte. War ich erst draußen vor der Tür, konnte ich schreien, die Hausbewohner würden zusammenlaufen, und ich konnte auf die Straße rennen. In Sicherheit.
    Ich rannte die paar Schritte zur Tür in fliegender Hast und griff nach der Klinke, um sie nach unten zu drücken.
    Doch die Tür öffnete sich nicht. Mit aller Gewalt zerrte ich daran, wohl wissend, dass mir nur mehr Sekundenbruchteile blieben.
    Doch alles Rütteln und Zerren an der Klinke half nichts, die Tür blieb zu. Ein lautes Schluchzen der Angst und der Wut stieg meine Kehle hinauf, Tränen rannen mir über die Wange. Doch ich ahnte, dass es sinnlos war. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich verloren hatte.
    »Suchst du vielleicht den hier?«
    Langsam drehte ich mich um. Er hielt meinen Wohnungsschlüssel in der Hand und schwenkte ihn, während er mich mit einem teuflischen Grinsen musterte. Im Gegensatz zu mir hatte er alle Zeit der Welt und kam langsam auf mich zu, den Schal in den Händen.
    »Du hast keine Chance.«
    »Und es ist mir egal«, antwortete Jens kalt und grausam.
    Seine Faust traf mein Kinn blitzschnell und unvorbereitet, sodass ich benommen zu Boden sank und unfähig war, mich zu rühren.
    Ich spürte den weichen Stoff des Schals an meinem Hals.
    Verzweifelt griff ich danach, doch meine Bewegungen waren zu langsam, längst hatte er die Oberhand gewonnen, und ich wusste, dass es zu Ende war.
    Die Dunkelheit kam schnell, und irgendwie war ich dankbar. Es war das Letzte, woran ich dachte.

    »Jule, verdammt noch mal!«
    Jemand rüttelte an meiner Schulter, und ich wollte die Hand wegschlagen. Doch es gelang mir nicht, ich hatte keinen Muskel meines Körpers mehr unter Kontrolle. Die Stimme drang wie durch dichten Nebel zu mir.
    Lass mich in Ruhe, bitte. Mach es nicht noch schlimmer, dachte ich verzweifelt. Ich hatte aufgegeben und mich in mein Schicksal gefügt, den Tod vor Augen.
    Doch die Hand ließ keine Ruhe und rüttelte und zerrte, dass mein Kopf hin und her schlug. Ich bewegte mich, doch ich schaffte es nicht, den Arm wegzuschieben.
    »Sie kommt zu sich«, flüsterte jemand durch den sich langsam lichtenden Nebel. »Gott sei Dank!«
    Ich öffnete die Augen und blickte geradewegs in Marks Gesicht, verwundert, wo er herkam.
    Offenbar lag ich noch immer am Boden im Flur. Mein Kinn und der Hals schmerzten höllisch, und mein Kopf fühlte sich an, als würde jemand ein Haus im Inneren abreißen wollen.
    »Sie muss ins Krankenhaus«, sagte jemand neben meinem Kopf.
    Vorsichtig versuchte ich, mich zu drehen und öffnete den Mund. Doch außer einem Krächzen kam nichts heraus.
    »Ruhig, ganz ruhig. Nicht sprechen.«
    Die Stimme gehörte einem distinguiert aussehenden Mann in den Vierzigern mit Brille, dessen Blick Sanftheit und Güte, aber auch Souveränität ausstrahlte. Er hatte ein Stethoskop um den Hals hängen und nahm eine Manschette von meinem Arm.
    Langsam drehte ich den Kopf zurück und erblickte zwei weiß gekleidete Gestalten hinter Mark, die eine Trage herbeibrachten.
    »Ich bin nicht tot?« Ich flüsterte. Es war mehr eine Frage als eine Feststellung, und Mark schnaufte erleichtert. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell, und er schluckte, während sich ein Lächeln über sein Gesicht ausbreitete. Täuschte ich mich oder glitzerten seine Augen verdächtig feucht?
    »Nein, bist du nicht«, antwortete er mit leiser, belegter Stimme. »Wir bringen dich jetzt ins Krankenhaus.«
    »Das könnt ihr vergessen.«
    Ich krächzte und wusste, dass man mich kaum verstand, doch ich versuchte, mich vom Boden hochzudrücken.
    »Bleib noch einen Moment liegen.« Mark drückte mich sanft zurück. »Du musst erst wieder zu dir kommen.«
    »Ich bin ganz klar. Lasst mich in Ruhe, ich will schlafen.«
    »Aber nicht hier und nicht jetzt.«
    »Es wäre wirklich besser, Sie ins Krankenhaus zu bringen«, mischte sich der Notarzt ein.
    Diesmal schaffte ich es, mich in eine sitzende Position zu bringen. Dabei fiel mein Blick auf die Eingangstür. Oder das, was davon übrig war. Das Schloss war ausgerissen, und sie hing nur noch an der oberen Angel. Ich öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder.
    »Tut mir leid wegen der Tür.« Mark hatte meinen Blick verfolgt. »Aber darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen.«
    Draußen standen zwei schwarz Vermummte, die ich aus Wendts Büro bereits kannte, und ich vermutete weitere Gestalten in meiner Wohnung, im Treppenhaus und im Flur.
    »Wie …?«
    »Du
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